Das Bündnis für Frühe Bildung Hessen setzt sich für hohe fachliche Standards in der frühkindlichen Bildung ein und warnt vor möglichen Verschlechterungen durch die neue Landesregierung. Im Sondierungspapier von CDU und SPD wird eine weitere Öffnung des Fachkraftkatalogs angekündigt. Bereits kurz vor den Sommerferien wurde eine sogenannte „moderate Öffnung“ des Fachkraftkatalogs beschlossen. Dadurch kann der Mindestfachkraftbedarf in einer Kindertagesstätte bereits jetzt zu 25 Prozent mit fachfremdem Personal abgedeckt werden.
Sofern die Ankündigungen des Sondierungspapiers tatsächlich in den Koalitionsvertrag übertragen werden, sind erheblich schlechtere Bedingungen für Pädagog:innen und damit für die Kinder zu erwarten. Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, sagt dazu:
Die geplanten Änderungen sehen wir als Bündnis sehr kritisch. Die Öffnung des Fachkraftkatalogs ist gerade mal drei Monate her. Da scheint einiges in Schubladen zu liegen, was die Erfahrungen aus den Einrichtungen nicht einbezieht.
Verena König vom Kita-Fachkräfte-Verband Hessen e.V. stellt fest:
Was hier als Multiprofessionalität propagiert wird, ist Augenwischerei. Der Kurs der neuen Koalition scheint weiterhin in Richtung Deprofessionalisierung im erzieherischen Bereich zu weisen.
„Das Sondierungspapier ist erstaunlich konkret“, sagt Jana Beißert, Gewerkschaftssekretärin für Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe bei ver.di Hessen.
Wir sind gespannt, ob die Koalitionspartnerinnen in ihrem Vertrag noch Veränderungen zulassen. Zu hoffen wäre es. Es ist an der Zeit, gerade bei der frühkindlichen Bildung genau hinzuschauen, um wirkliche Verbesserungen zu erzielen.
Hintergrund:
Die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD haben begonnen. Am Freitag, den 10. November 2023, wurde das Sondierungspapier von CDU und SPD veröffentlicht. Dieses bildet die Grundlage für die parteiinterne Abstimmung und für den zu formulierenden Koalitionsvertrag. Die vorherige Landesregierung hatte bereits den Fachkraftkatalog geöffnet. Hier finden Sie die Pressemitteilung des Bündnisses.
Am 17. Juli 2023 gründete sich das Bündnis Frühe Bildung in Hessen. Ertstunterzeichner:innen sind der Deutscher Gewerkschaftsbund Hessen-Thüringen (DGB), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen (GEW), der Kita-Fachkräfte-Verband Hessen (KFV) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Hessen (ver.di). Neben den Hessischen Landtagsfraktionen von DIE LINKE und der FDP, haben sich mittlerweile auch FRÖBEL Bildung und Erziehung gemeinnützige GmbH, der Hessische Landesverband der Kirchengewerkschaft sowie Pädagog:innen und Wissenschaftler:innen dem Bündnis angeschlossen: Dr.in Anke Elisabeth Ballmann, Dr.in Andrea Gergen (Philipps-Universität Marburg), Prof. Dr. Nikolaus Meyer (Hochschule Fulda) sowie Prof.in Dr. in Regina Remsperger-Kehm (Hochschule Fulda).