Zum Schuljahresbeginn

GEW Hessen: Kultusminister Lorz redet sich die Welt schön!

Pressemitteilung 2. August 2018

 

Die heutigen Ausführungen von Kultusminister Alexander Lorz sind auf vehementen Widerspruch der Vorsitzenden der hessischen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – Maike Wiedwald und Birgit Koch – gestoßen. Lorz hatte unter anderem von einer einmalig guten Unterrichtsversorgung und Ausstattung der Schulen mit Stellen und Personal gesprochen.

Dazu sagte Maike Wiedwald: „Kultusminister Lorz hat offensichtlich den Bezug zur Realität in den Schulen vollkommen verloren. Lehrkräftemangel und steigende Zahlen von Schülerinnen und Schülern – gerade in den Ballungsräumen – lassen die Klassengrößen häufig bis zur Obergrenze und darüber hinaus anwachsen. Oft sind die Unterrichtsräume zu klein, Schulgebäude sind nicht selten in einem maroden Zustand. Im Frühjahr mussten in Hessen sogar drei Schulen aufgrund von Einsturzgefahr schließen. Dazu verliert der Kultusminister kein Wort.“

Birgit Koch forderte darüber hinaus Verbesserungen im Personalbereich: „Es wäre gut, Herr Lorz würde sich mit dem realen schulischen Alltag befassen und keine Märchen erzählen. Um dem bestehenden Lehrkräftemangel zu begegnen, brauchen wir einen deutlichen Ausbau der Ausbildungskapazitäten an den Universitäten und Studienseminaren. Die Anpassung der Besoldung der Grundschullehrkräfte an das Niveau A13 muss endlich erfolgen, um mehr angehende Lehrkräfte für die Grundschulen zu gewinnen und auch zu halten. Ganz generell brauchen alle Lehrkräfte spürbare zeitliche Entlastungen, um ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag nachkommen zu können.“

Bei dem Verweis von Lorz darauf, dass 70 Prozent aller Schulen Ganztagsangebote bieten, handelt es sich nach Meinung von Maike Wiedwald um eine Mogelpackung: „Tatsächlich ist Hessen mit seiner geringen Zahl von gebundenen Ganztagsschulen das Schlusslicht unter allen Bundesländern. Bei dem Pakt für Nachmittag handelt es sich um ein aus unserer Sicht schlechtes Betreuungsangebot, mit einem echten Ganztagsschulkonzept hat das nichts zu tun. Wir brauchen endlich einen breiten Ausbau von rhythmisiert arbeitenden Ganztagsschulen, die personell und auch in Hinblick auf die Infrastruktur sachgerecht ausgestattet werden. Schließlich ist es unbestritten, dass nur auf solch einer Grundlage eine angemessene individuelle, fachliche und auch soziale Förderung von Kindern und Jugendlichen erfolgen kann.“

Birgit Koch kann die Behauptung, mit der Einführung der inklusiven Schulbündnisse sei hessenweit eine flächendeckende inklusive Bildungslandschaft geschaffen worden, nicht nachvollziehen: „Das Ministerium delegiert in erster Linie die Frage der Aufteilung der viel zu knapp bemessenen Förderressourcen in die Schulbündnisse. So delegiert es die Verantwortung an die allgemeinen Schulen, Förderschulen und Beratungs- und Förderzentren, ohne diese angemessen auszustatten. Ein wirklich inklusives Schulsystem im Sinne einer Schule für alle sieht anders aus.“

Insgesamt, so das Fazit von Koch und Wiedwald, seien die Ausführungen von Lorz wohl nur mit dem beginnenden Wahlkampf zu erklären. Die bestehenden Probleme an den Schulen in Hessen würden von ihm offensichtlich ausgeblendet.

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