Modellregion Inklusive Bildung in Wiesbaden. Auftakt

PM GEW-Kreisverband Wiesbaden 4. Februar 2013

 

Die GEW Wiesbaden begrüßt die Absicht der Stadt Wiesbaden, des Kultusministeriums und des Staatlichen Schulamtes, inklusive Bildung in allen kommunalen und schulischen Bereichen Wiesbadens auszubauen und konsequent weiterzuentwickeln. Die GEW wird diesen Prozess konstruktiv, aber auch kritisch begleiten.

Zurzeit stellen sich uns folgende Fragen:

  • In Wiesbaden wird seit über 20 Jahren erfolgreich „Gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern“ praktiziert. Wir fragen uns, warum bei der Konzeption der Modellregion Wiesbaden die vielfältigen Erkenntnisse und Erfahrungen der Lehrerinnen und Lehrer aus diesem Bereich nicht mit einbezogen wurden?
  • Auch in Wiesbaden, wie in ganz Hessen, gibt es bis jetzt zu wenige Plätze in inklusiven Klassen, eine wohnortnahe Beschulung ist daher nicht immer möglich, Eltern müssen  hohe bürokratische Hürden überwinden. 
  • Die Schließung der August-Hermann-Francke-Schule ist inzwischen beschlossen. Auf die Frage, wie viele dieser Lehrer und Lehrerinnen bzw. ihre Stellen tatsächlich in der inklusiven Beschulung, also in der direkten, kontinuierlichen Arbeit mit den behinderten Kindern vor Ort ankommen, haben wir bisher keine ausreichende Antwort erhalten.
  • Die Bedingungen für die inklusive Beschulung haben sich durch das neue Schulgesetz und den Ressourcenvorbehalt, der immer noch gilt, massiv verschlechtert. Wir sind der Meinung, dass durch die Modellregion eine bessere Versorgung und Ausstattung der inklusiven Arbeit ermöglicht werden sollte – nur so kann ein guter inklusiver Unterricht gelingen. Deshalb fordert die GEW für die Modellregion Wiesbaden und für ganz Hessen die Streichung des Ressourcenvorbehalts aus dem Hessischen Schulgesetz. Ein Menschenrecht darf nicht unter Ressourcenvorbehalt gestellt werden!
  • Die in Wiesbaden vom Staatlichen Schulamt vorgenommenen Strukturveränderungen innerhalb der sonderpädagogischen Förderung im laufenden Schuljahr bedeuten, dass ein großer Teil der Förderschullehrkräfte ihre Stammschule nicht mehr an den Regelschulen, sondern an den Beratungs- und Förderzentren haben und von dort aus stundenweise an die Regelschulen abgeordnet werden. Dies behindert unserer Ansicht nach eine inklusive Entwicklung aller Schulen, da die Förderschullehrkräfte nicht mehr Teil des Kollegiums dieser Schulen sind. Die Position der GEW ist hier eindeutig: Damit Inklusion gelingen kann, brauchen die Schulen auch inklusive Kollegien mit multiprofessionellen Teams.