Steigende Schülerzahlen und Lehrkräftemangel

Prognose der Schülerzahlen und des Lehrkräftebedarfs in Hessen bis 2030: Kultusministerium muss mit beträchtlichem Bedarf an Lehrkräften rechnen

Landespressekonferenz 7. August 2018

Foto v.l.: Von der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag - Thomas Klein (Pressesprecher), Gabi Faulhaber (bildungspolitische Sprecherin), Dieter Dohmen (Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie), Janine Wissler, Fraktionsvorsitzende und Maike Wiedwald, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen 

Am 7. August 2018 hat die Fraktion DIE LINKE  im Hessischen Landtag die Studie „Prognose der Schülerzahl und des Lehrkräftebedarfs an allgemeinbildenden Schulen in Hessen bis 2030“ vorgestellt, die das FiBS (Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie, Berlin) im Auftrag der Fraktion DIE LINKE erarbeitet hat.

Die FiBS-Prognose ist dabei eindeutig: Steigende Zahlen von Schülerinnen und Schülern führen zu einem steigenden Lehrkräftebedarf in Hessen. Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen wird bis 2030 von zuletzt 630.000 auf 720.000 ansteigen. Die Entwicklung führt zu einem Bedarf von 57.250 Lehrkräften. Das sind 6.000 mehr als im Schuljahr 2017/2018 an hessischen Schulen gearbeitet haben.

Die vorgelegte Prognose geht damit von einem höheren zusätzlichen Bedarf aus, als es bei den von der Kultusministerkonferenz und vom Hessischen Statistischen Landesamt im Frühjahr vorgelegten Prognosen der Fall ist. Steigende Geburtenzahlen, eine zunehmende Zuwanderung aus anderen  Bundesländern und dem Ausland führen laut dem Forschungsinstitut dazu, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler ab dem Jahr 2020 insgesamt ansteigen wird. Dr. Dieter Dohmen (FiBS): „Der Einstellungsbedarf beträgt unter Berücksichtigung der hohen Zahl vorzeitig ausscheidender Lehrinnen und Lehrer bis zu 26.000. Um diese Größenordnung erreichen zu können, ist vor allem ein Ausbau der Kapazitäten für den Vorbereitungsdient erforderlich. Wenn die vorliegenden Daten nicht täuschen dann ist der Übergang in das Referendariat entweder die größte Hürde oder viele Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums verzichten freiwillig darauf.“

Zusätzlich werden  weitere Lehrkräfte für zusätzliche Aufgaben und Bereiche wie zum der Ganztagsschule benötigt. In der FiBS-Studie findet man hier ebenso eine Erläuterung wie auch eine Darstellung der Bedarfe für Schulsozialarbeit. Zum Thema Inklusion und den hierfür erforderlichen Lehrkräftebedarf macht die vorliegende Studie keine Aussage.

Maike Wiedwald, Vorsitzende der GEW Hessen kommentiert die Ergebnisse der Studie: 

„Die vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie erstellte Studie zeigt auf, dass die offiziellen Prognosen der Kultusbürokratie nach wie vor sehr vorsichtig gerechnet sind. Wir brauchen aber genügend neue Lehrkräfte, nicht nur wegen steigender Zahlen von Schülerinnen und Schülern, sondern auch um die altersbedingt ausscheidenden Kolleginnen und Kollegen zu ersetzen. Um den Kindern und Jugendlichen eine hochwertige Schulbildung zu ermöglichen, sind genügend gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer unerlässlich. Inzwischen befinden wir uns jedoch bei vielen Lehrämtern in einer akuten Mangelsituation, die sich noch weiter zu verschärfen droht. Darunter leiden nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Lehrkräfte. Das macht deutlich, wie wichtig eine solide Abschätzung des zukünftigen Bedarfs ist.

Auch der Ausbau von Ganztagsschulen ist nur mit zusätzlichem Personal möglich - Lehrkräfte wie auch sozialpädagogische Fachkräfte. Für weitergehende Qualitätsverbesserungen, etwa durch kleinere Klassen, sind ebenfalls mehr Lehrkräfte erforderlich.

Ein Engpass in der Lehrerbildung, auch das zeigt die Studie auf, war in den letzten Jahren der Vorbereitungsdienst. Daher müssen auch die Kapazitäten der Studienseminare deutlich ausgebaut werden. Darüber hinaus benötigen die Mentorinnen und Mentoren an den Schulen endlich eine Entlastung für ihre wichtige Aufgabe.

Eine Reduzierung der Pflichtstunden und eine Besoldung der Grundschullehrerinnen und –lehrer nach A13 ist notwendig, um die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen zu verbessern. Die hohe Zahl von mehr als 900 Kolleginnen und Kollegen, die im Schuljahr 2016/2017 vorzeitig in den Ruhestand gegangen sind, ist auch ein deutliches Zeichen für die schlechten Arbeitsbedingungen an hessischen Schulen.“

Wir freuen uns, dass die Fraktion DIE LINKE diese Studie ermöglicht hat, die einen wichtigen Beitrag für eine fundierte Bedarfsplanung im Bundesland Hessen leistet.

Studie "Prognose der Schülerzahl und des Lehrkräfte-bedarfs an allgemeinbildenden Schulen in Hessen bis 2030", Dieter Dohmen, Maren Thomsen | Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS)