Am 8. Oktober hat Hessen gewählt. Die CDU hat einen klaren Regierungsauftrag. Spannend bleibt, wer Juniorpartner:in in der Regierung werden wird. Das Bündnis Frühe Bildung Hessen nutzt die Gelegenheit und formuliert aus der Praxis kommende Erwartungen an die neue Landesregierung in Bezug auf die frühkindliche Bildung in Hessen.
„Die Parteien finden sich jetzt zusammen, um zu sondieren, wie eine Regierung aussehen kann und dann einen Koalitionsvertrag zu schreiben. Wir geben der CDU als stärksten Kraft in Hessen bewusst im Vorfeld unsere Erwartungen und Hinweise mit“, formuliert Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen.
„Die letzten Änderungen des Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuches sehen wir sehr kritisch und wollen als Bündnis unsere Sicht auf die Praxis in den Kindertageseinrichtungen eine Stimme verleihen“, sagt Verena König, 2. Vorsitzende des Kita-Fachkräfte-Verbands Hessen e.V.
„Die CDU hat in ihrem Wahlprogramm Bildung als zweites Kernthema. Wir nehmen sie bei dieser Schwerpunktsetzung beim Wort und geben ihnen unsere Forderungen für den frühkindlichen Bereich mit in die Koalitionsgespräche“, sagt Jana Beißert von ver.di Hessen.
„Bildung ist eine der wichtigen Voraussetzungen für die Teilhabe und Mitgestaltung der Gesellschaft, dafür muss in Hessen mehr getan werden. Aufgabe der zukünftigen Landesregierung ist es, mehr Krippen- und Kitaplätze sowie ausreichend qualitativ gute Ganztagsangebote für Grundschüler:innen zu schaffen. Das hat höchste Priorität und dafür braucht es mehr Personal sowie eine auskömmliche Finanzierung. Dazu gehören aber auch mehr Angebote zur Demokratiebildung und zur Stärkung der Zivilgesellschaft in der Auseinandersetzung gegen die von der AfD betriebenen gesellschaftlichen Spaltungsversuche, den Chauvinismus, Antisemitismus und den Rassismus“, kommentiert Renate Sternatz, stellvertretende Bezirksvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen.
„Aus unserer Sicht ist eines nach diesem Wahlergebnis klar: Demokratische Bildung von Anfang an muss eines der wichtigsten bildungspolitischen Themen in der nächsten Legislaturperiode des hessischen Landtags sein“, fasst Hartmann zusammen.
Forderungen des Bündnisses für Frühe Bildung Hessen
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Stärkung der Fachlichkeit durch die Rückkehr zur Definition einer Fachkraft auf den Stand vor der Änderung des Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuches (HKJGB)
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Echter Quereinstieg mit Qualifizierung, Ziel muss die staatliche Anerkennung sein
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Ausbildungs- und Weiterbildungsoffensive durch Abschaffung jeglichen Schulgeldes und motivierende Finanzierung der Ausbildung
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Abbau der Arbeitsbelastung durch kleinere Gruppen, verbesserte Fachkraft-Kind-Relation und Zeiten für mittelbare pädagogische Arbeit
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Berufsperspektiven schaffen: Karrierestufen zwischen Gruppendienst und Kita-Leitung ermöglichen
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Wertschätzung und (finanzielle) Anerkennung von Praxisanleitung
Hintergrund:
Am 17. Juli 2023 gründete sich das Bündnis für Frühe Bildung in Hessen. Erstunterzeichner:innen sind Deutscher Gewerkschaftsbund Hessen-Thüringen (DGB), Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen (GEW), Kita-Fachkräfte-Verband Hessen (KFV) und Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Hessen (ver.di). Neben den Hessischen Landtagsfraktionen von DIE LINKE und der FDP, haben sich mittlerweile auch FRÖBEL Bildung und Erziehung gemeinnützige GmbH, der Hessische Landesverband der Kirchengewerkschaft sowie Pädagog:innen und Wissenschaftler:innen dem Bündnis angeschlossen: Dr.in Anke Elisabeth Ballmann, Dr.in Andrea Gergen (Hochschule RheinMain), Prof. Dr. Nikolaus Meyer (Hochschule Fulda) sowie Prof.in Dr.in Regina Remsperger-Kehm (Hochschule Fulda).