Die Fachgruppe Grundschulen

Grundschullehrkräfte fehlen, aber Geld ist da. Also: „A13 für alle“ - jetzt!

Foto: Joana Becker (links) und Marylin Prange intonierten auf der Landesdelegiertenversammlung das Lied „Drum auf: A13 für alle per Gesetz“ | Text und Melodie: Marylin Prange | Lied zum Anhören in der rechten Spalte

Grundschullehrkräfte sind so verschieden wie die Kinder, die sie unterrichten. Aus den verschiedenen Auffassungen heraus versucht unsere Fachgruppe Gemeinsamkeit und Stärke zu entwickeln. Die Mitglieder unserer Fachgruppe sind von ihren Bezirken und Kreisen delegiert und bringen so unterschiedliche Sichtweisen und Problemlagen von Grundschulen in städtischen und ländlichen Regionen ein. Kernstück unserer dreimal jährlich stattfindenden Sitzungen ist die Berichtsrunde. Zu den jeweiligen Fragestellungen bringen die Kolleginnen und Kollegen reihum ihre Erfahrungen und Einschätzungen ein.

Bildung, Besoldung und Profession sind unsere zentralen Themen, zu denen wir Fachtagungen veranstalten, um unsere Positionen mit möglichst vielen Grundschullehrkräften zu erarbeiten und zu teilen. Vernetzung und Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen betreiben wir strukturiert und manches Mal kommt uns auch ungeplant Unterstützung zu, wie unsere Kampagne „A13 für alle“ deutlich macht. 

Wir kümmern uns um bildungspolitische Positionen wie Inklusion und die Kritik an VERA-3, um tarifpolitische Forderungen wie Senkung der Pflichtstundenzahl und gleiche Bezahlung. 

A13 für Grundschullehrkräfte war bereits seit den 1970er Jahren Beschluss der GEW und wir fragten uns lange Zeit, ob und wie wir den Beschluss beleben könnten. Aufgrund der Diskussionen in unserer Fachgruppe gaben wir in der Bundesfachgruppe den Anstoß für einen Antrag „Arbeitsbedingungen GrundschullehrerInnen“ auf dem Gewerkschaftstag 2013 in Düsseldorf. Einige Mitglieder unserer Fachgruppe organisierten daraufhin mit dem Bezirksverband Südhessen eine Fachtagung, um auf der Grundlage des Düsseldorfer Beschlusses einen Antrag für die hessische Landesdelegiertenversammlung (LDV) im November 2014 in Wetzlar vorzubereiten. Im September diskutierte die Fachgruppe den Antragsentwurf. Eine Kollegin wandte ein: „A13 für alle, schön und gut, aber können wir das auch durchsetzen?“ - „Das ist es! ‚A13 für alle‘: Wir machen einen Button.“ Das Motto verlieh uns Schwung für die zunächst erforderliche Überzeugungsarbeit – nicht zuletzt auch in den Reihen der GEW. 
Die LDV hat unseren Antrag beschlossen und eine AG „A13 für alle“ zur Planung der Kampagne wurde ins Leben gerufen. Am 13. November 2015 fand der „Erste Tag der unbezahlten Arbeit“ als Aktion vor den Schulämtern in ganz Hessen statt. Ein Jahr später hat unsere Kampagne die Bundesebene erreicht. „JA13“ heißt die Forderung nach gleicher Bezahlung A13/E13 in allen Bundesländern. Die GEW Bund gab eine Studie in Auftrag, die die geringere Bezahlung als mittelbare Diskriminierung identifizierte, denn rund 92 % der Grundschullehrkräfte sind Frauen. Seither ist nicht nur der 13. November ein Aktionstag für unsere Forderung, sondern auch der Frauentag am 8. März. In der AG „A13 für alle“ arbeiten GEW-Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Regionen, Mitglieder der Fachgruppe Grundschulen und der Personengruppe Frauen eng zusammen.
Besonders gefreut hat uns, dass eine Marburger Lehrerin einen Protestsong komponiert und getextet hat, der den Kern unserer Identität getroffen und für gute Stimmung auf der LDV 2017 und dem darauffolgenden 13. November gesorgt hat. „A13 für alle“ im Sinne eines Professionsverständnisses ist inzwischen das Dach, unter dem wir alle unsere Diskussionen, Aktionen und Forderungen zusammenführen. Wir wissen, was wir können und was wir noch besser könnten, wenn wir vernünftige Arbeits- und Lernbedingungen hätten. Wir haben uns verstärkt mit unserer Profession und ihrer Entwicklung beschäftigt. Unsere Fachtagung 2017 hat dazu eine Erklärung abgegeben (www.gew-hessen.de).
Wir haben mit vielen Kolleginnen und Kollegen, mit dem Landesvorstand und mit der GEW auf Bundesebene ganz schön was losgetreten. Danke allen für die Unterstützung! Auch wenn wir unser Ziel noch nicht erreicht haben, die Entwicklungen in Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen werden die hessische Landesregierung zusätzlich unter Druck setzen, auch die hessischen Grundschullehrkräfte mit A13 zu besolden, schon allein damit sie nicht ins benachbarte Nordrhein-Westfalen abwandern.

Der Grundschullehrkräftemangel ist ein erhebliches Problem für uns. Hohe Pflichtstunden, keine Zeit für das einzelne Kind, keine Zeit für Beratung und Entwicklung, prekäre Ganztagsangebote, unsere Forderungen sind durch die vielen Überlastungsanzeigen von Grundschulen in der Öffentlichkeit und in der Politik angekommen … und ausgerechnet jetzt fehlen ausgebildete Grundschullehrkräfte. 
Wir bleiben dran: Keine Deprofessionalisierung, gute Arbeits- und Lernbedingungen, eine Schule für alle, kein VERA, kein Quop, keine Steuerung der Inklusion durch die Beratungs- und Förderzentren ...

Susanne Hoeth und Karin Hämmelmann, Vorsitzendenteam der Fachgruppe Grundschulen