A13 ist unsere Messlatte

2019: Zum Koalitionsvertrag in Hessen

Koalitionsvertrag? Was ist das eigentlich? Eine Absichtserklärung, eine Ankündigung, eine Weichenstellung? Im vorliegenden Fall lassen Allgemeinplätze und unklare Formulierungen weiten Interpretationsspielraum. Dient der Koalitionsvertrag etwa nur als Deckmäntelchen dafür, nichts zu tun oder etwas, was man vielleicht noch nicht offenlegen will oder was man jetzt vielleicht noch nicht weiß?

Zu große Klassen, zu hohe Unterrichtsverpflichtung, zu wenig Zeit für Kinder, Kooperation und Entwicklungsprozesse sind – auf einen kurzen Nenner gebracht - das Problem. Abhilfe bei diesen Belastungsfaktoren könnten nur Grundschullehrkräfte schaffen und die gibt es nicht. Schon jetzt sind zu viele nicht für die Grundschule ausgebildete Menschen an den Schulen, die oft manchmal nur für kurze Zeit langfristige Lücken stopfen.

Anerkennung der Profession durch gerechte Bezahlung, „A13 für alle“ ist ein überfälliger Schritt, um die Zukunft der Bildung in der Grundschule zu sichern. Dies haben Grundschullehrkräfte in den letzten Jahre deutlich gemacht. Die Landesregierung hat allerdings bei diesem Thema noch „Förderbedarf“, den diagnostisch geschulte Grundschullehrkräfte unschwer erkennen, denn im Koalitionsvertrag heißt es etwas zögerlich:

„Wir sehen die Debatte um eine einheitliche Eingangsbesoldung der Lehrerinnen und Lehrer nach A13. Angesichts der Kosten ist eine zeitnahe Realisierung nicht oder nur zu Lasten anderer Projekte möglich. Wir halten in dieser Frage ein abgestimmtes und einheitliches Vorgehen der Bundesländer für sinnvoll. Auch um den Lehrerberuf für unsere Schulen zu sichern und Abwanderungen zu vermeiden, werden wir zu diesem Thema das Gespräch mit unseren Nachbarländern suchen.“

Die Forderung „A13 für alle“ ist prägender Ausdruck der professionellen Identität der Grundschullehrkräfte geworden. „A13 für alle“ ist nicht nur am 13. November oder am 8. März in der Öffentlichkeit präsent, sondern begleitet uns in den Lehrerzimmern und in unserer täglichen Arbeit. Die Landesregierung tut gut daran, sich vertieft damit auseinanderzusetzen, welches Potential in einer Aufwertung der Profession auf der Ebene der Lehrkräfteausbildung, aber auch auf der schulpraktischen Seite liegt. Grundschullehrkräfte werden nicht locker lassen.

Susanne Hoeth

Susanne Hoeth leitet gemeinsam mit Karin Hämmelmann die Landesfachgruppe Grundschule der GEW.