GEW Hessen fordert Planungssicherheit

Pressemitteilung 22. Januar 2021

Kultusminister Lorz gab heute bekannt, dass die Klassen 1 bis 6 ab dem 14. Februar im Wechselmodell unterrichtet werden sollen. „Möglichst früh im März“ sollen sie dann in den „eingeschränkten Regelunterricht“ mit voller Präsenz zurückkehren. Für die Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7, die derzeit auf Distanz unterrichtet werden, soll der Wechselunterricht „im März“ beginnen. Der derzeit angeordnete Präsenzunterricht für die Abschlussklassen soll fortgesetzt werden.

Die GEW Hessen begrüßt die Tatsache, dass das Hessische Kultusministerium den von vielen Lehrkräften, Eltern und Schülerinnen und Schülern geforderten Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht im Wechselmodell jetzt endlich als geeignetes Instrument anerkennt, um Infektionsschutz und pädagogische Notwendigkeiten zu verbinden. „Nur so kann sichergestellt werden, dass sich Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte in einem regelmäßigen Rhythmus auch in der Schule begegnen“, kommentiert die GEW-Vorsitzende Maike Wiedwald. Sie begrüßt es, dass den Schulen erstmals seit einem Jahr eine etwas längere Perspektive und die notwendige Zeit für die Vorbereitung auf ein verändertes Unterrichtsmodell gegeben wurden. Deshalb sei es jedoch „unsinnig, den Umstieg auf das Wechselmodell in den Grundschulen auf möglicherweise nur 14 Tage von Mitte Februar bis Anfang März zu begrenzen“. Die GEW fordert für die Grundschulen eine Festlegung bis zu den Osterferien. Auch die für die Grundschulen mit dem Wechselmodell notwendige Notbetreuung könne nicht kurzfristig „ein- und wieder abgeschaltet werden“.

Die GEW hatte schon vor den Weihnachtsferien die Aufhebung der Präsenzpflicht, die für die Klassen 1 bis 6 jetzt noch bis Mitte Februar gelten soll, als „perspektivlos“ kritisiert. Die Erfahrungen der ersten 14 Tage zeigen, dass die Zahl der Eltern, die ihre Kinder in die Schule schicken müssen oder wollen, steigt. An den Grundschulen dürften landesweit im Schnitt ungefähr 30 % der Schülerinnen und Schüler anwesend sein, im Rhein-Main-Gebiet oft mehr als 50 Prozent, Tendenz steigend. Der GEW liegen immer mehr Berichte über volle Klassen vor, in denen die Abstandsregeln nicht mehr eingehalten werden können. An den Integrierten Gesamtschulen kommen zu den Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen noch die der 9. und 10. Abschlussklassen. „So sind auch in einer sehr kritischen Phase der Pandemie an einer großen IGS 350 bis 400 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig in der Schule präsent“, berichtet Maike Wiedwald. An den beruflichen Schulen sind bis zu 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler in einer Abschlussklasse und damit zur Teilnahme am Präsenzunterricht verpflichtet.

„Wir erwarten von der Landesregierung ein Konzept, wie Gesundheitsschutz und Bildung und Förderung für alle mit einer Perspektive bis zum Ende des Schuljahres verbunden werden können“, fordert Maike Wiedwald für die GEW Hessen. Das Wechselmodell mit verkleinerten Lerngruppen, in denen der Abstand eingehalten werden kann, biete die Möglichkeit, „Phasen der Einführung, Übung und Vertiefung sinnvoll auf Präsenz- und Distanzunterricht zu verteilen“, sagt Wiedwald.

Die Umstellung koste Zeit und erfordere insbesondere an den Grundschulen wegen der nicht zu bestreitenden Betreuungsnotwendigkeiten auch Geld für zusätzliches Personal und zusätzliche Räume. Die GEW fordert deshalb, dass die 150 Millionen Euro aus dem Corona-Sondervermögen „endlich eingesetzt werden, um zusätzliches Personal einzustellen, das die Lehrkräfte unterstützt.“ Die Lehrkräfte seien durch die Mehrfachbelastung aus Präsenzunterricht, Distanzunterricht und Betreuung „weit über dem Limit“ belastet. Die GEW fordert deshalb wirksame Entlastungsmöglichkeiten durch veränderte curriculare Vorgaben, durch zusätzliches Personal und kleine Lerngruppen. Von der Mehrarbeit sind die Grundschullehrkräfte besonders betroffen, die mit 28,5 Unterrichtsstunden
ohnehin die höchste Unterrichtsverpflichtung aller Lehrkräfte haben.

Ab dem Februar gilt eine Nutzung von medizinischen Masken für das Einkaufen und die Nutzung des ÖPNV. Dieser Standard muss aus Sicht der GEW dann auch für das Maskentragen im Unterricht gelten. Sie fordert deshalb, dass Schulen in großer Menge mit FFP2-Masken versorgt werden, um sie allen in der Schule Beschäftigten kostenfrei zur Verfügung zu stellen und auch für Schülerinnen und Schülern ein großes Kontingent bereit zu halten. „Gesundheitsschutz darf nicht am Geldbeutel scheitern“, sagte Maike Wiedwald abschließend.