Die Lage ist dramatisch: Hitzewellen, Dürren und damit verbundene Lebensmittelknappheit, extreme Überschwemmungen und das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten sind nur einige Anzeichen dafür, dass die seit Jahren vorgelegten alarmierenden Prognosen der Wissenschaft bezüglich des menschengemachten Klimawandels Wirklichkeit werden. Das Pariser Klimaabkommen ist ein Versuch, die Klimakatastrophe noch zu stoppen - eingehalten werden die meisten Vereinbarungen allerdings nicht.
Deshalb fordern junge Menschen jetzt weltweit, nicht nur Worte zu verlieren, sondern auch zu handeln: Seit Dezember 2018 demonstrieren sie auch in Deutschland und Hessen dafür, dass die Politik endlich Verantwortung übernimmt. Sie appellieren an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker, mehr für den Klimaschutz und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen zu tun.
Diese Forderungen werden von sehr vielen Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterstützt.
Möglichkeiten für konkretes politisches Handeln gibt es auf allen Ebenen: in jeder Schule, jeder Gemeinde, in Hessen, überregional und global.
So könnten zum Beispiel die Gewinnanforderungen aus hessischen Wäldern deutlich zurückgeschraubt und die Wälder an den Klimawandel und nicht an den Holzmarkt angepasst werden. Ähnliches gilt für die Themen Verkehr, Energie und im Wohnungsbau.
Klimaschutz darf nicht isoliert betrachtet werden. Dabei drängen insbesondere die Gewerkschaften darauf, dass die sozialen Themen Armut, Migration, soziale Spaltung und Unterfinanzierung der Bildung nicht von den ökologischen Themen abgekoppelt werden. Schließlich ist die Klimakrise eine Folge der Ausbeutung von Mensch und Natur – und das auf globaler Ebene.
Der hessische Kultusminister und derzeitige Präsident der KMK Lorz behauptet, die Schülerinnen und Schüler hätten „ihr Ziel erreicht“, der Klimaschutz sei „als zentrales Thema in Politik und Medien angekommen“. Deshalb bringe es nichts, „der Schule noch weiter fern zu bleiben“. Wer dies trotzdem tue, fehle unentschuldigt, „mit allen Folgen“. Damit zog er sich den berechtigten Zorn der jungen Menschen zu, die auch in den Sommerferien ihre Proteste fortsetzten. Sie wollen nicht nur, dass das Thema in Politik und Medien „ankommt“, sondern sie fordern eine andere Politik.
Die Diskussion über Sanktionen für Demonstrationen während der Unterrichtszeit soll vom eigentlichen Anliegen der Schülerinnen und Schüler ablenken. Sie übernehmen mit ihren Aktionen Verantwortung für die Zukunft – und das in Übereinstimmung mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule.
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ist im Hessischen Schulgesetz verankert. Der gemeinsame Besuch außerunterrichtlicher Lernorte ist eine Möglichkeit, „Fridays for Future“ zu unterstützen.
Die Themen gehören in den Unterricht in möglichst allen Fächern, genauso die Diskussion, wie nachhaltig das Schulleben selbst ist:
- Wie kann der täglich anfallende Plastikmüll reduziert werden?
- Was kann an der einzelnen Schule getan werden, um den Wasser- und Energieverbrauch zu reduzieren?
- Dürfen Klassen- und Kursfahrten noch mit dem Flugzeug stattfinden?
- Ist eine fleischärmere und auf regionale Produkte setzende Ernährung in der Schulmensa möglich?
Die „Fridays- for-Future“-Bewegung ruft alle Bürgerinnen und Bürger zu einem bundesweiten Klimastreik am 20. September 2019 auf. Die GEW Hessen unterstützt diesen Aufruf und fordert alle Pädagoginnen und Pädagogen zur Teilnahme auf, soweit es die unterrichtlichen oder andere dienstliche Verpflichtungen zulassen.
Die GEW wird in den nächsten Wochen verstärkt über die Zusammenarbeit mit „Fridays for Future“ beraten und auch entsprechendes Informationsmaterial zur Verfügung stellen.
Maike Wiedwald, Vorsitzende der GEW Hessen
Tony Schwarz, stellvertretender Vorsitzender
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