GEW sieht in Bertelsmann-Studie keinen Grund zur Entwarnung

Lehrkräftemangel wird sich vor allem in weiterführenden Schulen verschärfen | Pressemitteilung

Mit Skepsis hat die GEW Hessen die heute vorgelegte Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Kenntnis genommen, da die Ergebnisse auf einer kurzfristigen Veränderung der Geburtentrends der beiden vergangenen Jahre beruhen. Zwar rechnet auch die GEW mit einer Entspannung der Lehrkräfteversorgung an den Grundschulen, allerdings werde sich das Problem der fehlenden Lehrkräfte in den kommenden Jahren in den Bereich der Sekundarstufe I verlagern.

 

Dazu sagte Thilo Hartmann, der hessische GEW-Vorsitzende, heute in Frankfurt: „Die Bertelsmann-Studie geht davon aus, dass in den kommenden Jahren weniger Kinder geboren werden, als es in den letzten Prognosen noch vermutet wurde. Der Hintergrund für diese Annahme ist, dass die Geburtenzahlen 2022 und 2023 niedriger waren als erwartet. Diese Vorgehensweise halten wir – vorsichtig formuliert – methodisch für mutig. So ist es vorstellbar, dass Paare aufgrund der vielen sich überlagernden Krisen einen grundsätzlich vorhandenen Kinderwunsch aufschieben. Ob daraus aber tatsächlich dauerhaft rückläufige Geburtenzahlen resultieren, kann man aus unserer Sicht eigentlich nicht seriös einschätzen.“


Im Übrigen geht die GEW, so Hartmann, davon aus, dass sich die Situation an den Grundschulen in den kommenden Jahren etwas entspannen wird, ohne dass der Lehrkräftemangel hier in absehbarer Zeit ganz verschwinden wird. Denn es müsse, so Hartmann, unter anderem berücksichtigt werden, dass durch die Garantie auf einen Ganztagsplatz an den Grundschulen ein zusätzlicher Bedarf an Lehrkräften entsteht.


Ganz grundsätzlich werde sich das Problem des Lehrkräftemangels verlagern, so Hartmann: „Wir gehen nach wie vor von den Zahlen aus, die wir im September 2023 präsentiert haben. Danach werden in Jahr 2030 fast 12.000 fachlich ausgebildete Lehrkräfte in Hessen fehlen. Alle Prognosen sind natürlich mit Unsicherheiten verbunden und müssen bei sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst werden. Bislang sehen wir allerdings keinen Anlass dazu. Der Schwerpunkt des Lehrkräftemangels wird sich allerdings in den Bereich der Sekundarstufe I verlagern.“