Wahlprüfsteine zum Thema Schule

1. Nennen Sie bitte die wichtigsten schulpolitischen Schwerpunkte Ihrer Partei für die nächste Wahlperiode.

Unserer christdemokratischen Bildungspolitik liegt das christliche Menschenbild zugrunde. Jeder Mensch ist einzigartig. Seine Würde ist unantastbar. Wir wollen die Menschen in ihrer Freiheit stärken und schützen, damit sich jeder nach seinen Fähigkeiten und Begabungen entfalten kann und für sich und andere Verantwortung übernehmen kann. Deshalb steht für uns als Volkspartei die Förderung des Individuums im Zentrum. Für uns zählt jede einzelne Bildungsbiografie über Lebensabschnitte hinweg. Wir wollen auch weiterhin in Hessen gute Bildung von klein auf und die Stärken jedes Einzelnen fordern und fördern. Wir stehen für unser Chancenschulsystem mit verschiedenen Schulformen, das auf den Prinzipien des Forderns und Förderns aufbaut und die bestmögliche Bildung jedes Einzelnen besser ermöglicht als eine Zwangseinheitsschule. Deshalb halten wir an unserem begabungs- und leistungsorientierten, differenzierten Schulsystem und somit auch an dem Erhalt und bedarfsgerechten Ausbau der Förderschulen fest. Wir sind gegen ideologische Experimente auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen – unsere Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern, die Lehrerinnen und Lehrer und Schulen brauchen keine neuen Systemdebatten über die Einführung oder Abschaffung von etablierten Schulformen, sondern Konzentration auf das, was zählt: guten Unterricht. Wir wollen daher weiter kräftig in Lehrerstellen, Modernisierung, Digitalisierung und Entlastung der Schulen investieren. Jeder Euro, den wir in die Bildung geben, ist eine Investition in die Zukunft unserer jungen Menschen, in die Zukunft unseres Landes. Unter Führung der CDU hat Hessen die Bildung in den Mittelpunkt gestellt und die Investitionen stetig gesteigert. Im Jahr 2024 überschreitet der Bildungsetat erstmals die Marke von fünf Milliarden Euro. Mit 64.000 Lehrkräften haben wir so viele Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen wie noch nie. Allein im aktuell vorliegenden Doppelhaushalt 2023/24 schaffen wir zusätzlich weitere 4.000 neue Lehrerstellen. Aufbauend auf diesem stabilen Fundament stellen wir uns den Herausforderungen unserer Zeit und bauen die Schule der Zukunft. Das Ziel ist klar: Wir wollen jedem einzelnen Kind bestmögliche Bildungschancen eröffnen. Auch und besonders in einer Zeit, die geprägt ist von der Zuwanderung und der Integration Geflüchteter, einer hohen Nachfrage nach Fachkräften in nahezu allen Berufsfeldern und von der Digitalisierung vieler Lebensbereiche. Dazu wollen wir u.a. an folgenden Errungenschaften festhalten bzw. folgende Punkte stärken:

• Wir haben die Schule der Zukunft im Blick. Dazu zählt, dass wir die Schulträger mit einem Investitionsprogramm dabei unterstützen werden, um die Schulen gut und innovativ auszustatten.

• Kurze Beine brauchen kurze Wege. Deshalb werden wir uns auch in Zukunft dafür stark machen, kleine Grundschulen zu erhalten.

• Ganztägige Angebote werden wir weiterhin ausbauen. Die Wahlfreiheit der Eltern achten wir nicht nur bei der Entscheidung für einen Bildungsgang. Sie sollen ebenso frei entscheiden dürfen, ob ihr Kind an ganztägigen Angeboten teilnimmt.

• Wir halten auch in Zukunft an dem dezentralen Regelungsansatz im Bildungssystem fest, der den Schulgemeinden vor Ort möglichst viel Eigenverantwortung ermöglicht und nur das zentral regelt, was geregelt werden muss. Im Sinne einer noch besseren Vergleichbarkeit und weil viele Menschen dies fordern, werden wir Schritt für Schritt Kerncurricula in den Schulfächern fortentwickeln, damit überall in Hessen bestimmte Lerninhalte standardmäßig unterrichtet werden.

• Wir führen damit verbunden ein Update der Lehrinhalte durch, um in Zukunft mehr praktische Lebenskompetenzen in der Schule zu vermitteln. Junge Menschen müssen frühzeitig lernen, wie man Verträge abschließt, für das Alter vorsorgt, sich gesund ernährt oder mit Fake-News im Internet umgeht.

• Für uns steht nach wie vor die Stärkung der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen im Vordergrund. Wir wollen die unter Führung der CDU eingeführte Qualitätsoffensive Mathematik fortsetzen und werden zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch unter anderem eine zusätzliche Deutschstunde in den Jahrgangsstufen 1 und 2 einführen.

• Der Hessische Referenzrahmen Schulqualität (HRS) wurde im engen Austausch mit Schulpraktikerinnen und Schulpraktikern erarbeitet. Neben aktuellen Forschungsergebnissen zu Unterrichts- und Schulqualität finden auch Erkenntnisse der Erziehungswissenschaft und sich verändernde schulische Herausforderungen darin Berücksichtigung. Dies führt zu stets erforderlichen Aktualisierungen beim HRS. Das wollen wir auch in Zukunft in partizipativen Prozessen mit Lehrkräften und Schulleitungen sowie der Wissenschaft fortführen.

Neben diesen wesentlichen Strukturentscheidungen werden wir einen Fokus darauflegen, die Schule der Zukunft zu bauen und Schulen, Lehrer und Schüler auf dem Weg der Digitalisierung begleiten. Der Anschluss der Schulen an gigabitfähige Infrastruktur ist inzwischen in über 90 Prozent der Schulen umgesetzt. Diesen Weg wollen wir vollenden. WLAN muss schnellstmöglich in allen Schulen Standard werden. Die „Strategie Digitale Schule“ Hessen werden wir dafür weiter umsetzen und pädagogische Innovation mit digitalen Vorhaben vorantreiben. Dazu gehört unter anderem:

• Wir werden das Schulportal Hessen weiterentwickeln und zu einer echten digitalen Lernplattform ausbauen.

• Kinder sollten ab Klasse 7 eine Möglichkeit erhalten, im schulischen Kontext mit einem digitalen Endgerät zu lernen. Dies wollen wir in Unterstützung der Schulträger und in Zusammenarbeit mit dem Bund sicherstellen und zu einheitlichen Standards kommen.

• Wir schaffen an jeder Schule virtuelle Schulräume, um Kindern und Jugendlichen beste Perspektiven für das Zeitalter der Digitalisierung zu ermöglichen. Der Virtual-Reality-Raum wird das neue Computer-Zimmer jeder Schule.

• Wir werden unser Schulfach „Digitale Welt“ flächendeckend in Hessen als Regelfach für die Jahrgangsstufen 5 und 6 einführen.

• Wir setzen uns zudem für eine Stärkung des Fachs Informatik in der gesamten Sekundarstufe I ein.

• Wir wollen unser Kooperationsprojekt mit Bayern fortführen und so gemeinsam Zukunftstechnologien und potenzielle Bildungsinnovationen frühzeitig identifizieren. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern wollen wir beispielsweise neue KI- oder AR-basierte Lehrmethoden in der Physik erproben, schülerorientiertes Experimentieren weiterentwickeln und die KI-Fähigkeiten an unseren Schulen fördern.

