GEW übt scharfe Kritik an Kultusminister Lorz

Nichthandeln und Abwälzen von Verantwortung ist keine effektive Pandemiebekämpfung!

Pressemitteilung 18. November 2020

 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Hessen hat Kultusminister Lorz heute abermals zu einem konsequenten und zielgerichteten Handeln aufgefordert. „Auch vor den Schultüren“, so die hessische GEW-Vorsitzende Birgit Koch, „macht das Infektionsgeschehen nicht halt. Trotzdem wird den eindeutigen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts nicht Folge geleistet zum Wechselunterricht überzugehen. Nur so kann das Abstandsgebot eingehalten werden. Das zögerliche Agieren des Kultusministers, der die Verantwortung den Schulträgern, Schulämtern und Schulen zuschiebt, ist aus unserer Sicht unverantwortlich. Gegenüber den Lehrkräften und den anderen in den Schulen Tätigen kommt dieses Verhalten einer Verletzung der Fürsorgepflicht gleich.“

Nach Einschätzung von Koch verweigere sich Kultusminister Lorz der Realität, wenn er sich als Don Quijote des Präsenzunterrichts inszeniere und dabei das Ansteckungsrisiko in den Schulen ausblende. Auch die GEW sei dafür, den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, aber der Gesundheitsschutz für Schülerinnen und Schüler und Pädagoginnen und Pädagogen dürfe nicht vernachlässigt werden und müsse an erster Stelle stehen. Erforderlich seien eindeutige landesweit gültige Regelungen, um auf einer klaren rechtlichen Grundlage den Schulbetrieb organisieren zu können.

Inzwischen wurde bekannt, dass bundesweit die Infektionen gerade bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Wochen ausgesprochen stark angestiegen sind. Im Vergleich zu Anfang September hat sich etwa die Zahl der nachgewiesenen Infektionen bei Kindern unter 14 Jahren verzehnfacht. Vor diesem Hintergrund ist es aus Sicht der GEW Hessen alles andere als überraschend, dass inzwischen auch in Hessen Infektions-Cluster unmittelbar in Schulen nachgewiesen wurden. Im mittelhessischen Lollar hat das Gesundheitsamt an einer großen weiterführenden Schule im Rahmen einer Reihentestung Anfang November insgesamt 60 Infektionen festgestellt. Davon gehen zahlreiche Fälle auf zwei Infektions-Cluster in einer zehnten Klasse und in einer Tutorengruppe der dreizehnten Jahrgangsstufe zurück. Es wurden aber auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der jüngeren Jahrgangsstufen fünf und sechs positiv getestet.

Daher forderte Koch das Kultusministerium auf, genaue und detaillierte Zahlen zu den von der Corona-Pandemie Betroffenen vorzulegen: „Das Kultusministerium muss endlich Transparenz schaffen, was die Zahl der von der Pandemie betroffenen Personen angeht. Das Ministerium sollte für alle Landkreise und kreisfreien Städte darlegen, wie viele Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler infiziert sind bzw. sich in Quarantäne befinden. Zudem muss veröffentlicht werden, wie viele Personen aus den Risikogruppen nicht in die Schule kommen bzw. keinen Unterricht erteilen können.“ Außerdem sollte für alle klar gelegt werden, nach welchen Kriterien entschieden wird, Personen aus dem schulischen Umfeld von Infizierten in Quarantäne zu schicken und wie die Informationswege verlaufen.

Genau wie die GEW scheint auch die Bundeskanzlerin zunehmend ungeduldig zu werden, da weder Kultusminister Lorz noch seine Amtskolleginnen und -kollegen aus den anderen Bundesländern bislang ein schlüssiges Konzept zum Infektionsschutz an den Schulen im Winter vorgelegt haben. Die aus diesem Grund von der GEW Hessen auf der Plattform „openPetition“ eingestellte Petition „Hessen braucht ein Konzept für den Unterricht unter Pandemiebedingungen!“ wird inzwischen von rund 11.000 Personen unterstützt. Die Petition kann weiterhin online oder auf Papier unterzeichnet werden.

https://www.openpetition.de/petition/statistik/hessen-braucht-ein-konzept-fuer-den-unterricht-unter-pandemiebedingungen