Im Gespräch mit Harald Freiling, HLZ-Redakteur

HLZ Juli/August 2023: 75 Jahre GEW & HLZ

Andrea Gergen leitet gemeinsam mit Christina Nickel das Referat Aus- und Fortbildung im Landesvorstand der GEW Hessen und arbeitet in der Arbeitgruppe zur Zukunft der HLZ nach dem anstehenden Wechsel in der redaktionellen Verantwortung mit.

Andrea: Nicht nur die GEW Hessen, sondern auch die HLZ gibt es seit 75 Jahren. Mehr als ein Drittel dieser Zeit hast du die HLZ als ehrenamtlicher Redakteur maßgeblich geprägt. Du wirst aber spätestens bei der Landesdelegiertenversammlung im Herbst 2024 dieses Amt abgeben….

Harald: … wenn es nach mir geht auch gerne früher, denn mit meiner Wahl zum Vorsitzenden des hr-Rundfunkrats habe ich doch einige zusätzliche Verpflichtungen übernommen.

Auf jeden Fall stehen Veränderungen an. In der Arbeitsgruppe zur Zukunft der HLZ sprechen wir über die Möglichkeit, die HLZ weiter rein ehrenamtlich zu stemmen, über das Layout, auch über den Namen…

… wobei wir schon lange nur noch die drei Buchstaben HLZ verwenden, denn die Bezeichnung als „Hessische Lehrerzeitung“ hat sich ja nun wirklich überholt.

Jetzt sind wir schon mittendrin. Fangen wir doch ganz offen an: Möchtest du dich kurz vorstellen?

Ja, ich bin mit meinen 72 Jahren unübersehbar älteren Datums. Ich habe mein Berufsleben als Lehrer an der Integrierten Gesamtschule in Kelsterbach verbracht und konnte dank der Möglichkeit der Altersteilzeit bereits 2012 aus dem aktiven Dienst ausscheiden. Aber die HLZ mache ich schon länger, als ich noch mitten im Berufsleben stand, von 1996 bis 2006 im Team mit Joachim Euler, seitdem als „Ein-Mann-Redaktion“, wenn auch mit großer Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der GEW und aus der Landesgeschäftsstelle. Klar, die Schule ist ein Schwerpunkt der HLZ, aber wenn ich mir die HLZ anschaue, dann ist sie deutlich diverser als die Organisation und ihr Image: Kita, Schule, Soziale Arbeit, Hochschule und Weiterbildung kommen regelmäßig vor.

Wie kriegst du das hin?

Da muss man schon heftig hinterher sein.

Wird das denn anerkannt?

Kein Zweifel, die Anerkennung ist da. Ich denke, ich kann mit meiner Arbeit auf das Vertrauen der Organisation bauen, aber auch der vielen Autorinnen und Autoren. Sie spüren die Wertschätzung ihrer Texte, auch dass ich als Redakteur keine eigene Agenda verfolge, sondern bei der redaktionellen Bearbeitung der Texte deren Wirkung im Blick habe. Wenn ich die HLZ neunmal im Jahr gedruckt vor mir habe, überwiegt das positive Gefühl über ein gelungenes Produkt. Und die Autorinnen und Autoren sagen sich im besten Fall: „Oh, so gut kann ich schreiben!“ Aber man merkt dann natürlich auch, was man hätte besser machen können.

Das klingt alles sehr professionell. Hast du das gelernt?

Da könnte ich jetzt wie viele andere auf meine Zeit als Redakteur einer Schülerzeitung vor meinem Abi 1969 zurückblicken. Spaß beiseite, ich bin kein Journalist. Aber ich habe immer gerne geschrieben. Den Rest macht die Erfahrung.

Und wie nimmst du die Reaktion der Leserinnen und Leser wahr?

Der größte Alptraum des Redakteurs ist sicher, dass niemand die Zeitung liest. Unmittelbare Reaktionen von Leserinnen und Lesern werden immer seltener. Aber alle Autorinnen und Autoren berichten, wie oft sie auf ihre Beiträge angesprochen werden. Wir haben in diesem Jahr noch einmal eine Leserbefragung gemacht und die hat doch weiter eine große Zustimmung zu dem Produkt dokumentiert. Natürlich gibt es auch diejenigen, die die Zeitung ungelesen in den Papierkorb werfen, das ist auch völlig normal, weil ich sie ja als Mitglied ungefragt ins Haus bekomme. Wir bieten die HLZ inzwischen auch zum Download und zur digitalen Lektüre an, aber das Printmedium ist weiter sehr gefragt.

Was sind die großen Veränderungen in der Zeit, in der du für die HLZ mitverantwortlich bist?

Die große Veränderung von der Bleiwüste zum heutigen Format war in den späten 1980er Jahren. Rainer Schärer aus Kassel, der vor kurzem gestorben ist, war der neue Redakteur, der mit einem Team von Grafikern um Michael Heckert an der Kunsthochschule in Kassel die neue HLZ mit mehr Farbe, mehr Illustrationen, aber auch mehr Kontroverse und mehr Journalismus entwickelt hat. Vor 25 Jahren hat Michael Heckert, auch er ist inzwischen gestorben, das Layout so gestaltet, wie wir es heute kennen, auch mit der Entscheidung für eine Schrift, die die HLZ deutlich von der E&W, der wir ja beigelegt sind, unterscheidet. Michael war gelernter Schriftsetzer und Typografielehrer an der Kunsthochschule und ich glaube, dass man der HLZ diese handwerkliche Qualität durchaus ansieht. Klar ist auch bei uns vieles digitalisiert, aber mit Harald Knöfel, der schon früh zu dem Team von Michael dazu gekommen ist und der unser Layout bis heute verantwortet, haben wir ein Produkt, das sich sehen lassen kann. Eine große Veränderung war der Übergang zum Vierfarbdruck 2006. Die Veränderung nicht nur der Sehgewohnheiten führte dazu, dass wir heute viel mehr mit Fotos als mit Illustrationen und Karikaturen arbeiten.

Kommen wir mal zu den Inhalten. Welche politischen Kontroversen hast du in der HLZ aufgegriffen und thematisiert?

Ich rede zuerst mal über die Kontroversen zwischen der GEW und der Landespolitik. Da wüsste ich keine Kontroverse, die wir nicht aufgegriffen haben: Von der Lehrerbildung über die Arbeitszeit bis zur Tarifpolitik, vom Fachkräftemangel an Kitas bis zum Befristungsunwesen an den Hochschulen. Und dann gibt es eben auch Themen, die in der GEW kontrovers