„Wir stellen mit Bestürzung und Sorge die zunehmende Überlastung der Beschäftigten in den Kindertagesstätten und schulischen Betreuungen in unseren Betrieben fest. Aufgrund des Fachkraftmangels fehlt es in zahlreichen Einrichtungen an ausreichend Personal. Immer wieder kommt es dazu, dass zu wenige Kolleg:innen zu viele Aufgaben zu bewältigen haben. Die Situation belastet Kinder, Familien und Beschäftigte. Häufig wird vor Ort in der Not improvisiert. Wir meinen, es braucht einen verbindlichen trägerübergreifenden Maßnahmenplan für die Stadt Frankfurt und andere Kommunen, wie bei Engpässen zu verfahren ist! Dies ist die Voraussetzung, um die Aufrechterhaltung der Kernaufgaben in Situationen ständiger Personalknappheit überhaupt erst ermöglichen zu können.“
Einen solchen Maßnahmenplan bei Personalengpässen legen jetzt die Betriebsräte der großen freien Kita-Träger im Anschluss an eine gemeinsame Betriebsratssitzung vor. Die in der Frankfurter Kitavernetzung kooperierenden Betriebsräte vertreten mehrere tausend Beschäftigte in Kitas und Schulbetreuungen in Frankfurt, Offenbach und Langen.
Der Maßnahmenplan sieht je nach Ausmaß der Notlage abgestufte Handlungsschritte zur Bewältigung eines Engpasses vor. Beschäftigten, Leitungen und Trägern steht somit ein transparentes Instrumentarium zur Verfügung. Dieses reicht von Anpassungen der Angebotsstruktur über Gruppenzusammenlegungen bis hin zu Einschränkungen der Öffnungszeiten und einem Aufnahmestopp für Neuanmeldungen von Kindern.
Die Betriebsratsvorsitzende der BVZ GmbH, Bianca Kistner, erklärt dazu: „Unterbesetzung in den Einrichtungen wird immer öfter zur alltäglichen Arbeitsbedingung. Deshalb brauchen wir ein klares Regelwerk zum Umgang damit.“ Ansonsten, so befürchtet Simon Benecken, Co- Betriebsratsvorsitzender des Sozialpädagogischen Vereins, drohe eine weitere Verschärfung der Überlastung und in Folge zunehmende Abwanderung von Fachkräften aus den Kitas: „Es braucht eine stadtweite Strategie. Deswegen werden wir jetzt zeitgleich an die jeweiligen Geschäftsleitungen der Kita- Träger herantreten, den von uns erarbeiteten Maßnahmenplan als Grundlage für eine Betriebsvereinbarung vorlegen und Verhandlungen dazu einfordern.“
Von der neuen Hessischen Landesregierung erwarten die Betriebsräte darüber hinaus eine Abkehr von der bisherigen Strategie, den Fachkraftbegriff aufzuweichen und Standards abzusenken. „Es muss entschieden mehr in bezahlte Ausbildungswege und attraktive Arbeitsbedingungen investiert werden. Nur so lässt sich Qualität in der Frühkindlichen Bildung dauerhaft erreichen.“, so Bianca Kistner abschließend.
Zum Hintergrund:
Um eine angemessene Bildungsqualität zu erreichen, fordert die Kita-Vernetzung Frankfurt schon seit einiger Zeit gemeinsam mit den Gewerkschaften ver.di und GEW eine altersgerechte Fachkraft-Kind-Relation von 1 : 3 (Krabbelstube) – 1 : 8 (Kindergarten) – 1 : 10 (Hort/Schülerladen) in allen Einrichtungen. Davon ist die jetzige Realität weit entfernt.
Der jetzt vorgelegte Maßnahmenplan soll verhindern, dass es zu einer dauerhaften Überlastung der Beschäftigten kommt und wichtige mittelbare pädagogische Arbeit (Vor- und Nachbereitung, Praxisanleitungen, Teamsitzungen, Supervisionen, Fortbildungen) nicht mehr wahrgenommen werden kann. Der Maßnahmenplan soll als trägerübergreifender Handlungsrahmen angewendet werden. Da der Plan darauf ausgerichtet ist, den Mindeststandard abzusichern, ist er als Übergangsregelung gedacht, die nicht zur täglichen Normalität werden darf. Der Plan soll deshalb nach spätestens einem Jahr evaluiert werden.
Im Anhang:
Maßnahmenplan der Frankfurter Kita-Vernetzung
Zugehöriger Ablaufplan (Schaubild)