Autonomie ohne Sicherheit?

Symposium an der Goethe-Universität diskutiert über Zukunft der Stiftungsuniversität

Am Donnerstag protestierten auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt über hundert Beschäftigte für bessere Arbeitsbedingungen und für eine Regulierung befristeter Arbeitsverträge. Anlass war ein Symposium, zu dem führende Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Politik anreisten, um über den Erfolg autonomer Universitäten zu diskutieren.
 
Zum Symposium „Die autonome Universität – ein Erfolgsmodell?“ kamen auf Einladung der Goethe-Universität und der Hans-Martin-Schleyer-Stiftung neben den Präsidentinnen und Präsidenten aus Frankfurt, München, Göttingen, Berlin und Friedrichshafen namhafte Politiker wie Thomas Oppermann – Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Sie diskutierten den ganzen Tag über Chancen und Risiken des fortschreitenden Autonomieprozesses an deutschen Hochschulen.

Vor dem Eingang des Symposiums protestierten zu Beginn über hundert Beschäftigte für bessere Arbeitsbedingungen und für eine Regulierung befristeter Beschäftigung an der Goethe-Universität Frankfurt. Mit 26 roten Pappaufstellern symbolisierten sie das Verhältnis zwischen befristet und unbefristet angestellten Mitarbeitern, hielten Schilder und Transparente hoch. Die Aktion ist gleichzeitig der Beginn der GEW-Unterschriftenaktion „Sichere Perspektiven schaffen“. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen hatte auch zu dem Protest aufgerufen.

Zu den Fakten: Nach Angaben des statistischen Landesamtes ist der Anteil der unbefristet beschäftigten wissenschaftlichen Mitarbeiter im Zeitraum 2007 bis 2012 von 11,6 auf 8,2 Prozent gesunken. Ohne die verbeamteten Mitarbeiter ist es noch dramatischer: Auf 25 Angestellte mit einem befristeten kommt lediglich nur eine Person mit einem unbefristeten Arbeitsvertag. Parallel dazu stieg in den letzten zehn Jahren die Anzahl der befristet Beschäftigten um über 140 Prozent.

„Die gegenwärtige Befristungspraxis an der Goethe-Universität ist für uns nicht weiter hinnehmbar. Selbst wenn Verlängerungen möglich wären, wird der vorhandene Spielraum nicht genutzt“, so Simone Claar, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft und Mitglied des Personalrats. 

Tobias Cepok, Referent für Hochschulen der GEW, fasste zusammen: „Mit unserer gelungenen Aktion fordern wir vom Präsidium einen ernsthaften Dialog über Mindeststandards für Gute Arbeit an der Goethe-Universität Frankfurt. Zum Beispiel könnten Mindestvertragslaufzeiten oder ein Mindeststellenumfang bei Neuausschreibungen vereinbart werden.“

Ebenfalls kam Kritik von den Studierenden. AStA-Vorsitzender Daniel Katzemeier begrüßte den Protest der Beschäftigten und bilanzierte: „Die autonome Universität führte zu einem Abbau demokratischer Mitbestimmungsrechte. Nicht nur die Beschäftigten haben weniger Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen, sondern auch wir als Studierendenvertreter können uns schwerer für gute Rahmenbedingungen in der Lehre einsetzen.“

Tobias Cepok, Referent für Hochschulfragen und Jugendbildungsreferent