Schulen für Erwachsene

Ein wichtiger Bestandteil des Bildungssystems | HLZ März 2024

 

Die Schulen für Erwachsene werden nur an einer Stelle im Koalitionsvertrag explizit genannt: „Schulen für Erwachsene sind ein wichtiger Bestandteil des Bildungssystems, das auch gute Arbeitsbedingungen aufweisen muss.“ Diese Aussage ist sicher richtig und wichtig, bleibt aus unserer Perspektive jedoch letztlich zu allgemein und damit inhaltsleer. Gefüllt werden könnte diese Leerstelle mit Verweisen auf andere – teilweise leider nicht weniger unkonkrete – Aussagen, die die Koalitionärinnen und Koalitionäre an anderen Stellen im Bildungskapitel des Vertrages machen und die vor allem auf die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler abstellen, insbesondere bezogen auf Herkunft, sozialen Hintergrund und äußere Bedingungen im Bezug auf Bildungschancen.
 

Unter anderem könnte die neue Landesregierung der mehrfachen ausdrücklichen Erwähnung, dass Sprache der „Schlüssel zu schulischem Erfolg und gesellschaftlicher Teilhabe“ sei, auch in Bezug auf die Studierenden an den Schulen für Erwachsene endlich entsprechen. Dazu gilt es, das Versprechen umzusetzen, „entsprechende Angebote in den Bildungseinrichtungen“ zu stärken. Das muss auch die Schulen für Erwachsene einbeziehen. Dazu sollte insbesondere die langjährige Forderung der Landesfachgruppe Erwachsenenbildung, „Vorbereitungskurse Deutsch als Zweitsprache“ für alle Bildungsgänge der Schulen für Erwachsene einzuführen, endlich in die Tat umgesetzt werden. Die bestehenden Sprachfördermaßnahmen im Sinne von Deutsch als Bildungssprache reichen nicht aus und müssen daher ergänzt werden. Dem würden Vorbereitungskurse dienen, die den eigentlichen Bildungsgängen an dieser Schulform vorgeschaltet werden.
 

Wir begrüßen, dass die Landesregierung sich vornimmt, „die Arbeit auf viele Schultern“ zu verteilen und daher „den Einsatz pädagogischer Fachkräfte an den Schulen weiter ausbauen“ will. Dabei sollten selbstverständlich auch die Schulen für Erwachsene berücksichtigt werden, denn gerade auch sie beschulen junge Erwachsene, die unter der Pandemie besonders gelitten und noch keinen Schulabschluss erreicht haben. Diese jungen Erwachsenen, die zunehmend mit vielfältigen psychosozialen Problemlagen kämpfen, während sie ihren allgemeinbildenden Schulabschluss nachholen beziehungsweise einen höherwertigen Schulabschluss anstreben, brauchen die Unterstützung von Fachkräften, die in multiprofessionellen Teams zusammenarbeiten.

* Die Autorin ist Mitglied im Leitungsteam der Fachgruppe Erwachsenenbildung in der GEW Hessen.


Auszug aus dem Koalitionsvertrag

Wir wollen die Arbeit auf viele Schultern verteilen und daher den Einsatz pädagogischer Fachkräfte an Schulen weiter ausbauen. Wir wollen weitere Stellen zur sozialpädagogischen Unterstützung an Hessens Schulen bringen. Die Schulleitung trägt auch für multiprofessionelle Teams die Gesamtverantwortung und muss über die entsprechenden Befugnisse verfügen. (S. 19)
 

Wir sind sicher: Sprache ist der Schlüssel zu schulischem Erfolg und gesellschaftlicher Teilhabe. Wir wollen, dass jeder, der hier leben möchte, die deutsche Sprache lernt. Verpflichtende Deutschkurse sind ein zentrales Integrationsinstrument. Entsprechende Angebote werden wir in den Bildungseinrichtungen des Landes weiter stärken. Zu einer umfassenden Sprachförderung gehören insbesondere die Sprachförderung in Kitas, die Fortführung unserer Intensivklassen und der Ausbau unseres „InteA“-Programms (Integration durch Anschluss und Abschluss). Wenn die Schülerzahlen in den Intensivklassen zurückgehen, wollen wir die zwischenzeitlich vorgenommene Erhöhung des Klassenteilers wieder zurücknehmen. (S. 12)
 

Die Arbeitswelt der Zukunft und Teilhabe baut auf Qualifikationen und Erfahrungen von Menschen jedweden Alters auf. Lebenslanges Lernen und permanente Weiterbildung werden immer stärker selbstverständlicher Teil der Arbeits- und Lebenswirklichkeit. Schulen für Erwachsene sind ein wichtiger Bestandteil des Bildungssystems, das auch gute Arbeitsbedingungen aufweisen muss. Wir werden eine neue Weiterbildungsinitiative schaffen, um Menschen auf neue Berufsbilder, digitale Anforderungen und Veränderungen in der Arbeitswelt vorzubereiten. Kommunen und gemeinnützige Träger werden unterstützt, um das breite Angebot der Volkshochschulen und überhaupt der Erwachsenen- und Weiterbildung zu erhalten und auszubauen, aber auch um neue digitale Angebote zu schaffen. Niedrigschwellige Sprachfördermaßnahmen und die Angebote der Grundbildung sollen ebenso wie die politische Bildung weiter ausgebaut werden. Insbesondere für Menschen mit Fluchtgeschichte muss ein curriculares Angebot der Bildungssprache Deutsch geschaffen werden, um erfolgreiche Abschlüsse und damit die berufliche Teilhabe zu gewährleisten sowie gesellschaftliche Teilhabe zu stärken. (S. 22)