Digitale Gehversuche

Digitalisierung in der Grundschule

HLZ 4/2021: Personalratswahlen

Als bekannt wurde, dass in hessischen Schulen die Präsenzpflicht ausgesetzt werden würde, beschloss das Kollegium der Kirchbergschule, dieses Mal neue Wege zu gehen. Ziel war es, nach Möglichkeit alle Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Da klar war, dass sowohl die Kinder im Präsenzunterricht als auch die Kinder zu Hause im Lernstoff weiterkommen sollten, jedoch nicht plötzlich mehr Personal und Arbeitszeit vorhanden waren, entstand die Idee, den Unterricht zu streamen. Lerninhalte sollten also „live“ aus dem Klassenzimmer in die Wohnzimmer der Schülerinnen und Schüler übertragen werden, die von zu Hause aus lernten. 

Eine Grundschule in Bensheim....

Keine Kollegin aus dem Team hatte damit Erfahrung. Auch für die Kinder und Eltern zu Hause war dies Neuland. Im ersten Lockdown arbeiteten wir mit Microsoft Teams und führten erste kurze Videokonferenzen mit den Schülerinnen und Schülern durch. Im Unterricht übten wir mit den Kindern das selbstständige An- und Abmelden und z.B. die Meldefunktion. Nun wollten wir dies zum täglichen Unterrichten nutzen. Im Vorfeld wurde abgefragt, welche Familien einen Leih-Laptop benötigten, die dann entsprechend versorgt wurden.

... erprobt Unterricht im Livestream

Dann kam die Feuertaufe: Der erste Schultag mit Kindern im Distanz- UND im Präsenzunterricht. Am ersten Tag fiel der Ton phasenweise aus und die Kinder zu Hause konnten ihre Lehrerin nicht hören. Auch mussten wir feststellen, dass nicht in jedem Klassenraum eine ausreichende Internetverbindung bestand. Die Kinder zu Hause warteten geduldig, bei den Lehrkräften erhöhte sich der Puls und es bildeten sich erste Schweißtröpfchen. Nach 20 Minuten waren dann sowohl die Verbindung als auch der Ton hergestellt. Hürden dieser Art gab es in den nächsten Tagen und Wochen noch einige, aber sie wurden zum Glück seltener und es stellt sich mehr Gelassenheit ein. Mittlerweile sind die Klassenzimmer mit Beamer, Lautsprechern, Dokumentenkamera und CD-Laufwerk ausgestattet.Alle Kinder können so jeden Tag aktiv am Unterricht teilnehmen, viele von zu Hause und einige direkt in der Schule. 

Wir lernen jeden Tag etwas Neues dazu und es ist faszinierend zu sehen, wie selbstverständlich gerade jüngere Kinder mit digitalen Medien umgehen. Zusätzlich benutzen wir im Unterricht auch IPads, auch wenn es leider nur zehn für die gesamte Schule gibt. Lern-Apps wie zum Beispiel Anton sind einfach zu bedienen und machen den Kindern großen Spaß. Auch wir Lehrkräfte setzen Lernvideos und weitere Medien ein. 

Es ist eine große Herausforderung, parallel Kinder in der Klasse und zu Hause zu unterrichten, dennoch sehen wir die Vorteile und Möglichkeiten, die „Hybrid-Unterricht“ auch oder gerade mit jüngeren Kindern bietet. Denn sie sind neugierig und aufgeschlossen und probieren ohne Scheu neue Dinge aus und zeigen sich dabei äußerst lernfähig. Wir sind gespannt, was noch alles möglich sein wird.

Tanja Heenes
Kirchbergschule Bensheim