Koalitionsziele an hessischen Hochschulen in Gefahr!

Fehlende Entfristung schadet Studium, Lehre und Forschung

Vor dem Start des Wintersemesters 2023/2024 und kurz vor den Wahlen mahnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen, die bisherigen Koalitionsziele zur besseren Betreuung an Hochschulen und mehr unbefristete Beschäftigung, nicht aus den Augen zu verlieren. „In der vergangenen Legislaturperiode wollte die Landesregierung die Betreuungsrelationen deutlich verbessern, davon ist im Hochschulalltag leider wenig zu spüren“, berichtet Dr. Simone Claar, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW und wissenschaftliche Beschäftigte an der Universität Kassel. „Nach wie vor prägen volle Seminare, Vorlesungen und Sprechstunden unsere Arbeit, gepaart mit massenhafter Befristung“, kritisiert Dr. Simone Claar. Nach Berechnungen der GEW muss im Jahr 2022 eine Vollzeitstelle an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften etwa 40 Studierende, an den Universitäten etwas mehr als 23 Studierende betreuen. Insgesamt ergibt sich für alle Hochschulen im Vergleich zu 2019 eine rechnerische Verbesserung des Betreuungsschlüssel um zweieinhalb Studierende, ein maßgeblicher Anteil entfällt auf die gestiegene Anzahl der Lehrbeauftragten.
 

„Gute Betreuung braucht mehr unbefristetes Personal“, fordert Simone Claar. Zur Förderung von mehr Entfristungen wollte die Koalition Anreize mittels Zielvereinbarungen mit den Hochschulen setzen. Nach Angaben der GEW ist der Erfolg nicht sicher. Die Gesamtzahl dauerhaft angestellter oder verbeamteter Beschäftigter unterhalb der Professur stieg während der Legislaturperiode von 1.885 in 2019 auf 1.946 Personen Ende 2022, darunter vor allem Lehrkräfte für besondere Aufgaben mit hohem Lehrdeputat. Knapp 83 Prozent aller wissenschaftlichen Beschäftigten haben einen befristeten Arbeitsvertrag, ein gutes Prozent weniger als 2019. Als Ziel einigten sich die Hochschulen aber auf mehr dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse über Haushaltsmittel. „Um die Ziele in diesem Jahr noch zu erreichen, müssen die Hochschulen nachlegen, allen voran die TU Darmstadt“, fordert Dr. Simone Claar.
 

In der letzten Legislaturperiode stieg immerhin der Zahl der Professuren um 416. Insgesamt arbeiteten Ende 2022 mit 11.196 Beschäftigten im so genannten „Mittelbau“ 819 Mitarbeiter:innen weniger als 2019. Dies ist vorwiegend auf einen Rückgang bei Beschäftigten in Drittmittelprojekten zurückzuführen.