„Mit Corona rausreden hilft nicht – die schulischen Leistungen werden durch Lehr- und Fachkräftemangel eingeschränkt“

GEW Hessen zur internationalen Schulleistungsstudie PISA 2022

Die GEW Hessen bewertet die heute erschienenen Ergebnisse der PISA-Studie als ernüchternd und fordert eine konsequente individuelle Förderung von Kindern und jungen Menschen. Um dies zu ermöglichen, braucht es mehr Lehr- und Fachkräfte. Die Abhängigkeit der schulischen Leistungen vom sozio-ökonomischen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen hat sich seit über 20 Jahren nicht verringert.


Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, bezeichnet die PISA-Ergebnisse als bildungspolitischen Skandal. In allen untersuchten Bereichen weisen die Schüler:innen geringere Kompetenzen auf als in den vorherigen Jahren: „Der Leistungsstand erreicht mit den heutigen Ergebnissen einen Tiefpunkt. Erklärungsansätze, die sich alleinig auf die Corona-Pandemie konzentrieren, verfehlen ihr Ziel. Denn: Der negative Trend beginnt bereits im Jahr 2012. Mit Corona rausreden hilft nicht – die schulischen Leistungen werden durch den Lehr- und Fachkräftemangel eingeschränkt.“


Wie die PISA-Studie zeigt, liegt Deutschland in Sachen Chancengleichheit unterhalb des OECD-Durchschnitts. „Die getroffenen politischen Maßnahmen zum Ausgleich der unterschiedlichen Startchancen der Kinder sind mangelhaft. Besonders die Kinder und Jugendlichen aus sozio-ökonomisch benachteiligten Haushalten brauchen deutlich mehr Förderung.“ Um dies zu ermöglichen, bedürfe es dringend mehr Lehr- und Fachkräfte. In Hessen werden laut einer Studie der GEW bis zum Jahr 2030 fast 12.000 weitere Lehrkräfte fehlen. Gleichzeitig müsse das Startchancenprogramm der Bundesregierung in Hessen aufgenommen und erweitert werden, ansonsten sei es nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“.


Was der Lehr- und Fachkräftemangel vor Ort bedeutet, musste jüngst die Astrid-Lindgren-Schule in Dietzenbach erfahren. Dort kann krankheitsbedingt seit über einer Woche kein Regelunterricht stattfinden. Auch aus den Nachbarschulen konnten keine Ersatzlehrkräfte einspringen. „Die bedarfsgerechte Planung von Ressourcen und Personal muss gute Lern- und Arbeitsbedingungen berücksichtigen und gleichzeitig die kommenden Herausforderungen miteinbeziehen. Gute Bildung und gute Arbeit sind zwei Seiten einer Medaille“, betonte Thilo Hartmann.

 

Hintergrund:

Die vollständige PISA-Studie 2022 finden Sie hier: http://webexchanges.oecdcode.org/ATEzKPWQ/PISA_2022_Lernstaande_und_Bildungsgerechtigkeit_FULL.PDFO.pdf

Die GEW Hessen macht der hessischen Politik 15 Vorschläge, um den Lehr- und Fachkräftemangel zu verhindern: https://gew-hessen.de/zeit-fuer-mehr-zeit/15-punkte-gegen-den-lehrkraeftemangel