Schulen für Erwachsene

Wie steht es um die SfE?

Das ist die alljährliche Frage unserer Angebotsschu­len, die sehr schnell aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen unterliegen (s. Sprachför­derintensivkurse).

Wie schnelllebig die Entwicklungen sein können sieht man daran, dass Fr. Schmidt (Abteilungsleiterin Abt. III, HKM) noch in einem Schreiben vom 26.April 2016 wür­digte, dass die SfE sich in der Beschulung von Geflüchteten engagieren und sich pädagogischen Herausforderungen und strukturellen Veränderungen stellen. DaZ-Intensivkurse sollten dennoch nur von sehr kurzer Dauer sein.

Die Sprachförderkurse waren von Beginn an sehr eingeschränkt genehmigt worden. Nur  20-Jährige durften – im Gegensatz zu den InteA-Maßnahmen der beruflichen Schulen – lediglich für ein Jahr aufge­nommen werden. So war das Erreichen von B1 für die Mehrheit der Teilnehmer kaum möglich.

Nun wird daraus wohl ein Auslaufprojekt, indem die Kurse zwar nicht förmlich gestrichen werden, aber das Angebot der SfE laut Aussagen des HKM durch eine veränderte Bedarfslage nicht mehr benötigt würden. Das BAMF Frankfurt habe beispielsweise das Ange­bot um ca. 30% gesteigert. Als Konsequenz daraus dürfen nur noch 20-Jährige in den SfE aufgenommen werden, die in den letzten 1,5 Jahren in Deutschland eingereist sind, der Bedarf fällt damit auf natürliche Weise rapide.

Parallel dazu gibt es an den beruflichen Schulen ein DaZ-Integrationsangebot in Verbindung mit beruf­lichen Elementen, das bis zum Alter von 27 Jahren wahrgenommen werden darf. Hier wird schon eine Ungleichbehandlung beider Bildungssysteme deutlich.

Ein weiteres Problem für die Schulen ist die Zuwei­sung der Vorkurse, die zum 1.2. eingerichtet werden, aber deren Zuweisung erst in der darauf folgenden Herbststatistik zum 1.11. erfolgt. Dieser Stichtag macht für die Zuweisung der VK absolut keinen Sinn. 2012 wurde der Beschluss gefasst, die Durch­schnittswerte der davor liegenden 3 Jahre als Grund­lage einer Klassenzuweisung zu nehmen (42 VK). Nach drei Jahren sollte diese Zahl überprüft werden. Zwar war der Bedarf 2015 inzwischen höher und die betroffenen Schulen erwarteten eine Erhöhung, aber man verstand schnell, dass diese Zahl als Deckelung zu verstehen war, es folglich lediglich zur Verschie­bung von Kursen zu anderen SfE kommen durfte. Anfang 2017 kam es erneut zu Stichproben des HKM. Man stellte fest, dass es inzwischen weniger als 42 VK gab. So liegt die Deckelung nun bei 36 VK.

Das scheint im ersten Augenblick kein großes Prob­lem zu sein, sieht man es aber weiterhin als Decke­lung, dann wird es für die SfE wieder erschwert, bei einem möglichen Boom durch u. a. gesellschaftliche / wirtschaftliche Veränderungen angemessen zu reagieren bzw. zu wachsen. Hätte man an der Zahl 42 festgehalten, wären die Entwicklungsmöglichkeiten des Bildungsbereiches erhalten geblieben, so wird dies – vor allem für die betroffenen Schulen – eher schwierig.

Eine neue Herausforderung ist bereits jetzt das gemeinsame Abitur 2020, für das es noch eine zwei­jährige Übergangszeit im LK- Bereich für das erhöhte Niveau geben soll.

Im Zusammenhang mit der Einführung der KCGO und des gemeinsamen Abiturs 2020 erstellt die Lehrkräf­teakademie zur Zeit Beispielaufgaben mit Schwer­punktbildung für die SfE, um deren Besonderheiten noch ein wenig zu berücksichtigen.

Der ehrgeizige Zeitplan (Abschluss Schuljahresende 2016/17) für die KC Sek. I konnte – wie zu erwarten – nicht eingehalten werden. Die KRANZ-Gruppe der SfE kam bislang nicht wirklich zum Einsatz, vorhan­dene Ressourcen in Form von Deputatstunden wurden daher vorerst eingefroren.

