Bundeswehr auf dem Hessentag

GEW Hessen gegen „Klassenfahrten“ dorthin

Die GEW Hessen wendet sich in einem aktuellen Schreiben an die Schulleiterinnen und Schulleiter an den hessischen Schulen. Darin bittet sie diese, von möglichen Besuchen der Bundeswehr am Hessentag 2018 durch Schülerinnen- und Schülergruppen abzusehen. Der Hintergrund für dieses Anliegen ist, dass sich die Bundeswehr regelmäßig im Rahmen des Hessentages präsentiert. Dieser findet in diesem Jahr vom 25. Mai bis zum 3. Juni im nordhessischen Korbach statt. Die Zur-Schau-Stellung von militärischen Gerätschaften sowie die Vorführungen beispielsweise von Nahkampfhandlungen zu martialischer Musik haben in den vergangenen Jahren wiederholt zu Irritationen und auch zu Kritik geführt. In den vergangenen Wochen ist die Bundeswehr an viele Schulen mit dem Angebot herangetreten, anlässlich des Hessentages „zu Gast beim Arbeitgeber Bundeswehr“ zu sein. Dabei werden unter anderem ein kostenloser Transport, ein Mittagsimbiss sowie Informationen über die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten bei der Bundeswehr angeboten. 

In dem Schreiben an die Schulleitungen erkennt die GEW Hessen die wichtige schulische Aufgabe der Berufsorientierung an, wendet sich aber gegen die Behandlung der Bundeswehr als einen gewöhnlichen Arbeitgeber. In diesem Zusammenhang verweist sie unter anderem auf das für alle Soldatinnen und Soldaten bestehende Risiko von Traumatisierung, Verletzung bis hin zum Tod im Rahmen von Kampf­einsätzen. Obwohl die UN-Kinderrechtskonvention die Rekrutierung von Minderjährigen verbietet, werden von der Bundeswehr regelmäßig Minderjährige ab einem Alter von 17 Jahren rekrutiert. Für diese Praxis und für entsprechende Werbemaßnahmen wurde die Bundeswehr bereits durch den UN-Fachausschuss für die Rechte des Kindes gerügt. Auch die Kriterien für die schulische politische Bildung, insbesondere das vom Beutelsbacher Konsens formulierte Überwältigungsverbot, werden durch diese „Klassenausflüge“ zur Bundeswehr aus Sicht der GEW verletzt, da die zumeist minderjährigen Schülerinnen und Schüler durch eine professionelle, interessengeleitete Werbekampagne und „Karriereberatung“ der Bundeswehr gezielt in ihrer Berufsorientierung beeinflusst werden sollen. 

Das Schreiben trägt die Unterschriften der beiden Vorsitzenden sowie der beiden stellvertretenden Vorsitzenden der GEW Hessen, Birgit Koch und Maike Wiedwald. Das Vorsitzenden-Team verbindet die Bitte, von „Klassenfahrten“ zur Bundeswehr am Hessentag abzusehen, mit einem Gesprächsangebot an die Schulleiterinnen und Schulleiter sowie die Kollegien, um sich mit dem Verhältnis von Schule und Bundeswehr auseinanderzusetzen.

Schreiben an die Schulleitungen

Foto: Gabi Eder, pixelio.de