Unser wichtigster Schwerpunkt in der kommenden Wahlperiode liegt auf der Bekämpfung des Fach- und Lehrkräftemangels an Schulen. Die von der Landesregierung errechnete 104/105 oder gar 137 prozentige Lehrerversorgung ist ein Papiertiger, der mit der Realität an den Schulen nichts mehr zu tun hat. Schulen brauchen eine bedarfsgerechte Zuweisung, die sich an der Schülerschaft orientiert. Wir wollen die besten Kräfte an allen Schulen und in allen Bildungseinrichtungen. Dafür müssen wir in die Aus- , Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften sowie in (berufsbegleitende) Qualifizierung von Quereinsteiger:innen investieren, Studienplatzkapazitäten massiv ausbauen und Schülerinnen und Schüler fit für Ausbildung, Studium und Beruf machen. Unsere Kinder sind die Fachkräfte von morgen. Weitere schulische Schwerpunkte sind der Ganztagsschulausbau (u.a. Rechtsanspruch), die Verbesserung der Arbeitsbedingungen an Schulen und Entlastung der Lehrkräfte durch zusätzliches Personal (multiprofessionelle Teams).

Wir GRÜNEN haben in den vergangenen Jahren in den Bereichen Ganztag, Schulsozialarbeit, Multiprofessionalität und Inklusion wichtige Impulse für eine chancengerechtere Bildungspolitik in Hessen gesetzt – gleichzeitig wissen wir, dass viel zu tun bleibt und insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der Beschulung geflüchteter Schüler*innen neue Herausforderungen entstanden sind – sich bestehende Herausforderungen verschärft haben. Deswegen setzen wir uns für eine Schule der Zukunft ein, die chancengerecht, vielfältig und digital ist, die pädagogische Innovationen und Freiheiten der Schulgemeinden fördert und an der Schüler*innen und Lehrkräfte gerne lernen und lehren. Konkret sehen wir in der gezielten Förderung von Schulen und Schüler*innen mit besonderen Herausforderungen, z.B. durch eine sozialindizierte Ressourcenzuweisung, im Bereich der Ganztagsschulentwicklung, dem Ausbau multiprofessioneller Teams und der Digitalisierung große Potenziale für mehr individuelle und ganzheitliche Förderung und somit mehr Chancengerechtigkeit in der Schulbildung und wollen deswegen in diesen Bereichen in der kommenden Wahlperiode Schwerpunkte setzen.

Wir Freie Demokraten wollen das Recht auf Bildung in der Verfassung verankern. Unsere schulpolitischen Schwerpunkte sind: Bekämpfung des Fachkräftemangels

· durch eine Modernisierung des Studiums und einer Regelstudienzeit von zumindest neun Semestern in allen Lehrämtern;

· durch die Entwicklung flexibler, auch berufsbegleitender, Nachqualifizierungsprogramme für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen;

· durch die Entlastung von Lehrkräften von administrativen Aufgaben;

· durch die Stärkung multiprofessioneller Teams für mehr Unterstützung im schulischen Alltag. Kompetenzen für die Zukunft vermitteln - Lerninhalte modernisieren

· durch die Einführung eines flächendeckenden Informatikunterrichts in der Sekundarstufe I;

· durch die Stärkung der ökonomischen Bildung und die Möglichkeit, das Fach PoWi bei gleichbleibender Stundenzahl auf zwei Fächer aufteilen zu können;

· durch die Stärkung außerschulischer Lernorte (kostenfreie Bibliotheken) und der kulturellen Bildung (Einführung eines Kulturbudgets an den Schulen). Stärkung der beruflichen Bildung

· durch die Einführung eines Konzepts für die Berufsschulen, das die Zusammenarbeit der Schulen untereinander verbessert, die schulische Ausbildung flexibilisiert bzw. modularisiert, mehr digitale und hybride Beschulungsmöglichkeiten vorsieht und berufliche Schulen zu einem Anker in der jeweiligen Region ausbaut;

· durch die Kostenfreiheit der Meisterausbildung

Die Linke Hessen fordert eine grundsätzliche Reform der Schulpolitik. Dazu gehört die Etablierung eines wirklich inklusiven Schulsystems und die längst überfällige Abschaffung der mittlerweile arg ausgeuferten Mehrgliedrigkeit, die Kinder nach der vierten Klasse auf verschiedene Schulformen aussortiert. Doch die akuten Probleme fordern auch zeitiges Handeln: Daher ist ein Entgegenwirken des Lehrkräftemangels (unter anderem durch eine wirkliche pädagogische Fachkräfteoffensive und durch qualitativ hochwertige Qualifizierungsmaßnahmen für Quereinsteigende) und dem unter anderem dadurch bedingten massiven Unterrichtsausfall eine der größten Herausforderungen. Ebenso die nicht stattfindende Fürsorgepflicht gegenüber den Lehrkräften und Schulleitungen, die durch viel zu hohe Belastungen stark gesundheitsgefährdet sind. Weitere dringliche Baustellen sind die Abschaffung der Beförderungskosten für Schülerinnen und Schüler, der Sanierungstau vieler Schulgebäude, der stagnierende Ganztagsausbau und die Digitalisierung inklusive digitaler Ausstattung.


2. Wie beurteilen Sie die Forderung nach einem längeren gemeinsamen Lernen in „Einer Schule für alle“ und welche Vorstellungen haben Sie zur Entwicklung der Schulstruktur?

Unsere Schulen sind kein Ort für Experimente und Ideologien. Sie brauchen Planbarkeit, Verlässlichkeit, Stabilität und Freiheit. Wir sind deshalb stolz darauf, in Hessen für Schulfrieden gesorgt zu haben. Wir stehen für unser Chancenschulsystem mit verschiedenen Schulformen, das auf den Prinzipien des Forderns und Förderns aufbaut und die bestmögliche Bildung jedes Einzelnen besser ermöglicht als eine Zwangseinheitsschule. Wir setzen auf Qualität für die beste Bildung in einem gegliederten Schulsystem – entsprechend der Neigungen der Schülerinnen und Schüler. Das beinhaltet alle Schulformen, von den Förderschulen bis zum Gymnasium. Wir werden deshalb unser Chancenschulsystem in seiner Breite und Vielfalt erhalten, denn die Eltern sollen auch weiterhin über die richtige Schule für ihre Kinder entscheiden können. Es gibt nicht die eine Schule für alle.

Die SPD Hessen will die individuelle Förderung und längeres gemeinsames Lernen fördern. Wir wollen weg von einer auf Auslese, Ausgliederung und Homogenität fixierten Beschulung. Derzeit verfügt Hessen mit Förderschulen, Grund-, Haupt- und Realschulen, Gymnasien mit G8-/G9- Zweigen, beruflichen Gymnasien, Oberstufengymnasien, Mittelstufenschulen, kooperativen und integrativen Gesamtschulen und Berufsschulen über ein unglaublich ausdifferenziertes Schulsystem, dass die Bildungsungerechtigkeit nicht verringert. Die soziale Herkunft von Kindern spielt immer noch eine große Rolle spielt und ist entscheidend für den Erfolg in der Schule. Wir sprechen uns für eine Flexibilisierung der Schulen aus. Jahrgangsübergreifendes Lernen und eine flexible Schuleingangsphase sollen gefördert werden. Auch kann die Dauer der Schulzeit bis zum angestrebten Abschluss entsprechend der Lerngeschwindigkeit des Kindes variieren, ohne dass auf die Sanktion des Sitzenbleibens zurückgegriffen werden muss. Wir setzen auf Binnendifferenzierung in integrierten Gesamtschulen und wollen vielfältige Bildungsangebote unter einem Dach, möglichst ohne Querversetzungen. Wir werden verstärkt individuelle Bildungswege ermöglichen. Dabei sind flexible Eingangsstufen und altersgemischte Klassen hilfreich. Zudem werden wir einen Modellversuch zur flexiblen, modularisierten Oberstufe initiieren und die Einrichtung neuer Oberstufen erleichtern. Wir werden Schulen, die längeres gemeinsames Lernen ermöglichen mit den für ihre wichtige Aufgabe notwendigen Ressourcen ausstatten. Wir setzen außerdem auf die Weiterentwicklung von fächerübergreifendem Projektunterricht und ganzheitlichen Lernarrangements über den starren 45-Minuten-Takt und getrennte Fächer hinaus.