Mit der Entwurfsfassung sei laut Aussagen des HKM  im Januar/Februar 2018 zu rechnen, bis Juni ’18 soll die inhaltliche Arbeit abgeschlossen sein und im Herbst 2018 ins Beteiligungsverfahren gehen. Wann die Kranz-Gruppe erneut mit der Sichtung beauftragt wird ist unklar. Deshalb erscheint auch dieses neu gesteckte Ziel ambitioniert.

Für die AHRS ergibt sich daraus eine weitere Gefahr, indem aus den KCH (KC SEK I) mit Sicherheit gemeinsame H/R-Prüfungen – analog zum Abitur – eingeführt werden könnten. Als Folge dessen würde vermutlich die zweimalige Aufnahme auch in diesem Schulzweig abgeschafft. Erfahrungsgemäß würde dies zur weiteren Schrumpfung der Studierenden­zahlen führen. Es gibt zwar noch keine konkreten Pläne, aber Absichtserklärungen, die durchaus hellhö­rig werden lassen!

Als Folge des gemeinsamen Abiturs wurden statt der bisherigen Fächer Historisch  Politische Bildung (HPB) und Wirtschaft und Soziales (WISO) die Fächer Geschichte und POWI eingeführt.

Das führt in einigen Kollegien zu Problemen. Während z. B. Kollegen mit Politik-Fakultas seit Jahrzehnten HPB unterrichten und bislang noch Abiturprüfungen abnehmen, dürfen sie nun laut Lehrkräfteakademie ab der jetzigen E1 (Abiturjahrgang 2020) nicht in Geschichte eingesetzt werden, obwohl HPB einen eindeutigen historischen Schwerpunkt hatte. Statt­dessen dürfen sie POWI unterrichten, selbst wenn sie von Wirtschaft keine Ahnung haben, bzw. in WISO nie eingesetzt waren! All dies erscheint absurd und ist vor allem für denjenigen problematisch, die bislang in HPB und WISO eingesetzt waren und nun auf nur ein Fach reduziert werden. Deshalb muss eine schnelle Lösung gefunden werden. Man könnte ihnen eine Unterrichtserlaubnis erteilen, die ursprünglich seitens des HKM zugesagt wurde, nun jedoch fraglich ist.

Nach all diesen Negativmeldungen muss man jedoch im Bereich der Schulaufsicht beruhigt feststellen, dass trotz der Pensionierung von Frau Gerlitz-Weller die Zentralstelle Schulen für Erwachsene (ZSfE) auch weiterhin Bestand haben wird. Ihr Nachfolger Georg Wittich wurde schon  während der Landesringsitzung Ende August 2017 vorgestellt.

Auch Frau Boer wird bald in den Ruhestand gehen. In Zeiten, in denen im Bereich Sachbearbeitung viele Stellen gestrichen und folglich nicht mehr besetzt wurden, bleibt zu hoffen, dass es eine zeitnahe Neu­einstellung für die Nachfolge von Frau Boer geben wird. Wünschenswert ist, dass Frau Boer – gerade in Zeiten eines neuerlichen Wechsels des Schuldezer­nenten, der bislang nichts mit diesem Bereich zu tun hatte –  die Nachfolge  noch einarbeiten kann.

An dieser Stelle möchten wir sowohl Frau Gerlitz-Weller als auch Frau Boer  ganz herzlich für ihre geleistete Arbeit danken!

Auch auf der HKM- Ebene ist die Schulaufsicht für die SfE gesichert. Frau Jäger ist stv. Abteilungsleiterin, Fr. Klingebiel ist dauerhafte Referatsleiterin für unse­ren Bereich.

Als Nachfolger für Angelika Zins (HK Frankfurt) hat Nico Brademann (AG Frankfurt) die halbe Abord­nungsstelle ans HKM übernommen.

Zuletzt bleibt zu berichten, dass die GEW Fachgruppe Erwachsenenbildung ein neues Vorstandsteam hat. 

Gerade in Zeiten des Vorwahlkampfes in Hessen wird es Aufgabe der GEW sein, mit der Fachgruppe EB und den GEW Vertreterinnen und Vertretern beider Landesringe (der Abendschulen und Hessenkollegs) zu kooperieren, um die gesellschaftliche Bedeutung unserer Institutionen ins Bewusstsein der politisch Verantwortlichen zu rücken! Ziel muss sein, dass die SfE weiterhin Bestand in der hessischen Bildungs­landschaft haben!

Eva Bender-Gilchrist