Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen kritisiert Pläne, auf den Fachkraftmangel in Kitas mit noch mehr Einsatz von unqualifiziertem Personal zu reagieren. Der Präsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes (HSGB), Matthias Baaß (SPD), hatte sich am Montag dahingehend zu einem Pilotprojekt im südhessischen Dietzenbach geäußert. Dort entlasten sogenannte „Alltagshelfer“ die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas. Baaß meinte, es könnten 15 bis 20 Prozent der Belegschaft in einem Kindergarten aus Nicht-Fachkräften bestehen, ohne dass die Qualität der Betreuung gefährdet sei. Die Nicht-Fachkräfte seien auf den Personalschlüssel anzurechnen.
Dieser Einschätzung widerspricht der hessische GEW-Vorsitzende Thilo Hartmann: „Die Antwort auf den Fachkraftmangel besteht im Ausbau von bezahlten Ausbildungskapazitäten und attraktiveren Arbeitsbedingungen. Die Anrechnung von Nicht-Fachkräften auf den Personalschlüssel entwertet die Arbeit qualifizierter Pädagog:innen und ist auch nicht im Interesse von Eltern und Kindern.“
Der Einsatz von Nicht-Fachkräften müsse zudem mit verpflichtenden Angeboten zu deren Qualifizierung verbunden sein, nur so lasse sich die Qualität von frühkindlicher Bildung sicherstellen. „Wenn Menschen persönliches Interesse und Engagement mitbringen, ist das wunderbar. Es braucht aber zusätzlich Qualifizierung, denn die Aufgaben in der frühkindlichen Bildung sind einfach zu anspruchsvoll“, führt Hartmann aus. Das Dietzenbacher Modellprojekt habe insofern keinen Vorbildcharakter. Mit Blick auf die zukünftig benötigten zusätzlichen Fachkräfte für den Ausbau der Ganztagsbetreuung in den Schulen fordert der GEW-Vorsitzende stattdessen eine groß angelegte Ausbildungsinitiative: “Es bleibt dabei: Jeder Euro, der in die Qualität frühkindlicher Bildung gesteckt wird, ist gut angelegt. Diese Qualität bestimmt sich maßgeblich am Einsatz gut ausgebildeter Pädagoginnen und Pädagogen.“