Wir GRÜNEN sind der Überzeugung, dass Schüler*innen durch längeres gemeinsames Lernen und das möglichst lange Offenhalten aller Bildungsabschlüsse sehr gut individuell gefördert werden können. Auch leisten Gesamtschulen einen wichtigen Beitrag im Bereich Inklusion, Integration und Ganztag sowie wichtige Pionierarbeit in anderen Fragen der pädagogischen Weiterentwicklung, von der langfristig das gesamte Schulsystem profitieren kann. Deswegen wollen wir die Integrativen Gesamtschulen als Innovationsmotoren weiter gezielt fördern und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass alle die das wollen, sich wohnortnah für eine integriert arbeitende Gesamtschule entscheiden können. Die Entwicklung in Hessen aber auch in anderen Bundesländern zeigt zudem, dass wir uns mehr und mehr auf ein Zwei-Säulen-Schulmodell bestehend aus den Gymnasien als einer Säule und Schulen mit längerem gemeinsamen Lernen (mit der Vorbereitung auf alle Schulabschlüsse an einem Standort) als zweiter Säule zubewegen. Auch wünschen sich viele Eltern eine Vereinfachung des Schulsystems im Anschluss an die Grundschule. Diesen Prozess wollen wir unterstützen.

Wir Freie Demokraten wollen ein Schulsystem, das so vielfältig ist wie seine Schülerinnen und Schüler. Mit unterschiedlichen Angeboten wollen wir die individuelle Förderung verbessern und jeder Schülerin und jedem Schüler den Bildungsweg ermöglichen, der am besten zu ihnen passt. Voraussetzung hierfür ist jedoch die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen und Bildungsgängen, die es zu verbessern gilt. Kein Bildungsweg darf in einer Sackgasse enden

Die Linke Hessen möchte die Mehrgliedrigkeit endlich überwinden und alle Kinder inklusiv von der ersten bis zur zehnten Klasse in einer „Schule für Alle“ gemeinsam lernen lassen. Schulen müssen dazu entsprechend Personell, räumlich und sachlich ausgestattet und Lehrkräfte entsprechend aus- und weitergebildet werden.


3. Welche konkreten Maßnahmen wollen Sie ergreifen, um das Menschenrecht auf inklusive Bildung in Hessen zu verwirklichen? Welche Rolle spielen in Ihrem Konzept die Förderschulen, die Beratungs- und Förderzentren (BFZ) und die inklusiven Schulbündnisse?

Wie wollen Sie die Entwicklung multiprofessioneller Teams fördern?

Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen – von der Kinderbetreuung über Schule und Ausbildung bis zum Berufsleben und im Alltag – bleibt ein zentrales Anliegen der CDU Hessen. Wir richten dieses Ziel an den individuellen Bedürfnissen des betroffenen Menschen aus und wollen daher passgenaue und individuell zugeschnittene Lösungen finden. Inklusion ist daher auch in der Schule ein wichtiges Ziel, das wir unterstützen. Viele Kinder mit Beeinträchtigungen können schon heute wunderbar in den allgemeinbildenden Schulen beschult werden. Schülerinnen und Schüler mit umfassenden Beeinträchtigungen oder Behinderungen erhalten im Rahmen des inklusiven Unterrichts zusätzlich individuelle sonderpädagogische Förderung, vorbeugende sonderpädagogische Fördermaßnahmen oder Maßnahmen der Förderpflege. Dafür stellen wir besondere Ressourcen bereit und fördern die Barrierefreiheit der Schulen. Inklusion hat aber Grenzen und ist nicht für jedes Kind die beste Lösung. Wir betrachten jedes Kind individuell und lehnen deshalb eine Einheitslösung für alle auch hier ab. Wir wollen allen Kindern gleiche Chancen eröffnen und passgenaue Angebote machen. Deshalb machen wir uns stark für den Erhalt der Förderschulen in Hessen. Förderschulen sind ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil des Schulsystems und bieten Kindern mit Behinderungen geschützte Räume, kleine Klassen, optimale Förderung, gesicherte Übergänge in den Beruf und Lebensalltag sowie hohe Fachlichkeit durch qualitativ bestens ausgebildete Lehrkräfte. Um die inklusive Beschulung an hessischen Schulen bestmöglich und im Hinblick auf die individuellen Bedarfslagen flexibel umsetzen zu können, arbeiten seit dem Schuljahr 2016/2017 alle Schulleiterinnen und Schulleiter in Hessen gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Schulträger, der Schulpsychologie, der Kreis- oder Stadtelternbeiräte sowie weiteren fachbezogenen Beraterinnen und Beratern in regionalen Bündniskonferenzen zusammen. Sie schaffen landesweit verlässliche Strukturen der schulischen Inklusion für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte, sichern die Wahlfreiheit der Eltern und legen gemeinsam Kriterien fest, nach denen die Förderschullehrkräfte im inklusiven Unterricht eingesetzt werden. Die inklusiven Schulbündnisse wie auch die Beratungs- und Förderzentren haben sich etabliert. Daran werden wir auch in Zukunft festhalten. Bereits in der zu Ende gehenden Legislatur haben wir die multiprofessionellen Teams an unseren Schulen ausgebaut, um die Lehrkräfte bei Ihren vielfältigen pädagogischen Aufgaben zu entlasten. Wesentliche Bausteine dazu sind:

• Wir werden auch künftig den Einsatz pädagogischer Fachkräfte an Schulen weiter ausbauen.

• Wir wollen weitere Stellen zur sozialpädagogischen Unterstützung an Hessens Schulen bringen.

• Die Anzahl der Schulgesundheitsfachkräfte und der Erste-Hilfe-Kurse werden wir weiter steigern.

• Die Schulpsychologie werden wir weiter ausbauen und Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrkräfte weiterhin unterstützen.

• Schulen mit besonderen Herausforderungen erhalten vom Land besondere Unterstützung. Daher werden wir den Schulen mit einem überdurchschnittlichen Anteil von Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen oder sozial benachteiligten Elternhäusern zusätzliche Mittel für die individuelle Förderung der Kinder bereitstellen. Ihnen weisen wir aus dem datenbasierten Sozialindex mehr personelle und finanzielle Ressourcen für ihre Arbeit zu.

• Wir wollen auch den Einsatz von jungen Menschen im Rahmen der Absolvierung eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) an Schulen steigern. Auch diese können zur Entlastung unserer Lehrkräfte beitragen.

Inklusion ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft und aller Schulen. Deshalb wollen wir alle Schulen baulich, sächlich und personell in die Lage versetzen, inklusiv zu unterrichten. Das Recht auf inklusive Beschulung darf nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern muss überall gelebt werden. Wir sehen Vielfalt an unseren Schulen als Bereicherung und unterstützen unsere Lehrkräfte beim Umgang mit Leistungsheterogenität durch multiprofessionelle Teams und kleinere Klassen. Wir sehen die sonderpädagogische Ressource als Unterstützungsleistung für alle Schüler:innen einer Schule, haben uns vorgenommen, mehr Stellen für die Inklusion zu schaffen und in diesem Sinn an jeder Schule eine auskömmliche Grundversorgung zur besonderen Förderung sicherzustellen. Dabei ist die Professionalität der Förderschullehrkräfte und deren Vernetzung untereinander zu sichern. Beratungs- und Förderzentren werden wir zusammen mit dem schulpsychologischen Dienst zu Unterstützungsagenturen für alle Schüler:innen aller Schulen weiterentwickeln. Wir wollen die Ausbildung der Lehrkräfte so verändern, dass diese auf ihre Aufgabe und die Arbeit in multiprofessionellen Teams besser als bisher vorbereitet werden und an den Schulen, insbesondere für die Vielzahl an Verwaltungsaufgaben, die Stellen für Verwaltungsfachkräfte und Bibliothekar:innen ausbauen.

