Haupt- und Realschulabschluss

Schriftliche Abschlussprüfungen in diesem Jahr aussetzen

Nach den Empfehlungen der Leopoldina ist davon auszugehen, dass die Ministerpräsidenten der Länder am heutigen Mittwoch über den Wiedereinstieg in den regulären Schulbetrieb beraten werden. Ministerpräsident Bouffier hat in der letzten Woche deutlich gemacht, dass die Landesregierung an der Durchführung der zentralen Abschlussprüfungen für den Hauptschul- und den Realschulabschluss im Mai festhält. Aus Sicht der GEW Hessen sollte jedoch in diesem Jahr angesichts der Corona-Pandemie auf diese schriftlichen Prüfungen gänzlich verzichtet werden. Der Abschluss sollte stattdessen ausnahmsweise ausschließlich auf der Grundlage der erzielten Zeugnisnoten sowie der bereits geleisteten Präsentationsprüfungen vergeben werden.

Dazu äußerte sich Maike Wiedwald, Vorsitzende der GEW Hessen, wie folgt: „Hessen hat sich, trotz der erschwerten Bedingungen, für die Durchführung der schriftlichen Abiturprüfungen entschieden. Ob unter den gegebenen, extrem erschwerten Bedingungen faire Abiturprüfungen für alle Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden können, muss sich noch zeigen. Für die im Mai anstehenden schriftlichen Prüfungen für den Hauptschulabschluss und für den mittleren Abschluss halten wir dies aber für unmöglich. Das Hauptproblem ist, dass für die betroffenen Schülerinnen und Schüler aufgrund der Schulschließungen seit drei Wochen kein regulärer Unterricht stattgefunden hat. So fehlt essenzielle Unterrichtszeit, die zur Vorbereitung auf diese Prüfungen erforderlich gewesen wäre.“

Nach Einschätzung der GEW Hessen kann es nicht gelingen, den nun ausgefallenen Unterricht durch zu Hause zu erledigende Aufgaben vollständig zu kompensieren. Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten dazu stark von den Voraussetzungen zu Hause abhängen. Gerade bei Schulen in einem schwierigen sozialen Umfeld ist davon auszugehen, dass für viele Schülerinnen und Schüler ein erfolgreiches Lernen zu Hause nicht möglich ist. Dazu noch einmal Maike Wiedwald: „Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen haben in den vergangenen drei Wochen ihr Bestes gegeben, den Schülerinnen und Schülern in dieser außergewöhnlichen Situation das Lernen zu Hause zu ermöglichen. Aber vielerorts sind dem Lernen mit digitalen Medien noch sehr enge Grenzen gesetzt. Das fängt bei der notwendigen Ausstattung mit schnellem Internet, digitalem Endgerät, Drucker und Software an. Aber auch die sprachlichen und sozialen Voraussetzungen, die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, sind nicht in allen Familien gegeben.“

Daher ist es aus Sicht der GEW Hessen unerlässlich, zunächst sicherzustellen, dass keine Schülerinnen und Schüler durch die Schulschließung abgehängt werden. Maike Wiedwald abschließend: „Wenn der Schulbetrieb wieder anläuft, müssen wir alle Schülerinnen und Schüler mitnehmen. Alle müssen die Chance erhalten, offen gebliebene Fragen zu klären, Inhalte nach zu besprechen und aufzuarbeiten. Viele Schülerinnen und Schüler dürften auch psychisch belastet in die Schulen zurückkommen. Selbst wenn der Unterricht nach den Osterferien wieder anlaufen kann, was zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar ist, wird die Zeit bis zu den angesetzten Prüfungsterminen dazu nicht ausreichen.“

Hintergrund

Die zentralen Abschlussprüfungen in den Bildungsgängen der Hauptschule und der Realschule sind für den Zeitraum von Montag, den 11. Mai bis Freitag, den 15. Mai 2020 vorgesehen. Die Abschlussnoten setzten sich zu den größten Teilen aus den Zeugnisnoten der neunten beziehungsweise zehnten Klasse zusammen. Die Präsentationsprüfungen, die neben den schriftlichen Prüfungen in drei Fächern vorgesehen sind, wurden bereits im ersten Schulhalbjahr abgenommen.