GEW fordert Freistellung vom VERA Stresstest

50.000 hessische Grundschulkinder betroffen

28. April 2015

In diesen Tagen müssen sich wieder alle Drittklässler an Hessens Grundschulen einem Testmarathon unterziehen. VERA 3 werden die Vergleichsarbeiten in Deutsch und Mathematik genannt. Die Kinder in Hessen trifft es besonders hart, denn sie werden an vier Tagen getestet. Mathematik wird am 28. und 29. April geschrieben, Deutsch am 5. und 7. Mai. Andere Bundesländer beschränken sich auf ein Fach.

Die Vergleichsarbeiten sind Folge des so genannten Qualitätssicherungsprogramms der Kultusministerkonferenz (KMK) und werden von Lehrkräften, der GEW und seitens der Wissenschaft seit ihrer Einführung kritisiert. Die KMK hat 2012 reagiert und beschlossen: „In Ausnahmefällen kann es gute Gründe geben, einzelne Schulen oder Schulgruppen befristet von der Teilnahme an VERA-3 freizustellen.“

Seit drei Jahren stellen daher Grundschulen in Hessen Anträge auf Freistellung von VERA-3. Der GEW liegen über 200 Anträge vor. Die Schulen wollen freigestellt werden, weil sie keinen Sinn in den Tests sehen. „Die Denkvorgänge der Kinder sind nicht erkennbar. Sie bringen uns somit keine Erkenntnisse für die Förderung der Kinder.“, bemängelt beispielsweise eine Grundschule aus dem Rhein-Main-Gebiet. In den der GEW vorliegenden Anträgen spiegele sich die jeweilige schulspezifische pädagogische Arbeit wider, erklärt Susanne Hoeth von der Fachgruppe Grundschulen, die die Anträge gesichtet hat. Allen gemeinsam sei, dass Schule und Unterricht in den letzten Jahren weiterentwickelt wurden, um durch individuelle Förderung den Bedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden. „Besonders in Zeiten der Inklusion sollten unserer Meinung nach diese Testverfahren der Vergangenheit angehören…“, heißt es im Antrag einer mittelhessischen Grundschule. Das Kollegium einer Grundschule in Südhessen stellt darüber hinaus fest:  „Außerdem zeigte die Erfahrung aus den letzten Jahren, dass aus den Ergebnissen auf kultusministerieller Ebene keinerlei Folgen zur Verbesserung der Lern- und Förderbedingungen der Schüler und Schülerinnen resultierten.“

Bisher sind nach Information der GEW auch in diesem Jahr wieder alle Anträge abgelehnt worden. Wie im letzten Jahr dienten dazu die einmal erstellten Textbausteine oder der lapidare Hinweis auf die Verbindlichkeit der Vergleichsarbeiten. Die GEW Vorsitzende, Birgit Koch, fordert in diesem Zusammenhang das Kultusministerium auf, endlich der von der KMK am 8. März 2012 beschlossenen „Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA“ nachzukommen und Schulen in begründeten Fällen freizustellen.