Der schulischen Inklusion kommt bei der Förderung einer inklusiven Gesellschaft mit gleichen Lebenschancen und gleichberechtigter Teilhabe für Menschen mit und ohne Behinderung eine entscheidende Bedeutung zu. Wir haben diese in den letzten Jahren in Hessen massiv vorangetrieben, sodass inzwischen 30 Prozent mehr Förderschullehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen als an Förderschulen tätig sind. Dem Wunsch nach inklusiver Beschulung kann in sehr vielen Fällen entsprochen werden. Gleichzeitig wollen wir die Wahlfreiheit für Eltern erhalten, ob sie für ihr Kind eine inklusive Beschulung oder den Besuch einer Förderschule wünschen. Hierfür halten wir das Modell der inklusiven Schulbündnisse grundsätzlich für geeignet und wollen an diesem festhalten. Gleichwohl sehen wir in der bisherigen Umsetzung der inklusiven Beschulung eine deutliche Konzentration an den Grundschulen, Gesamtschulen sowie Haupt- und Realschulen. Diese Schulen unterstützen wir bei ihren Anstrengungen bereits gezielt durch verschiedene Zuweisungen, bspw. mit der vorrangigen Zuweisung von sozialpädagogischen Fachkräften. Gleichzeitig ist es unser Anliegen, die inklusive Beschulung auch an anderen Schulformen stärker anzusiedeln, auch an Gymnasien. Zudem wollen wir erreichen, dass Schüler*innen, die an Förderschulen unterrichtet werden, regelmäßig ein Förderangebot in der inklusiven Beschulung gemacht wird. Wir werden prüfen, ob modellhaft Förderschulen auch für Kinder und Jugendliche ohne Beeinträchtigung geöffnet werden und somit ebenfalls zu inklusiven Schulen für alle werden können. Zudem halten wir den konzentrierten Einsatz von Förderschullehrkräften an nur einer allgemeinbildenden Schule für einen wichtigen Baustein, um die multiprofessionelle und inklusive Förderung an allgemeinbildenden Schulen zu stärken. Deswegen erhalten Grundschulen seit dem Schuljahr 2020/2021 pro 250 Schüler*innen eine Sonderpädagogische Grundzuweisung (SGZ), haben also Anspruch auf eine feste Förderschullehrkraft, die dort mit vollem Stundendeputat tätig ist. Die Evaluationsergebnisse an den teilnehmenden Grundschulen zeigen, dass der Nutzen der SGZ sowohl für die Schüler*innen mit festgestelltem Förderbedarf, alle anderen Schüler*innen (in vorbeugenden Maßnahmen) als auch die Kollegien im Sinne einer inklusiven, multiprofessionellen Beschulung als extrem hoch eingeschätzt wird. Gleichzeitig bleibt die Anbindung an die Beratungs- und Förderzentren (BFZ) erhalten. Aus diesem Grund wollen wir die SGZ fortführen und auch im Bereich der allgemeinbildenden weiterführenden Schulen ausweiten. Hierbei werden wir nochmals eine enge Abstimmung mit den Schulen, den BFZ und den staatlichen Schulämtern suchen, um Bedenken auszuräumen und eventuell bestehende Probleme (z.B. bei der Vertretung im Krankheitsfall) zu adressieren. Um die Belastung der inklusiven Beschulung für alle Beteiligten zu verringern und die individuelle Förderung der Schüler*innen in der inklusiven Beschulung weiter zu verbessern, braucht es aber selbstverständlich auch weiter steigende Personalressourcen. Diese haben wir in den vergangenen Jahren bereits kontinuierlich aufgebaut und verstärkt – in diesem Schuljahr stehen über 4.880 Stellen für Förderschullehrkräfte in Hessen zur Verfügung – ca. 800 mehr als noch 2014. Auch die Studienplatzkapazitäten im Bereich des Förderschullehramts haben wir um 85 Prozent ausgeweitet. Durch einen neuen Studiengang Förderpädagogik in Kassel wird zudem auch die Fachkräftesituation in Nordhessen verbessert werden. Gleichzeitig setzt der neue Studiengang einen stärkeren Schwerpunkt auf die Inklusion an allgemeinbildenden Schulen und stärkt damit den Gedanken des gemeinsamen Lernens in der Lehrkräfteausbildung und der Forschung. Darüber hinaus haben wir in der jüngst verabschiedeten Novelle des Hessischen Lehrkräftebildungsgesetzes das Thema Inklusion als ein Querschnittsthema verankert, das zukünftig verbindlicher Bestandteil in allen drei Phasen der Lehrkräftebildung sein wird und somit mittelfristig zu einer deutlichen Professionalisierung und Entlastung der Lehrkräfte in der inklusiven Beschulung beitragen wird.

Wir Freie Demokraten stehen hinter der UNBehindertenrechtskonvention und wollen, dass Inklusion umgesetzt wird. Dieses klare politische Bekenntnis steht für uns nicht im Widerspruch zum Erhalt von Förderschulen, die in bestimmten Fällen die richtige Schulform für Kinder und Eltern sein können. Die Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Schulformen wollen wir verbessern. Grundlage für eine gelingende Inklusion ist die individuelle Förderung aller Kinder. Wir wollen die individuelle Förderung verbessern, indem die unterschiedlichen Systeme gut miteinander verknüpft, Reibungsverluste vermieden und Synergieeffekte genutzt werden. Hierfür wollen wir vorhandene Strukturen evaluieren und bei Bedarf überarbeiten. Die Ressourcen der Beratungs- und Förderzentren sollten erhöht werden. Darüber hinaus wollen wir den Wissenstransfer zwischen den unterschiedlichen Institutionen wie (r)BFZs, Schulen aber auch Ausbildungsstätten, Hochschulen und Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen stärken. Für gute inklusive Bildung braucht es ausreichend Lehrkräfte. Die Zahl der Lehrkräfte, die nicht voll für die jeweilige Schulformform ausgebildet sind, an der sie unterrichten, ist neben den Grundschulen an den Förderschulen besonders hoch. Es müssen daher mehr Lehrkräfte für Förderpädagogik ausgebildet und nachqualifiziert werden. Wir wollen multiprofessionelle Teams und damit den Einsatz weiterer Fachkräfte wie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Schulpsychologinnen und -psychologen aber auch die Kooperation mit Jugendhilfeträgern und außerschulischen Partnern weiter ausbauen. Mit Blick auf die Schulsozialarbeit sollten die unterschiedlichen Angebote sinnvoll verzahnt werden. Die Einbindung der Schulsozialarbeit in eine landesgesetzliche Regelung wollen wir prüfen. Vor dem Hintergrund einer starken gesundheitlichen Belastung von Schülerinnen und Schülern wollen wir auch die Arbeit von Schulgesundheitsassistenten und Schulgesundheitsassistentinnen verstärken.

