Inklusion ist immer wieder ein Thema und es gibt sie nicht nur in meiner Klasse. Seit dem ersten Schuljahr in der Grundschule bin ich in einer inklusiven Klasse. Aktuell sind in meiner Klasse zwei Mädchen mit dem Down-Syndrom. Sie sind Teil unsere Klasse, auch wenn wir nicht alle Stunden gemeinsam haben. Sie lernen in ihrem eigenen Tempo und haben auch außerhalb der Klasse eigene Freundeskreise. Natürlich funktioniert nicht immer alles perfekt und jeder hat mal einen schlechten Tag oder „seine fünf Minuten“. Dennoch können wir einander auch helfen und voneinander lernen. Ich denke dadurch, dass wir schon so früh mit Menschen zusammen waren, die einfach anders sind als wir selbst, haben wir uns dem Thema Inklusion mehr geöffnet. Ich habe den Eindruck, dass bei vielen, die zum ersten Mal mit Menschen mit Behinderungen zu tun haben, eine große Unsicherheit, vielleicht sogar Angst herrscht. Obwohl man davor keine Angst haben muss, denn Mensch ist Mensch.
Der frühe Umgang mit den beiden Mädchen aus meiner Klasse hat mir das gezeigt. Besonders schön fand ich, als eine der beiden bei einem Theaterstück vom Schauspielhaus Frankfurt mitgemacht hat, in dem es um die Rechte von Kindern mit und ohne Behinderung ging. Besonders ist mir eine Szene im Gedächtnis geblieben, als eines der Mädchen erzählte, dass ihr die Arbeit in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung keinen Spaß macht. Gerne würde sie etwas anderes machen. Ich fand dieses Theaterstück sehr beeindruckend. Was mir wohl auch lange im Gedächtnis bleiben wird, ist, als eine der beiden bei unserer letzten Klassenweihnachtsfeier mit einer aus dem Stand improvisierten Rede sich bei unserer Klassenlehrerin bedankt hat. Da standen wir auch erst mal sprachlos daneben. Immer wieder schön ist auch, wenn sie uns ganz stolz ihre Plakate oder letzten Vorträge vorstellen.
Sie können uns beim Wurzelziehen, beim Schreiben von Erörterungen oder der Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeit eines Zuges nicht helfen, aber sie können uns zeigen, wie man auf Menschen zugeht und wie man mit ihnen umgeht.
Erst letztens haben die beiden in unserer Projektwoche im Rahmen ihrer Möglichkeiten einige Experimente zum Thema Boden, Wasser, Luft durchgeführt. Diese haben sie dann mit einem Plakat und Fotos vorgestellt. Auch in unserem Unterricht sind sie öfter mal dabei. Sie lernen zwar andere Dinge als wir, jedoch empfinde ich es als schön, wenn sie ähnliche Themen bearbeiten und wir helfen können.
Diese Erfahrungen in der Schule waren für mich auch der Grund, in den Inklusionsbeirat unserer Gemeinde zu gehen.
Felicia Abicht
Felicia Abicht besucht eine Kooperative Gesamtschule mit Oberstufe im Main-Taunus-Kreis.