LDV 2017: Wahl der Vorsitzenden

Pressemitteilung 3. November 2017

 

Birgit Koch und Maike Wiedwald neue Vorsitzende der GEW Hessen, Karola Stötzel und Tony C. Schwarz als stellvertretende Vorsitzende gewählt

Delegierte fordern eine „dauerhafte Wiederaufwertung der Arbeit der Lehrkräfte“, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen

Seit Donnerstag, den 2. November tagen gut 300 Delegierte aus Schule, Kita, Weiterbildung und Hochschule in Bad Soden am Taunus. Sie sind zu der alle drei Jahre stattfindenden Landesdelegiertenversammlung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen zusammengekommen, um über aktuelle bildungs- und tarifpolitische Fragen zu diskutieren, den Haushalt zu verabschieden sowie die Vorsitzenden neu zu wählen. Die Versammlung endet am Samstag, den 4. November. 

Bei den Wahlen für den Vorsitz erhielten Birgit Koch sowie Maike Wiedwald 88 Prozent der gültigen Stimmen. Die beiden Lehrerinnen kandidierten gemeinsam im Tandem. Birgit Koch war zuletzt an einer Berufsbildenden Schule in Kassel tätig, Maike Wiedwald an einer Gesamtschule in Frankfurt. Birgit Koch hatte seit 2014 den Vorsitz mit Jochen Nagel im Tandem inne, Maike Wiedwald war 2014 zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden. 

Jochen Nagel, seit dem Jahr 2002 Vorsitzender der GEW Hessen, trat nicht noch einmal für dieses Amt an. Er soll am Freitagabend feierlich aus dieser Position verabschiedet werden. Aus diesem Anlass reisen Marlis Tepe, die Bundesvorsitzende der GEW, sowie Stefan Körzell, ehemaliger Vorsitzender des DGB Bezirks Hessen-Thüringen und seit 2014 Mitglied des DGB-Bundesvorstands, an. 

Birgit Koch dankte den Delegierten für das ihr und Maike Wiedwald entgegen gebrachte Vertrauen und sah die GEW Hessen gut aufgestellt für die kommenden bildungspolitischen Auseinandersetzungen: „Ob es um den schleppenden Ausbau von echten, qualitativ hochwertigen Ganztagsschulen geht, die unzureichende Umsetzung des Menschenrechts auf inklusive Bildung oder die sich immer weiter verschlechternden Betreuungsrelationen an den Hochschulen: Hessen gibt bildungspolitisch leider kein gutes Bild ab. Wir werden, wie auch in den zurückliegenden Jahren, laut und deutlich gute Bildung von der Kita bis zur Hochschule einfordern. Das gilt ganz besonders auch angesichts der 2018 anstehenden Landtagswahl. Für dieses Ziel werden wir alle Parteien in die Pflicht nehmen.“ 

Nicht zuletzt angesichts des akuten Lehrkräftemangels forderte Maike Wiedwald gute Arbeitsbedingungen für alle in der Bildung tätigen Professionen: „Lehrerinnen und Lehrer haben in Hessen noch immer bundesweit die höchste Pflichtstundenzahl. Hier muss dringend gegengesteuert werden, um den Beruf wieder attraktiv zu machen. Den Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen darf eine Eingangsbesoldung nach A13, wie sie an allen anderen Schulformen gegeben ist, nicht länger vorenthalten werden. Auch das Befristungsunwesen in Schulen, Hochschulen und Weiterbildung müssen wir zugunsten von verlässlichen Arbeitsverhältnissen überwinden. Wir werden schon die zum Jahresbeginn anstehende Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes nutzen, um insbesondere für die Erzieherinnen und Erzieher in den kommunalen Kindertagesstätten höhere Einkommen durchzusetzen.“ 

Tony C. Schwarz wurde mit 89 Prozent der Stimmen erstmals zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der Lehrer aus der südhessischen Bergstraße ist bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich für die GEW aktiv, etwa als Vorsitzender im Team im Bezirksverband Südhessen. Zudem ist er Vorsitzender des Gesamtpersonalrats beim Staatlichen Schulamt Bergstraße/Odenwald. Ebenfalls für den stellvertretenden Vorsitz wurde Karola Stötzel gewählt, die 80 Prozent der Delegiertenstimmen erhielt. Die Frankfurterin hatte diese Position bereits in den Vorjahren inne. Sie engagiert sich unter anderem für die GEW-Tarifarbeit und die Belange der Beschäftigten im sozialpädagogischen Bereich und in der Weiterbildung. 

Darüber hinaus stehen bis zum Ende der Landesdelegiertenversammlung am Samstagmittag auch die Wahlen für zahlreiche weitere ehrenamtliche Positionen in Fach- und Personengruppen sowie in den verschiedenen Referaten an. Die Delegierten haben zudem eine Vielzahl an inhaltlichen Anträgen zu beraten, die sich mit aktuellen Themen wie herkunftssprachlichen Unterricht und prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft auseinandersetzen. Die Delegierten verabschiedeten unter anderem die Forderung nach einem auf zehn Jahre angelegtes umfangreiches Investitionsprogramm zur Sanierung maroder Schulgebäude. 

Bereits am Donnerstag wurde eine Erklärung zum Lehrkräftemangel an den hessischen Schulen verabschiedet. Der aktuelle Mangel wird darin als das Ergebnis einer „jahrzehntelangen Politik einer systematischen Abwertung der Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern durch Nullrunden, geringe Gehaltserhöhungen und überhöhte Arbeitszeiten“ bewertet. Die Landesdelegiertenversammlung fordert deshalb die Landesregierung auf, „das Problem des Nachwuchsmangels endlich grundlegend anzugehen, anstatt durch ständig neue Hilfskonstrukte die Qualitätsstandards für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern und die Arbeitsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer ständig herunter zu fahren.“ 

Notwendig sei „neben einer Gleichbewertung des Lehramts für Grundschulen durch Besoldung nach A 13 (bzw. im Tarifbereich nach E 13) eine dauerhafte Wiederaufwertung der Arbeit der Lehrkräfte in den Schulen.“ Auch forderten die Delegierten mehr Ausbildungsplätze im Studium, eine Abschaffung des Numerus clausus sowie eine „Anhebung der Plätze im Vorbereitungsdienst mit deutlicher Erhöhung der Bezüge der Anwärterinnen und Anwärter.“ Darüber hinaus wird „eine Bildungspolitik mit klaren Entwicklungsperspektiven z.B. bei der Inklusion und bei der Ganztagsschulentwicklung“ eingefordert.