Die Linke Hessen setzt sich für ein inklusives Schulsystem ein, wie es die UN-Behindertenrechtskonvention vorsieht. Daher fordern wir, dass alle Schulen entsprechend ausgestattet werden, räumlich, sachlich und personell. In der inklusiven Schule werden Kinder gemeinsam unterrichtet, Kinder mit und ohne Behinderung, Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, Kinder allen Glaubens und Kinder ohne religiösen Bezug, Kinder reicher und Kinder armer Eltern, Kinder aus Akademikerfamilien und Kinder aus Familien ohne großen Bildungshintergrund. Dabei spielt es für uns keine Rolle, ob sich die Förderschulen für Alle öffnen oder die Regelschulen. Wichtig ist aber, dass Förderbedarf egal welcher Art von gut qualifizierten Fachkräften diagnostiziert und behandeln und behoben wird. Multiprofessionelle Teams sind für ein inklusives Schulsystem unerlässlich. Dazu gehört der Ausbau von Schulsozialarbeit ebenso wie die Integration von pädagogischen und medizinischen Fachkräften.


4. Wie beurteilen Sie die Forderung der GEW, verbindliche Vergleichsarbeiten, insbesondere die flächendeckenden VerA-Testungen in der Grundschule abzuschaffen?

Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen – von der Kinderbetreuung über Schule und Ausbildung bis zum Berufsleben und im Alltag – bleibt ein zentrales Anliegen der CDU Hessen. Wir richten dieses Ziel an den individuellen Bedürfnissen des betroffenen Menschen aus und wollen daher passgenaue und individuell zugeschnittene Lösungen finden. Inklusion ist daher auch in der Schule ein wichtiges Ziel, das wir unterstützen. Viele Kinder mit Beeinträchtigungen können schon heute wunderbar in den allgemeinbildenden Schulen beschult werden. Schülerinnen und Schüler mit umfassenden Beeinträchtigungen oder Behinderungen erhalten im Rahmen des inklusiven Unterrichts zusätzlich individuelle sonderpädagogische Förderung, vorbeugende sonderpädagogische Fördermaßnahmen oder Maßnahmen der Förderpflege. Dafür stellen wir besondere Ressourcen bereit und fördern die Barrierefreiheit der Schulen. Inklusion hat aber Grenzen und ist nicht für jedes Kind die beste Lösung. Wir betrachten jedes Kind individuell und lehnen deshalb eine Einheitslösung für alle auch hier ab. Wir wollen allen Kindern gleiche Chancen eröffnen und passgenaue Angebote machen. Deshalb machen wir uns stark für den Erhalt der Förderschulen in Hessen. Förderschulen sind ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil des Schulsystems und bieten Kindern mit Behinderungen geschützte Räume, kleine Klassen, optimale Förderung, gesicherte Übergänge in den Beruf und Lebensalltag sowie hohe Fachlichkeit durch qualitativ bestens ausgebildete Lehrkräfte. Um die inklusive Beschulung an hessischen Schulen bestmöglich und im Hinblick auf die individuellen Bedarfslagen flexibel umsetzen zu können, arbeiten seit dem Schuljahr 2016/2017 alle Schulleiterinnen und Schulleiter in Hessen gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Schulträger, der Schulpsychologie, der Kreis- oder Stadtelternbeiräte sowie weiteren fachbezogenen Beraterinnen und Beratern in regionalen Bündniskonferenzen zusammen. Sie schaffen landesweit verlässliche Strukturen der schulischen Inklusion für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte, sichern die Wahlfreiheit der Eltern und legen gemeinsam Kriterien fest, nach denen die Förderschullehrkräfte im inklusiven Unterricht eingesetzt werden. Die inklusiven Schulbündnisse wie auch die Beratungs- und Förderzentren haben sich etabliert. Daran werden wir auch in Zukunft festhalten. Bereits in der zu Ende gehenden Legislatur haben wir die multiprofessionellen Teams an unseren Schulen ausgebaut, um die Lehrkräfte bei Ihren vielfältigen pädagogischen Aufgaben zu entlasten. Wesentliche Bausteine dazu sind:

• Wir werden auch künftig den Einsatz pädagogischer Fachkräfte an Schulen weiter ausbauen.

• Wir wollen weitere Stellen zur sozialpädagogischen Unterstützung an Hessens Schulen bringen.

• Die Anzahl der Schulgesundheitsfachkräfte und der Erste-Hilfe-Kurse werden wir weiter steigern.

• Die Schulpsychologie werden wir weiter ausbauen und Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrkräfte weiterhin unterstützen.

• Schulen mit besonderen Herausforderungen erhalten vom Land besondere Unterstützung. Daher werden wir den Schulen mit einem überdurchschnittlichen Anteil von Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen oder sozial benachteiligten Elternhäusern zusätzliche Mittel für die individuelle Förderung der Kinder bereitstellen. Ihnen weisen wir aus dem datenbasierten Sozialindex mehr personelle und finanzielle Ressourcen für ihre Arbeit zu.

• Wir wollen auch den Einsatz von jungen Menschen im Rahmen der Absolvierung eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) an Schulen steigern. Auch diese können zur Entlastung unserer Lehrkräfte beitragen.

Wir wollen, dass es die Regel wird, dass Schüler:innen gemäß ihren Kompetenzen eine Rückmeldung über ihren Lernfortschritt bekommen. Der Fokus von Rückmeldungen an Schüler:innen muss darauf liegen, die nächsten Lernschritte zu definieren und Hilfestellungen zu geben. Dabei ist uns Transparenz gegenüber den Lernenden, aber auch ihren Eltern wichtig. Im Vordergrund steht für uns die Verbesserung von Unterricht und individueller Förderung von Schülerinnen und Schülern. Zur Umsetzung von Lernstandserhebungen und Vergleichsarbeiten, dem Durchführen von internen Evaluationen und dem gemeinsamen Planen von Unterricht fehlt den Lehrkräften meistens die Zeit oder ist nicht als Kooperationszeit verbindlich verankert. Für flächendeckende Vergleichsarbeiten müssen zeitliche und personelle Rahmenbedingungen geschaffen und die Angebote von sinnhaften Hilfestellungen dazu in Form von Materialien und Personen ausgeweitet werden.

GRÜNE: Grundsätzlich sehen wir in Schulleistungsstudien und Vergleichsarbeiten sinnvolle Instrumente der Leistungsfeststellung und datengestützten Qualitätsentwicklung von Schule. Insbesondere bei der Identifizierung pandemiebedingter Lernrückstände kommt Instrumenten des Bildungsmonitorings derzeit eine wichtige Rolle zu. Auch aufgrund positiver Erfahrungen anderer Bundesländer mit einer datengestützten Schulentwicklung wollen wir solche Instrumente zukünftig stärker und regelmäßiger nutzen. Gleichwohl sind wir uns bewusst, dass die Durchführung von Vergleichsarbeiten für die Schulen mit einem nicht zu unterschätzenden Arbeitsaufwand einhergehen. Deshalb wollen wir prüfen, wie Schulen hier entlastet werden können, bspw. durch eine zentrale oder KI-gestützte Auswertung oder durch die Möglichkeit, zentrale Prüfungen als Klassenarbeiten anzurechnen. Gleichzeitig müssen die Tests so ausgestaltet sein, dass sie einen echten Erkenntnismehrwert liefern und einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung leisten. Aus diesem Grund wollen wir u.a. die VerA-Vergleichsarbeiten einer Evaluierung unterziehen, bspw. bei der Endauswahl der Aufgabenmodule eine stärkere länderübergreifende Kooperation erreichen sowie die Kopplung an Schulentwicklungsmaßnahmen verstärken.

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Wir Freie Demokraten halten die VerA-Vergleichsarbeiten für ein sinnvolles Instrument. Eine Abschaffung ist nach unserer Auffassung nicht zielführend. Wir wollen die VerA-Testungen insofern weiterentwickeln, als dass die Ergebnisse zukünftig in aggregierter Form veröffentlicht werden.

