Inklusion in der Lehrerausbildung

Handreichungen zum Referendariat

HLZ 7-8/2016: Neue Baustelle Lehrerausbildung

Eine inklusive Schule erfordert eine inklusive Lehrerausbildung. Zu diesem Zweck haben Ausbilderinnen und Ausbilder aller Schulformen Handreichungen erarbeitet. Seit Beginn des Jahres können diese Handreichungen von Studienseminaren, Schulen und Lehrkräften bei Fragen zur Ausbildung für eine inklusive Bildung genutzt werden (1). Absicht der Autorinnen und Autoren ist, Hilfen und Empfehlungen zu geben, die sich aus den veränderten Bedingungen für die Ausbildung ergeben. Dabei geht die Redaktionsgruppe davon aus, dass die Umsetzung von Inklusion alle Lehrämter betrifft und alle Lehrkräfte verantwortlich für alle Schülerinnen und Schüler mit ihren individuellen Voraussetzungen und Bedarfen sind.

Ein wichtiger Schwerpunkt ist deshalb das Thema Kooperation. Zum einen wird angestrebt, dass die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst der unterschiedlichen Schulformen gemeinsam ausgebildet werden sowie verstärkt miteinander kooperieren, zum anderen, dass die verschiedenen Studienseminare ihr Vorgehen koordinieren sowie auch eine Kooperation mit anderen regionalen Institutionen wie den Staatlichen Schulämtern verstärken.
Zusammenarbeit und Teamarbeit sind wesentliche Ansätze und werden in der Ausbildungsarbeit eine wichtige Rolle spielen. Das Unterrichten im Team soll angeregt, begleitet und unterstützt werden. Unterrichtshospitationen und Prüfungsstunden können im Team geleistet werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist das veränderte Berufsbild der Förderschullehrkräfte. Die Ausbildung muss daher die Aufgaben und Inhalte der BFZ-Arbeit (Beratungs- und Förderzentrum) gezielt in den Blick nehmen. Das heißt, dass die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) der Förderschule auch im inklusiven Unterricht an der Regelschule ausgebildet werden. Dies verlangt Absprachen zwischen dem Studienseminar, den beteiligten Ausbildungsschulen sowie Mentorinnen und Mentoren der verschiedenen Schulformen sowie Teamarbeit im inklusiven Setting.

In allen Modulen wird der Umgang mit Heterogenität und Vielfalt eine größere Rolle spielen. Themen wie individuelles und kooperatives Lernen, interkulturelle Sensibilisierung, Sprachbildung, Elementarisierung von Bildungsinhalten, Pädagogische Diagnostik, Beratung und inklusive Schulentwicklung werden mehr Gewicht erhalten. Folgender Leitgedanke liegt den Empfehlungen zugrunde:
„Haltungen und Einstellungen verändern sich durch den Erwerb professionellen Handlungswissens, der Bewusstmachung der eigenen subjektiven Theorien, durch reflexive Praxiserfahrungen sowie durch Erweiterung des eigenen Handlungsrepertoires. Dabei kommt Hospitationen, Formen kollegialer und kooperativer Zusammenarbeit in Verbindung mit Reflexion eine besondere Bedeutung zu.“
Die Empfehlungen sowie die Praxisbeispiele aus den Studienseminaren werden fortwährend aktualisiert. Jährlich findet eine Netzwerkkonferenz statt, auf der sich Ausbildende aus allen Schulformen und allen Studienseminaren über anstehende Themen und notwendige Veränderungen austauschen.

Für die Ausbildung und Professionalisierung von Fachkräften für inklusive Bildung benötigen die Studienseminare und Ausbildungsschulen aber auch ausreichend Ressourcen und Fortbildungsangebote, um dem Anspruch der Empfehlungen gerecht werden zu können. Eine Ausbildung, die Kooperation der LiV in multiprofessionellen Teams praktiziert, ist „teurer“ als eine Ausbildung zur Einzelkämpferin. Aber diese Kosten sollten es dem HKM wert sein, wenn Lehrkräfte für eine inklusive Schule ausgebildet werden.


Die Autorin ist Mitglied der Redaktionsgruppe und Ausbilderin am Studienseminar GHRF Heppenheim.

(1) lakk.sts-ghrf-kassel.bildung.hessen.de/service/inklusion/entwurf_handr_final_290116.pdf