Hessen verschiebt Ende der Vorlesungszeit

Kritik an fehlenden Entlastungen für Lehrende und Studierende

Pressemitteilung 8. April 2020

Hochschule und Forschung

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) hat in einem gemeinsamen Schreiben mit den Hochschulpräsidien weitere Schritte im Umgang mit der Corona-Pandemie verkündet. Die Hochschulen setzen bis auf Weiteres die Präsenzlehre aus und eröffnen ab dem 20. April ein „digitales Semester“. Prüfungen, Forschung und die Bücherausleihe sollen ermöglicht werden. Auf Bundesebene will sich das HMWK z.B. beim BaföG und bei der Befristung von Mitarbeitern dafür einsetzen, dass den Betroffenen keine Nachteile entstehen. Diese Aussagen reichen sind für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nicht aus  und müssen konkretisiert werden.

„Es ist richtig, sich bundesweit für Studierende und Beschäftigte einzusetzen, aber das Land Hessen ist in der Pflicht auch eigene Akzente zu setzen. Als Drittmittelgeber im Programm LOEWE muss das Land dafür Sorge tragen, dass dort die Verträge befristet Beschäftigter automatisch verlängert werden. Das gleiche gilt für Befristungen auf Landesstellen“, stellt Dr. Simone Claar, Leiterin des Referates Hochschule und Forschung der GEW Hessen klar. „Für die plötzliche Mehrarbeit infolge des 'digitalen Semesters' muss insbesondere bei Lehrkräften für besondere Aufgaben, die bis zu 24 Semesterwochenstunden lehren, die Lehrverpflichtung reduziert werden, so Claar. Weiter sagt sie:  „Das Land kündigt eine Verschiebung des Vorlesungsendes an, dies darf aber nicht zu Mehrarbeit führen.“

Auch die Studierenden in der GEW zeigen sich enttäuscht über die Ankündigung. Nathalie Schäfer, Sprecherin der Studierenden in der GEW Hessen: „Wir brauchen finanzielle Entlastungen, weil  Zweidrittel von uns Studierenden arbeiten müssen, und die Jobs gerade wegfallen. Sich beim BaföG und der Krankenversicherung einzusetzen, reicht nicht aus. Für die Zeitdauer der Krise muss das ALG II für die Studierenden geöffnet werden. Bis dahin muss das Land einen Solidaritätsfond zur Unterstützung der Studierenden einrichten oder zumindest eine Stundung und Reduzierung des Semesterbeitrages vorsehen, den wir jetzt zahlen müssen.“ Nathalie Schäfer weiter: „Studierende aus nicht-akademischen Familien könnten durch die Digitalisierung noch weiter benachteiligt werden, weil sie nicht über eine ausreichende Ausstattung verfügen. Studierende, die vielleicht aufgrund von Kindern, Pflege oder anderen Gründen keine Studienleistungen erbringen können, dürfen keine Nachteil haben.“