Die Linke Hessen unterstützt diese Forderung seit Jahren und hat dies als Einsparungspotential in mehrere Haushaltsdebatten in Form von Änderungsanträgen eingebracht.


5. Welche Zielvorstellungen haben Sie zur Reduzierung der Klassengrößen insbesondere auch in den Ballungsräumen und sozialen Brennpunkten? Wie beurteilen Sie die sozialindizierte Zuweisung von Lehrkräften und wie wollen Sie diese weiterentwickeln?

Wie beurteilen Sie in diesem Kontext die sozialindizierte Zuweisung von Lehrkräften und wie wollen Sie diese weiterentwickeln?

Kleine Klassen und genügend Lehrkräfte sind eine wichtige Grundlage für ein möglichst gutes Unterrichtsgeschehen. Deshalb haben wir als CDU Hessen einen politischen Schwerpunkt auf eine gute Schüler-Lehrer-Relation, kleine Klassen und individuelle Förderung gelegt. Und dazu haben wir als CDU bereits viel geleistet: Wir haben in Hessen Bildung in den Mittelpunkt gestellt und die Bildungsinvestitionen seit dem ersten Tag unserer Regierungszeit stetig gesteigert. Im Jahr 2024 überschreitet der Bildungsetat mit 5,1 Milliarden Euro erstmals die Marke von fünf Milliarden Euro. Noch nie gab es mehr Lehrkräfte in Hessen als heute: Wir haben deutlich über 64.000 Lehrkräfte in Hessen. Seit Übernahme der Regierungsverantwortung durch die CDU im Jahre 1999 wuchs die Zahl damit um mehr als 14.200. Der rechnerische Bedarf an Lehrkräften zur Abdeckung der Unterrichtsversorgung ist auf diese Weise zu 134 Prozent (!) abgedeckt. Damit liegt Hessen ebenso bundesweit vorne, wie mit einer Schüler-Lehrer-Relation von 1:13. Gleiches gilt für die durchschnittliche Klassengröße an Grundschulen. Sie liegt in Hessen unter 20 Schülerinnen und Schülern pro Klasse. Zum Vergleich: Als die CDU 1999 die Regierungsverantwortung übernommen hat, lag schon die rechnerische Abdeckung der Unterrichtsversorgung deutlich unter 100% und jede Lehrkraft hatte im Durchschnitt über drei Kinder mehr zu betreuen. Trotzdem ruhen wir uns nicht auf den Erfolgen aus, sondern müssen und werden diesen Weg des Aufwuchses fortsetzen. Wir reagieren auf steigende Schülerzahlen, die insbesondere durch die Fluchtbewegung auf Grund des Ukraine-Kriegs verursacht wurden. In den nächsten beiden Jahren schaffen wir weitere rund 4.000 neue Stellen für Lehrkräfte. Schulen mit besonderen Herausforderungen erhalten vom Land besondere Unterstützung. Daher werden wir den Schulen mit einem überdurchschnittlichen Anteil von Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen oder sozial benachteiligten Elternhäusern zusätzliche Mittel für die individuelle Förderung der Kinder bereitstellen. Ihnen weisen wir aus dem datenbasierten Sozialindex mehr personelle und finanzielle Ressourcen für ihre Arbeit zu.

Wir wollen, dass es die Regel wird, dass Schüler:innen gemäß ihren Kompetenzen eine Rückmeldung über ihren Lernfortschritt bekommen. Der Fokus von Rückmeldungen an Schüler:innen muss darauf liegen, die nächsten Lernschritte zu definieren und Hilfestellungen zu geben. Dabei ist uns Transparenz gegenüber den Lernenden, aber auch ihren Eltern wichtig. Im Vordergrund steht für uns die Verbesserung von Unterricht und individueller Förderung von Schülerinnen und Schülern. Zur Umsetzung von Lernstandserhebungen und Vergleichsarbeiten, dem Durchführen von internen Evaluationen und dem gemeinsamen Planen von Unterricht fehlt den Lehrkräften meistens die Zeit oder ist nicht als Kooperationszeit verbindlich verankert. Für flächendeckende Vergleichsarbeiten müssen zeitliche und personelle Rahmenbedingungen geschaffen und die Angebote von sinnhaften Hilfestellungen dazu in Form von Materialien und Personen ausgeweitet werden.

Wir GRÜNEN halten die sozialindizierte Lehrkräftezuweisung für ein zentrales Instrument, um die unterschiedlichen Gegebenheiten, unter denen Schulen arbeiten, anzugleichen und dort gezielt zu unterstützen, wo die Herausforderungen aufgrund der Zusammensetzung der Schüler*innenschaft am größten sind. Aus diesem Grund werden wir daran festhalten und wollen das hierfür zur Verfügung stehende Stellenkontingent weiter erhöhen. Gleichzeitig wollen wir die Berechnung des Sozialindexes unter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Vorgaben und Erfahrungen aus anderen Bundesländern weiterentwickeln und dabei mehr schulscharfe Kriterien berücksichtigen. Um den Bedürfnissen der zugewanderten bzw. geflüchteten Schüler*innen gerecht zu werden und eine schnelle Integration in die Regelklassen zu befördern, wollen wir die Klassengrößen in Intensivkursen und -klassen sowie Alphabetisierungsklassen deutlich verringern. Auch die Klassengrößen in regulären Schulklassen halten wir selbstverständlich im Blick und werden fortlaufend prüfen, ob Anpassungen der Klassenteiler möglich sind – insbesondere an Grundschulen und Schulen mit niedrigem Sozialindex. Gleichwohl wäre es unseriös und unehrlich, mit Blick auf den derzeit bundesweit extrem angespannten Lehrkräftearbeitsmarkt eine deutliche Senkung von Klassenteilern auf breiter Front zeitnah in Aussicht zu stellen.

Wir Freie Demokraten halten eine enge Begleitung von Schülerinnen und Schüler durch Lehrkräfte und weiteres Personal für unverzichtbar für den Bildungserfolg. Vor diesem Hintergrund wollen wir eine Programmatik – GEW 5 Fragen Antworten Brennpunkten? Wie beurteilen Sie in diesem Kontext die sozialindizierte Zuweisung von Lehrkräften und wie wollen Sie diese weiterentwickeln? Anpassung des Klassenteilers gerade in großen Grundschulen prüfen. Den Sozialindex halten wir für ein gutes Instrument, um Schulen mit besonderen Herausforderungen zu unterstützen. In diesem Zusammenhang begrüßen wir auch die Pläne der Bundesregierung mit Blick auf das sogenannte "Startchancen-Programm". Die Weiterentwicklung des Sozialindexes zu einem schulscharfen Sozialindex werden wir prüfen.

Die Linke Hessen hat schon vor der Coronapandemie kleinere Klassen und kleinere Lerngruppen gefordert. Durch die Pandemie ist nochmals deutlich geworden, welchen Mehrwert kleinere Gruppen haben, sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkräfte. Eine Reduzierung geht immer mit einem Plus an individueller Förderung einher. Diese ist gerade in den sozialen Brennpunkten sehr wichtig (und lässt sich auch hier am besten durch multiprofessionelle Teams verwirklichen). In diesem Zusammenhang unterstützen wir auch eine sozialindizierte Mehrzuweisung von Lehrkräften, möchten aber die Parameter sehr sorgfältig erstellt und auch regional variabel wissen. Vor allem muss eine Zuweisung auch zeitnah erfolgen können, insofern diese begründet werden kann.


6. Der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 droht zu scheitern: Wie sieht Ihre Einschätzung aus, und was sind aus Ihrer Sicht die Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz Grundschule?

Die Fragen 3.6 und 3.7 werden gemeinsam beantwortet: Die Umsetzung eines umfassenden Ganztagsangebots für Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter stellt einen wichtigen Baustein zur Verbesserung von Bildungs- und Chancengerechtigkeit sowie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar und erfordert eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kommunen. Ganztägige Angebote werden wir weiter ausbauen. Wir stehen für pädagogisch und qualitativ hochwertige ganztägige Angebote mit klar definierten Standards statt einem Zwang zur Ganztagsschule. Zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen ganztägigen Betreuungsplatz für Kinder im Grundschulalter ab 1. August 2026 werden wir auch weiterhin gezielt in Personal für ganztägige Angebote investieren. Wir brauchen einen Stellenaufwuchs ebenso wie die Mitarbeit verschiedener pädagogischer Professionen, um den Fachkräftebedarf auch in diesem Bereich sicherstellen zu können. Der schrittweise Ausbau von Ganztagsschulen und Schulen mit Ganztagsangeboten orientiert sich am Bedarf der jeweiligen Region. Vor Ort kann am besten entschieden werden, welche Schule welchen Bedarf hat. Dafür dienen auch die verschiedenen Angebote und Profile, die ein Schulträger wählen kann. Auf Grundlage dieser verschiedenen Angebote und mit klaren Anforderungen an ein umfassendes Konzept stellen wir sicher, dass vor Ort gute und passgenaue Lösungen umgesetzt werden. Beim Ausbau der Ganztagsangebote handelt es sich um das größte Investitionsprogramm in der hessischen Bildungsgeschichte. Rund 4.330 Stellen stellt die CDU-geführte Landesregierung mittlerweile für ganztägige Angebote bereit. Das sind mehr als doppelt so viele Stellen wie zu Beginn der Legislaturperiode. Neben der Bereitstellung der Lehrkräfte und der Sicherstellung eines guten pädagogischen Konzepts hilft das Land auch bei den nötigen Investitionen. 2021 hat die CDU-geführte Landesregierung dafür den Schulträgern, die für diese Fragen zuständig sind, zusätzliche Finanzmittel in Höhe von insgesamt 80 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit werden bedarfsgerecht bauliche Maßnahmen wie Neubauten, Sanierungsmaßnahmen, Mensen oder Ruheräume umgesetzt. Dabei haben wir den vom Bund bereitgestellten Betrag deutlich aufgestockt, um den Bedarfen gerecht zu werden. Wir bauen dabei auf den erfolgreichen Pakt für den Nachmittag auf, der ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot an fünf Tagen in der Woche von 7.30 bis 17.00 Uhr bietet. Unter anderem durch dieses Programm standen im Schuljahr 2021/2022 an den hessischen Grundschulen bereits 78.307 Plätze für eine Ganztagsbetreuung für mindestens acht Stunden am Tag an fünf Tagen die Woche zur Verfügung. Unsere Anstrengungen zeigen große Erfolge: In Hessen verfügen im Schuljahr 2022/2023 insgesamt 1.298 Schulen über ganztägige Angebote. Das entspricht einem Anteil von fast 80 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen der Grundstufe und der Sekundarstufe I inklusive der Förderschulen. Im weiterführenden Bereich sind es bereits über 92 Prozent. Damit hat sich die Zahl der ganztägig arbeitenden Schulen in Hessen gegenüber dem Beginn des Ganztagsschulausbaus vervielfacht. Somit ist Hessen auf einem guten Weg, gemeinsam mit den Kommunen den auf Bundesebene vereinbarten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter in Hessen umzusetzen. Die Wahlfreiheit der Eltern achten wir nicht nur bei der Entscheidung für einen Bildungsgang. Die Ausübung der Elternrechte und der Erziehungsverantwortung obliegt zuvorderst den Eltern, nicht dem Staat. Daher hat Wahlfreiheit für uns höchsten Stellenwert. Dazu gehört, dass Eltern frei entscheiden dürfen, ob ihr Kind an ganztägigen Angeboten teilnimmt.

Die bisher vorliegenden Berechnungen zeigen, dass Hessen mehr schlecht als recht auf den Rechtsanspruch vorbereitet ist und die Umsetzung zu scheitern droht. Wir haben die Landesregierung mehrfach und nachdrücklich aufgefordert, eine Bedarfserhebung zu Plätzen und Personal durchzuführen, weil wir wollen, dass der Rechtsanspruch auf ganztätige Bildung und Betreuung im Grundschulalter, der 2026 in Kraft tritt, in jedem Dort und in jedem Stadtteil erfüllt werden muss und dies vor allem an Grundschulen. Wir haben die Landesregierung aufgefordert, den Rechtsanspruch im Schulgesetzt abgesichert wird und wollen Standards in Qualifikation und Personalschlüssel, sowie im Bereich Gebäude und Ausstattung, setzen. Wir teilen die Einschätzung der GEW, dass die Umsetzung ohne erhebliche Kraftanstrengungen von Schulträgern und Land stark gefährdet ist. Der Ausbau der Ganztagsbetreuung ist aus unserer Sicht unzureichend und wird von der Landesregierung nur ungenügend unterstützt.

Wir haben in den vergangenen Jahren massiv in den Ausbau von Ganztagsangeboten investiert. Gab es Anfang 2014 nur 32 Grundschulen mit Ganztagsangeboten für acht Stunden am Tag an fünf Tagen die Woche, wurde auf GRÜNE Initiative mit dem Pakt für den Ganztag ein neues Ganztagsprogramm an Grundschulen geschaffen, sodass sich die Zahl der Grundschulen mit entsprechenden Ganztagsangeboten inzwischen verzwölffacht hat, auf knapp 400. So stehen inzwischen 83.000 Ganztagsplätze zur Verfügung, die den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder erfüllen und damit viermal mehr als noch 2014. Im Hessischen Schulgesetz haben wir den Schulträgern zudem die Möglichkeit eingeräumt, zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auch ohne Antrag der Schulkonferenz Schulen zu Schulen mit Ganztagsangeboten zu entwickeln. Wir sind uns bewusst, dass noch gewaltige Herausforderungen vor uns stehen, wir werden uns aber dafür einsetzen, die notwendigen Ressourcen, auch zur Qualifizierung von Personal, zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam mit den Kommunen den Rechtsanspruch schnellstmöglich umzusetzen. Dabei geht es uns um mehr als Betreuung. Wir wollen Qualitätskriterien, vielfältige Bildungsangebote z.B. in den Bereichen Kultur und Sport und mehr individuelle Förderung als feste Bestandteile des Ganztagskonzepts verankern. In Anlehnung an die Aufstockung der Schulbudgets im Rahmen des Corona-Landesprogramms „Löwenstark“ wollen wir allen Schulen deswegen dauerhaft ein „Chancenbudget Hessen“ zur Verfügung stellen, um in eigener Verantwortung und in Kooperation mit anderen lokalen Akteur*innen, Lernorten und Orten der offenen Kinder- und Jugendarbeit ergänzende Förderangebote, aber auch Angebote in den Bereichen Kultur, Sport, Berufsorientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung u.v.m. zu machen.

Wir Freie Demokraten sehen den Fachkräftemangel aber auch die strategischen Lücken bei der Bedarfserhebung und der Erstellung eines Ausbauplans mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung kritisch. Ein Kampf um die knappen Fachkraftressourcen gerade in Konkurrenz zu den Kindertagesstätten muss unbedingt vermieden werden. Dem Land kommt insbesondere die Aufgabe zu, den Ausbaustand zusammenzuführen und auf dieser Grundlage einen Plan zu entwickeln, wie ganztägige Angebote überall in Hessen so ausgebaut werden können, dass der Rechtsanspruch erfüllt wird. Dabei wollen wir nicht nur auf den Pakt für den Nachmittag setzen, sondern auch die gebundene Ganztagsschule bedarfsgerecht stärken. Neben der Quantität muss der Schwerpunkt auf einer hohen Qualität der Angebote liegen. Dabei braucht es unter anderem klare Vorgaben zur Qualifikation des eingesetzten Personals. Auch die Einbindung von Verbänden, Vereinen, Organisationen und außerschulischen Lernorten für die musische, künstlerische und sportliche Betätigung der Kinder sollte stärker gefördert werden.

