Gaspreissteigerung gefährdet Forschung, Lehre und Studium

Die GEW Hessen fordert: Das Land muss jetzt handeln!

5. September 2022 Pressemitteilung

Frankfurt a.M. – Vergangene Woche haben die Kultusministerkonferenz und die Bundesnetzagentur gemeinsam die Sicherstellung von Präsenzlehre – auch bei einer Verschärfung der Energiekrise – hervorgehoben. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt, dass die Hochschulen weiter mit Energie versorgt werden sollen und Präsenzlehre angestrebt wird. Allerdings reichen diese Ankündigungen nicht aus. „Es braucht politische Lösungen, aber das Land und der Bund haben bisher wenig Bereitschaft gezeigt, die steigenden Energiekosten der Hochschulen abzufedern. Wir beobachten schon jetzt erhebliche Gas-Preissteigerungen, die auch die Hochschulen treffen. Die Hochschulhaushalte verfügen nicht über den finanziellen Spielraum, um diese Zusatzbelastung zu bewältigen", betonte die stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, Dr. Simone Claar. „Wir fordern das Land auf, seiner Pflicht nachzukommen, die gestiegenen Kosten auszugleichen, damit die Hochschulen nicht in der Lehre und der Forschung streichen müssen!", so Dr. Claar weiter.
 

Gleichzeitig bereiten sich die hessischen Hochschulen in Anbetracht des kommenden Wintersemesters sehr unterschiedlich vor. Dazu gehören nicht bloß einfache Maßnahmen zur Einsparung von Energie, sondern auch Überlegungen wie digitale Lehr-Tage und eine Verkürzung der Öffnungszeiten von zentralen Einrichtungen. „Energieeinsparungen sind aber nur ein Baustein, denn jetzt ist auch die Gelegenheit, den nachhaltigen Umbau der Hochschulen, energetische Sanierung und die eigene Energiegewinnung – etwa durch Solaranlagen – mit voller Kraft voranzutreiben“, meinte Dr. Claar. Außerdem dürften die steigenden Kosten nicht auf die privaten Haushalte der Studierenden und Beschäftigten abgewälzt werden.
 

Ein Beispiel für eine problematische Abwälzung der Kosten stellen die aktuellen Vorschläge der Justus-Liebig-Universität Gießen dar. Diese hat jüngst verlautbart, dass Präsenzveranstaltungen nur an vier Tagen der Woche – von Montag bis Donnerstag – stattfinden sollen und zudem angekündigt, die Öffnungszeiten der Bibliotheken massiv zu beschränken. Henning Tauche vom AStA der JLU Gießen und Landessprecher der GEW-Studierenden kritisierte: „Statt Studierenden mehr beheizte Lernräume zur Verfügung zu stellen, werden Bibliotheken geschlossen. Das ist für uns völlig unverständlich." Neben steigenden Energiekosten stellen auch die weiteren Preissteigerungen viele Studierende vor existenzielle Probleme: „Wir befürchten eine weitere Prekarisierung der Studierenden. Die Hochschulen und die Studierendenwerke müssen jetzt alles dafür tun, dass Studierende im Wintersemester nicht reihenweise ihr Studium abbrechen“, machte Tauche deutlich. „Die im gestern vorgestellten Entlastungspaket vorgesehenen 200 € Einmalzahlung sind kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein."