„Bildungskrise verschärft sich, auch in Hessen“

Landesschüler*innenvertretung, Eltern und Bildungsgewerkschaft kündigen Proteste an

Die Situation an den hessischen Schulen ist desolat. Dies stellten heute übereinstimmend die Landesschüler*innenvertretung, der Landeselternbeirat und die GEW Hessen im Rahmen einer Pressekonferenz in Frankfurt fest. Gemeinsam mit dem bundesweiten Bündnis „Bildungswende JETZT!“ forderten sie daher mehr Investitionen in Bildung und Erziehung. Für Mittwoch, den 20. September, kündigten sie Protestveranstaltungen an.


Landesschulsprecher Gaston Liepach konstatierte ein „alle Jahre wieder“. Schülerinnen und Schüler müssten essenzielle Themen jedes Schuljahr aufs Neue bemängeln, ohne dass eine Besserung eintrete. Als Beispiel verwies er auf die schon seit vielen Jahren von der Landesschüler*innenvertretung vorgebrachte Forderung nach einem kostenfreien und gesunden Mittagessen für alle Schülerinnen und Schüler im Ganztag. Auch ein kostenfreies Schülerticket für den öffentlichen Nahverkehr ist Gaston Liepach zufolge überfällig: „Das ist ein Beitrag zu mehr Klimaschutz und gleichzeitig ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit!“


Auch aus Sicht der Eltern besteht erheblicher Handlungsbedarf. Das verdeutlichte Volkmar Heitmann als Vorsitzender des Landeselternbeirats: „Der Bildungsetat soll um knapp zwei Prozent steigen. Bei einer Inflationsrate von sechs bis acht Prozent bedeutet das jedoch de facto ein deutliches Schrumpfen.“ Das Schaffen von neuen Stellen für Lehrkräfte begrüße der Landeselternbeirat zwar ausdrücklich. „Aber Stellen sind noch keine Lehrkräfte vor Ort. So wird es auch in diesem Schuljahr zu deutlichen Unterrichtsausfällen kommen.“


Die Bildungsgewerkschaft GEW verlangte statt eines Schönredens der bestehenden Situation zunächst eine „ehrliche Bestandsaufnahme unter Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen an den Schulen“. Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, wies auf die zunehmenden Arbeitsbelastungen hin: „Wir brauchen mehr Zeit für gute Bildung!“ Er forderte Sofortmaßnahmen wie eine Reduzierung der zu leistenden Vertretungsstunden und den Ausbau von Schulsozialarbeit und Schulpsychologie.


Anne-Katrin Muth erläuterte, warum das Bündnis „Bildungswende JETZT!“ mit zahlreichen Organisationen zum Bildungsprotest aufruft: „Zum Schuljahresbeginn verschärft sich die bundesweite Bildungskrise, auch in Hessen“. Nach ihrer Schätzung fehlen über 12.000 Lehrkräfte. „An einigen Schulen müssen 100 Prozent der Aufgaben von 80 Prozent des Personals abgedeckt werden. Darunter leidet die Qualität der Bildung.“ Ein Viertel der Kinder in der 4. Klasse könne nicht richtig lesen, die Chancenungleichheit nehme zu. „Da bisher weder die Bundes- noch die Landespolitik geeignete Maßnahmen gegen die Bildungskrise vorlegen konnte, rufen wir in Hessen zum Auftakt der bundesweiten Aktionen auf.“ Für den 20. September sind Demonstrationen und Kundgebungen in Kassel, Gießen, Fulda, Frankfurt und Darmstadt geplant.