„Hausaufgaben müssen Schulaufgaben werden“

GEW unterstützt die Forderung der Landesschülervertretung

Pressemitteilung 7. Juli 2016

Aus Anlass der am Donnerstag, 7. Juli 2016, in Wiesbaden stattfindenden Demonstration der Landesschülervertretung unter dem Motto „Hausaufgaben? Nein, Danke!“ erhebt auch die GEW Hessen erneut die Forderung nach schulischen Lernzeiten und echten Ganztagsschulen. Hausaufgaben in ihrer bisherigen Form könnten so, wie von der Schülervertretung gefordert, abgeschafft werden.

Maike Wiedwald, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen und Lehrerin an einer Gesamtschule in Frankfurt, sprach als Rednerin in Wiesbaden zu den gut 200 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern. Mit Blick auf die gegenwärtige Situation stellte sie klar: „Häufig können die Hausaufgaben nur mit der Hilfe der Eltern erledigt werden, von selbstständigem Erarbeiten kann da oft keine Rede sein. Wer genügend Geld zur Verfügung hat, greift dann schnell zum Instrument der Nachhilfe. Jährlich werden in der Bundesrepublik Deutschland zwei Milliarden Euro für Nachhilfe ausgegeben. Das entspricht ca. 250 Euro pro Schülerin und Schüler pro Jahr. Kinder, deren Eltern diese Mittel nicht haben, bleiben auf der Strecke.“

Auch aus Sicht der GEW seien Übungsphasen und das Erlernen des selbständigen Arbeitens wichtig. Dies könne jedoch im Rahmen von schulischen Lernzeiten sowie mit Arbeits- und Wochenplänen im Rahmen von echten Ganztagsschulen besser gelingen: „Die Lernzeiten gehören in den rhythmisierten Schultag, in den Unterricht und werden von Fachlehrerinnen und -lehrern begleitet. Davon profitieren alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen; denn auch das belegt die pädagogische Forschung: Es zeigt sich, dass Hausaufgaben keinen Nutzen haben, weder für leistungsstarke, noch für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler“, so Maike Wiedwald.

Einen Angriff auf die pädagogische Freiheit der Lehrkräfte durch die Abschaffung der Hausaufgaben in ihrer gegenwärtigen Form, wie ihn Kultusminister Lorz behauptet, sieht Maike Wied­wald nicht. Es sei allerdings wichtig, dass die Schulen andere Formen der Rückmeldung über die Lernfortschritte an die Eltern entwickeln. Denkbar seien unter anderem die Dokumentation von Wochenplänen sowie regelmäßige persönliche Gespräche.

Abschließend wies Maike Wiedwald auf notwendige Verbesserungen hinsichtlich der Personalausstattung hin: „Die personelle Ausstattung der Schulen muss  aber erheblich verbessert werden, um diese andere Art der Rückmeldung zu ermöglichen. In Hessen haben die Beamtinnen und Beamten mit 42 Stunden die höchste Arbeitszeit im Vergleich aller Bundesländer. Eine Grundschullehrerin oder ein Grundschullehrer unterrichtet dementsprechend zum Beispiel 29 Stunden pro Woche bei einer Vollzeitstelle. Diese Arbeitszeit hat sich seit mehr als 100 Jahren nicht verändert, wobei in dieser Zeit viele zusätzliche Aufgaben hinzugekommen sind.“