Schulen brauchen Unterstützung statt Testeritis. GEW Hessen fordert Freistellung vom VERA Stresstest für Grundschulkinder

PM 14. Mai 2014

 

Bereits zum elften Mal müssen sich in diesen Tagen alle hessischen Drittklässler einem Testmarathon unterziehen.

VERA 3 werden die Vergleichsarbeiten in Deutsch und Mathematik genannt. Die Kinder müssen an vier Tagen jeweils einen ca. einstündigen Stresstest durchleben. Mathematik wird am 13. und 15. Mai geschrieben, Deutsch am 20. und am 22. Mai.
 
Seit ihrer Einführung 2004 werden die Vergleichsarbeiten –  eine Folge des so genannten Qualitätssicherungsprogramms der Kultusministerkonferenz (KMK) – von Lehrkräften, der GEW und von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kritisiert. Die Kritik hat die KMK insoweit erreicht, als sie in ihrem Beschluss vom 8. März 2012 eingeräumt hat: „In Ausnahmefällen kann es gute Gründe geben einzelne Schulen oder Schulgruppen befristet von der Teilnahme an VERA-3 freizustellen.“

Bereits 2013 hatten daraufhin im Anschluss an eine Fachtagung der GEW rund 100 Grundschulen in Hessen einen Antrag auf Freistellung vom Testmarathon VERA an das Kultusministerium gestellt. Dieses lehnte pauschal alle Anträge ab. Der damalige Staatssekretär und heutige Kultusminister Lorz stellte später jedoch für 2014 in Aussicht, dass individuell begründete Anträge der Schulen im Einzelfall geprüft würden.

Im März 2014 reichten nun erneut rund 50 Grundschulen Anträge mit jeweils schulspezifischen Begründungen zur Freistellung ein, die eindrucksvoll die pädagogische Arbeit der Schulen widerspiegelten. Deren Unterricht stellt die Persönlichkeits- und Lernentwicklung des Kindes in den Mittelpunkt. „VERA ist das Gegenteil: Zum Zeitpunkt X müssen alle Kinder die Aufgaben in der gleichen Zeit lösen. Das erzeugt bei vielen Kindern Druck und Angst vorm Versagen“, betonte Susanne Hoeth vom Leitungsteam der Fachgruppe Grundschulen. „Wir wollen kein Kind zurücklassen und denken vom Kind aus. So sieht es inklusive Pädagogik vor, die versucht, die Vorgaben der UN-Konvention zu verwirklichen. Die Tests weichen dagegen von der gewohnten Lernsituation der Kinder ab und stören damit den Entwicklungsprozess des Kindes ebenso wie den der Schule.“

Die GEW und der Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer fordern deshalb seit Jahren eine Freiwilligkeit bei der Teilnahme an VERA. „Wir fordern das Kultusministerium erneut auf, die im KMK-Beschluss vorgesehene Möglichkeit zur Freistellung umzusetzen und so den Schulen die gewünschten pädagogischen Entwicklungsprozesse zu ermöglichen“, erklärte Jochen Nagel, Vorsitzender der GEW Hessen. „Aus Textbausteinen erstellte Ablehnungsbescheide bringen die Diskussion nicht voran. Die GEW wird die Lehrkräfte deshalb weiter in ihrem Widerstand gegen die Vergleichsarbeiten unterstützen.“