Neufassung des Hessischen Lehrerbildungsgesetzes

Stellungnahme der Scientists for Future (Regionalgruppen Frankfurt und Kassel)

Die S4F Hessen begrüßen, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erstmals in das HLBG aufgenommen wird (§1 Abs. 3), stellen aber fest, dass keine Bestimmungen für die konkrete Umsetzung in der Lehrer:innenaus- und -fortbildung existieren (siehe Durchführungsverordnung).

Aus der Zuspitzung der Klima- und Biodiversitätskrise ergibt sich die dringende Notwendigkeit, dass die Landesregierung die Implementierung von BNE als zentrales Schulentwicklungsziel durch eine Änderung des Gesetzesentwurfs für alle Schulen verbindlich macht, wie im Nationalen Aktionsplans zur Nachhaltigen Entwicklung und des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 gefordert." Im Rahmen der Agenda 2030 haben sich alle teilnehmenden Staaten verbindlich verpflichtet, die 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals [SDGs]) bis zum Jahre 2030 bzw. schon bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Leider ist dies in den meisten Fällen nicht geschehen bzw. nicht absehbar.

Es muss ein zentrales Bildungsziel sein, die jetzigen und kommenden Generationen zu befähigen, den existenzbedrohenden Herausforderungen der Klimakrise und des drohenden Artenverlusts wissensbasiert, kritisch-konstruktiv und lösungsorientiert zu begegnen und damit zur Bewältigung der notwendigen Transformationsprozesse beizutragen.

Die mit dem BVerfG-Beschluss (Az.: u.a. 1 BvR 2656/18) vom 29.04.2021 geforderte Konkretisierung und Beschleunigung der Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung können nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn das entsprechende Verständnis und die Akzeptanz in der Bevölkerung bestehen. Daher soll jeder in der Schule und in der Ausbildung lernen, sich mit den jetzigen und zukünftigen Herausforderungen der Klimakrise und der Gefährdung der Ökosysteme und der menschlichen Lebensgrundlagen auseinanderzusetzen, um sich an der Entwicklung von Lösungen beteiligen zu können.

In diesem Zusammenhang steht die Bildungspolitik in einer dringenden und besonderen Verantwortung, zeitnah die schulischen Rahmenbedingungen für zukunftsfähiges Lehren und Lernen im Sinne der „Agenda 2030” für alle Menschen zu schaffen. Dieser Prozess kann aber nur gelingen, wenn die

Lehrer:innen in ihrer Aus- und Weiterbildung befähigt werden, diese Lernprozesse auf der Basis gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gestalten.
 
Dieser Verantwortung wird jedoch in dem Gesetzesentwurf nur unzureichend Rechnung getragen. Eine verbindliche Verankerung der BNE und damit auch der Themen Klimakrise und Biodiversitätskrise in den Ausbildungsmodulen der zweiten Phase sowie die stärkere Berücksichtigung dieser Themen in der universitären Phase der Lehrer:innenausbildung würde der BNE den notwendigen Stellenwert geben.

Nur wenn die Ziele des UNESCO-Programms „ESD 2030” (Agenda 2030) und des Nationalen Aktionsplans BNE rasch, konsequent und flächendeckend im Bildungswesen umgesetzt werden, werden heutige und zukünftige Generationen ausreichend Möglichkeit bekommen, die Klima- und Biodiversitätskrise für sich und andere nachhaltig, partizipativ, empathisch und unter Erhaltung demokratischer Strukturen zu gestalten.

Scientists for Future stehen für eine Zusammenarbeit und weitere Informationen gerne zur Verfügung.
frankfurt.main@scientists4future.org
kassel@scientists4future.org