Vielfalt in Hessen

Kommentar AG Queere Vielfalt der GEW Hessen

HLZ 1-2/2022: Demokratie und Menschenrechte

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So lautet der erste Satz des Grundgesetzes, der zunächst einmal den Staat, aber letztlich uns alle in einer demokratischen Gesellschaft verpflichtet, die Achtung dieser Würde zu fordern und zu fördern. Die Vielfalt der Religionen und Sprachen, der Herkunft und der Hautfarben, der sexuellen Orientierung und der Geschlechter, der unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse bietet eine Bereicherung im Zusammenleben und fordert uns gleichzeitig immer wieder dazu auf, das Andere im Gegenüber kennenzulernen, zu akzeptieren und zu respektieren.

Nach unserem Verständnis braucht Bildung in Kindertagesstätten und Schulen diskriminierungssensible Räume, die die Menschen auf ihrem eigenen Weg einer angst- und diskriminierungsfreien Entfaltung ihrer Persönlichkeit begleiten und stärken. Stillstand und Rückschritte, Hürden und Fortschritte, negative Erfahrungen und ermutigende Beispiele sind das Schwerpunktthema dieser HLZ, die die Vielfalt unserer Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. An diesem Austausch beteiligt sich die AG LesBiSchwule Lehrer_innen in der GEW Hessen bereits seit über zehn Jahren.

Gerne hätten wir im letzten Jahr unser zehnjähriges Bestehen gefeiert. Durch die Coronasituation war das leider (noch) nicht möglich. Dennoch hat sich in den letzten zehn Jahren vieles getan. Vielfalt ist auch in Schule und Bildung sichtbarer geworden. Dazu haben unter anderem ein neuer Lehrplan zur Sexualerziehung und auch der Hessische Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt beigetragen. Auch an Hochschulen und Studienseminaren gibt es inzwischen Ansprechpersonen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.

Aktuell beteiligen wir uns an der Überarbeitung des Hessischen Aktionsplans in den Community-Foren der hessischen Landesregierung. Wir organisieren Workshops an Schulen und Studienseminaren und für gewerkschaftliche Veranstaltungen. Gemeinsam mit anderen Landesverbänden der GEW haben wir gerade die Broschüre „trans*, inter*, nicht-binär“ fertiggestellt (Download). Ende Oktober hat sich die AG auf einer Klausur mit dem bisher Erreichten befasst und allem, was noch zu tun ist. Hier war zu spüren, was unsere Gruppe mit ihren Arbeitssitzungen und gemütlichen Stammtischen für die Mitglieder bedeutet: Sie ist das gemeinsame Rückgrat, ein Ort für Empowerment und für den Blick über den Tellerrand. Sie ist die Kraftquelle, um politische Wirksamkeit zu entfalten und Vielfalt sichtbar zu machen.

Dabei haben wir uns auch entschieden, der AG einen neuen Namen zu geben. Aus der AG LesBiSchwule Lehrer_innen in Hessen wurde die AG Queere Vielfalt in der GEW Hessen. Der Begriff „Queer“ umfasst alle Menschen, die ihre sexuelle oder/und geschlechtliche Identität als außerhalb der gesellschaftlichen Norm definieren, und ist nicht mehr auf die sexuelle Orientierung beschränkt. Außerdem wollen wir mit dem neuen Namen zum Ausdruck bringen, dass wir für alle Professionen im Organisationsbereich der GEW offen sind, nicht nur für Lehrkräfte.

Als Arbeitsgemeinschaft und Teil der GEW Hessen wollen wir die Vielfalt in der hessischen Bildungslandschaft weiter sichtbar und wirksam werden lassen. Für uns ist diese Arbeit aber nicht nur Aufgabe einer AG, sondern der gesamten hessischen GEW. Deshalb laden wir alle interessierten GEW-Mitglieder und andere Interessierte ein, sich an Aktionen zu beteiligen und aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen. Mehr über queere Vielfalt und unsere AG ist hier nachzulesen.

Herbert Graf, Mareike Klauenflügel, Heiko Rohde für die AG Queere Vielfalt in der GEW Hessen