Mehr Unterstützung für die Schulen eingefordert

Verbände äußern sich zum weiteren Schulbetrieb unter Pandemie-Bedingungen

Die Schulen in Hessen und das gesamte pädagogische Personal sehen sich vor enorme Herausforderungen gestellt, um den weiteren Verlauf des Schuljahrs unter Pandemiebedingungen zu meistern. Mittelfristig sind deutlich mehr Ressourcen erforderlich, um Schülerinnen und Schüler gezielt zu unterstützen. Unterdessen ist der Gesundheitsschutz an den Schulen nach wie vor nicht zufriedenstellend, die Impfkampagne für das pädagogische Personal kommt zu langsam voran.

Dies stellten Birgit Koch, Mario Michel und Thomas Schwarze einvernehmlich fest. Birgit Koch ist Vorsitzende der GEW Hessen, Mario Michel ist Schulleiter einer mittelhessischen Grundschule und Vorsitzender der Landesgruppe Hessen im Grundschulverband. Thomas Schwarze leitet eine Gesamtschule in Wiesbaden und ist Vorsitzender des Arbeitskreises der Direktorinnen und Direktoren hessischer Gesamtschulen.

Birgit Koch begrüßte es grundsätzlich, dass Hessen inzwischen auch Pädagoginnen und Pädagogen an weiterführenden Schulen impft: „In vielen Bereichen sind die Kolleginnen und Kollegen sehr exponiert: In der Inklusion, in den Abschlussklassen der Sekundarstufe I sowie der gymnasialen Oberstufe und besonders auch an den berufsbildenden Schulen.“ Daher sei es gut, dass nun auch diese Gruppe geimpft werde. Aber nach einer Schätzung des Kultusministers wird es noch bis Ende Mai dauern, bis alle ein erstes Impfangebot erhalten haben. „Das muss deutlich schneller gehen, Hessen impft leider langsamer als die anderen Bundesländer. Aber wir dürfen nicht vergessen: Der volle Schutz ist nicht sofort nach der ersten Impfung gegeben, für Kinder gibt es bislang überhaupt keinen zugelassenen Impfstoff. Daher benötigen wir auch weiterhin höchste Gesundheitsschutzstandards an den Schulen“, so die Einschätzung von Birgit Koch.

Der Grundschulverband sieht die starken Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Schule und Bildung mit großer Sorge. Dazu äußerte sich Mario Michel wie folgt: „Für ohnehin sozial benachteiligte Kinder und für Kinder mit Migrationshintergrund sind die Einschränkungen des Schulbetriebs seit über einem Jahr eine große Herausforderung. Diese Kinder verfügen seltener über eigene digitale Endgeräte und können von zu Hause nicht so unterstützt werden, wie es aktuell notwendig wäre. Dadurch werden die bereits bestehenden Bildungsungerechtigkeiten verschärft.“ Neben der langfristigen Aufgabe der Digitalisierung sei auch ein Konzept zur Kompensation von Rückständen notwendig: „Grundschulen müssen spätestens zum kommenden Schuljahr in die Lage versetzt werden, diese Kinder intensiv und individuell zu fördern und zu unterstützen. Dazu sind zusätzliche Ressourcen für Grundschulen in allen Bereichen dringend erforderlich“, betonte Mario Michel.

Hinsichtlich der weiterführenden Schulen besteht besonderer Handlungsbedarf ab der Klasse 7. Diese Jahrgangsstufen befinden sich mit Ausnahme der Abschlussklassen inzwischen seit vier Monaten im Distanzlernen. Thomas Schwarze forderte, dass diese Gruppe vorrangig, zumindest tageweise in den Wechselunterricht zurückgeholt wird: „Die Priorität der Landesregierung lag bislang auf der Durchführung der Abschlussprüfungen. Aber gerade viele jüngere Schülerinnen und Schüler benötigen regelmäßigen sozialen Kontakt und direkte Interaktionen mit den Lehrkräften besonders dringend.“ Darüber hinaus erinnerte er an die immensen Belastungen, denen die Lehrkräfte im vergangenen Jahr ausgesetzt waren: „Immer wieder mussten sich die Kolleginnen und Kollegen auf neue Organisationsformen einstellen – Präsenzunterricht, Wechselunterricht, Fernunterricht, Notbetreuung. Das zehrt an den Nerven. Die Schulleitungen mussten ihrerseits die neusten Weisungen aus Wiesbaden meist ausgesprochen kurzfristig vor Ort umsetzen, häufig von Freitag auf Montag. Für die Zukunft wünschen wir uns mehr Kommunikation, Verlässlichkeit und Wertschätzung.“