Novellierung des Schulgesetzes

Für bildungspolitischen Aufbruch nutzen

Pressemitteilung und Forderungspapier 15. Juli 2016

Landesschülervertretung, Landeselternbeirat, elternbund hessen, Landesgruppe Hessen im Grundschulverband, Landesausländerbeirat und GEW Hessen fordern angesichts der anstehenden Novellierung des hessischen Schulgesetzes einen bildungspolitischen Aufbruch. In einem gemeinsamen Papier, das die beteiligten Organisationen und Verbände am Freitag, den 15. Juli öffentlich vorstellten, konstatieren sie, dass die hessische Bildungspolitik den gegenwärtigen Herausforderungen nicht gerecht wird. Die beteiligten Organisationen, die Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrkräfte vertreten, formulieren daher gemeinsame Kernforderungen, denen die Novellierung des Schulgesetzes gerecht werden muss.

Reiner Pilz, Vorsitzender des Landeselternbeirats, betonte die Forderung nach Bildungsgerechtigkeit: „Das Land braucht Nachhilfe in Sachen Bildungsgerechtigkeit. Unser Schulsystem selektiert noch immer zu stark nach ökonomischen Gesichtspunkten und sozialer Herkunft. So weist der Bildungsbericht 2016 nicht nur auf, dass der Privatschulsektor immer größer wird, sondern auch, dass dessen Schülerschaft aus sozioökonomisch günstigeren Verhältnissen stammt. Der Bildungsbericht zeigt aber auch, dass Bildungsgerechtigkeit durch längeres gemeinsames Lernen und Ganztagsschulangebote möglich ist. Besonders Kinder und Jugendliche mit schwachem sozioökonomischen Hintergrund profitieren, wenn sie die Möglichkeit mehrerer Abschlussoptionen an einer Schule haben.“

Jan Voß, Vorsitzender des elternbund hessen, fordert eine Schule für alle: „Hessen ist noch meilenweit von so etwas wie Bildungsgerechtigkeit entfernt. Um dieser Bildungsungleichheit entgegenzuwirken, brauchen wir ein Konzept, an welchen Stellschrauben man drehen muss. Wir wollen längeres gemeinsames Lernen und eine passgenauere individuelle Förderung. Alle entwicklungspsychologischen und pädagogischen Erkenntnisse widersprechen einer Schulstruktur, die aus dem wilhelminischen Kaiserreich stammt. Wir brauchen eine Schule des 21. Jahrhunderts, statt den Zopf längst vergangener Zeiten weiter zu flechten. Unsere Schulen müssen individuelle Förderung, Inklusion und Bildung für alle ermöglichen.“

André Ponzi stellte als Landesschulsprecher die Forderung nach einer demokratisch verfassten Schule näher vor: „Schule muss als Baustein unserer Gesellschaft so demokratisch wie möglich gestaltet sein, eine Stärkung der Konferenzen ist daher unabdingbar. Schülerinnen und Schüler müssen Schule aktiv mitgestalten können und die Prozesse der Veränderung an ihrer Schule nachvollziehen können." Maike Wied­wald, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, resümmiert: „Die Bildungspolitik steht vor enormen Herausforderungen. Zu nennen ist insbesondere die Entkopplung des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft, die Umsetzung der UN-Behindertenrechts­kon­­vention sowie der Ausbau von echten Ganztagsschulen. Daher erwarten wir von der Landesregierung eine ernsthafte Auseinandersetzung mit unseren Forderungen.“

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