Die Linke Hessen beobachtet die Ignoranz des hessischen Kultusminister Alexander Lorz mit Besorgnis. Statt durch den 2026 entstehenden Rechtsanspruchs ein wirklich qualitativ untermauertes Ganztagsschulsystem auszubauen verweist dieser auf die Verantwortung der Kommunen bzw. der Schulträger. Dass diese den Anspruch oftmals schon finanziell nicht alleine werden stemmen können, ist schon jetzt klar. Auch räumlich wird es zu teilweise großen Schwierigkeiten kommen. Durch eine langfristige Planung hätte das Land Hessen gemeinsam mit den Schulträgern ein einheitliches Konzept inklusive Bedarfsanalyse erarbeiten können, doch die Zeit läuft weg. Personell sind Kindertagesstätten und Schulen jetzt schon von akuten Mangel betroffen. Unterrichtsausfall und Notfallbetreuung in viel zu großen Gruppen sind längst Alltag. Dies wird sich durch den Rechtsanspruch nochmals zuspitzen, was wiederum zu weiterer Belastung der Belegschaften führen wird. Krankheitsstände von bis zu 50% sind in Schulen längst keine Seltenheit mehr. Eine wirkliche Fachkräfteoffensive inklusive der dringend notwendigen Entlastungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen hätten zumindest für eine Steigerung der Attraktivität der pädagogischen Berufe geführt. Realitätsferne Videofilmchen, wie der Kultusminister sie für viele hunderttausend Euro hat drehen lassen, haben diese Effekte selbstverständlich nicht.


7. Wie wollen Sie den Ausbau der gebundenen Ganztagsschulen insbesondere auch in den weiterführenden Schulen in Hessen voranbringen?

siehe oben.

Ganztagsschulen leisten aus unserer Sicht einen wesentlichen Beitrag zu mehr Chancengleichheit. Unterrichtsangebote am Nachmittag bieten zusätzliche Möglichkeiten für selbstbestimmtes Lernen und chancengleiche Förderung. Wir werden einen konkreten Ausbauplan für unsere Schulen zu Ganztagschulen entwickeln. Der Ausbau darf nicht nur quantitativ, sondern muss auch qualitativ durch eine neue Rhythmisierung von Unterricht, Freiarbeit und Freizeit während der Schulzeit stattfinden. Dies gelingt am besten in gebundenen und teilgebundene Ganztagsschulen unter Beteiligung von Vereinen und weiteren externen Partnern. Dafür wird mehr und vor allem gut qualifiziertes Personal gebraucht. Bei der Planung und Sanierung von Schulbauten setzen wir auf vielfältig nutzbare Räume, Lern- und Bewegungslandschaften sowie die wechselseitige Nutzung zentraler Bereiche.

Auch an den weiterführenden Schulen haben wir massiv in den Ausbau von Ganztagsschulen investiert, sodass neun von zehn weiterführenden Schulen bereits über ein Ganztagsangebot verfügen. Wir wollen darüber hinaus aber erreichen, dass allen Eltern und Schüler*innen, die das wünschen, ein Angebot in einer gebundenen Ganztagsschule gemacht werden kann. Deswegen werden wir die notwendigen Mittel bereitstellen, um pro Jahr 50 Schulen zusätzlich die Weiterentwicklung zu einer gebundenen Ganztagsschule zu ermöglichen.

Wir Freie Demokraten halten den Ganztagsausbau für einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Chancengerechtigkeit. Auch wenn der Schwerpunkt vor dem Hintergrund der Vereinbarkeit von Familie und Beruf derzeit auf dem Ausbau an den Grundschulen liegt, gilt dies für den Ausbau ganztägiger Angebote in den weiterführenden Schulen gleichermaßen.

Der Ganztagsausbau stagniert seit Jahrzehnten. Nur knapp 1% aller hessischen Grundschulen sind wirkliche Ganztagsschulen mit Ganztag in der Verantwortung der Schule. Dabei sind es genau diese Schulen (gebunden oder teilgebunden), die soziale Ungleichheit am ehesten abfedern können. In Hessen ist der Bildungserfolg nach wie vor stark von dem finanziellen und sozialen Hintergrund der Eltern abhängig. Ein ganztägiges kostenloses Bildungsangebot (mit musischen, sportlichen, künstlerischen, etc. Anteilen) schwächt diese Abhängigkeit ab. Die Linke Hessen fordert und fördert den Ausbau echter Ganztagsschulen.


8. Viele Schulen in Hessen sind aufgrund eines hohen Investitionsstaus marode. Wie bewerten Sie das, und was sollte das Land Hessen tun, um den Investitionsstau aufzulösen?

Wie wollen Sie die Entwicklung multiprofessioneller Teams fördern?

Die Ausstattung der Schulen ist grundsätzlich Aufgabe der Schulträger. Zu diesem Prinzip bekennen wir uns im Rahmen der verfassungsrechtlich garantierten kommunalen Selbstverwaltung. Um die Kommunen in die Lage zu versetzen, dieser Aufgabe umfassend nachzukommen, wollen wir die Kommunen auch künftig finanziell auf hohem Niveau unterstützen und für eine gesicherte Finanzausstattung sorgen. Die Mittelzuweisungen an die Kommunen aus dem Kommunalen Finanzausgleich haben sich seit 2018 um fast zwei Milliarden Euro auf mittlerweile fast sieben Milliarden Euro erhöht. Diesen Weg der enormen Unterstützung unserer Kommunen wollen wir als Kommunalpartei fortsetzen und dafür werben, dass die Kommunen die herausragende Bedeutung guter Bildung für unsere Zukunft würdigen und weiter in die Ausstattung der Schulen investieren. Mit dem Kommunalinvestitionsprogramm „KIP macht Schule!“ welches wir gemeinsam mit dem Bund aufgelegt haben wurde ein Investitionsvolumen von über einer halben Milliarde Euro generiert, das investiert wurde, um das Lernen, Lehren und Leben an den Schulen in Hessen weiter zu verbessern – durch Neubauten, Sanierungen oder für die schulische Ausstattung.

Die schwarzgrüne Landesregierung hat 2018 im Koalitionsvertrag versprochen, die Schulträger bei der Sanierung und Modernisierung von Schulbauten, insbesondere sanitärer Anlagen, sowie bei der Digitalisierung zu unterstützen. Doch wir sehen nicht, dass die vom Land bereitgestellten Mittel den immensen Investitionsstau auflösen. Es besteht dringender Handlungsbedarf, aber das Land schiebt die Verantwortung auf die Schulträger ab. Für uns ist die Herausforderung nur gemeinsam zu stemmen. Wir wollen alle Schulen baulich, sächlich und personell in die Lage versetzen, inklusiv und ganztägig zu unterrichten und die Schulträger bei der Modernisierung der Schulen gezielt unterstützen.

Die Schulträger in Hessen haben in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen und an vielen Standorten in eine moderne Schulinfrastruktur investiert. Es ist viel passiert, aber es ist auch noch viel zu tun. Auch wenn die Städte und Gemeinden als Schulträger für die bauliche Unterhaltung und sächliche Ausstattung an Schulen Verantwortung tragen, sind wir GRÜNEN auch aufgrund der unterschiedlichen Finanzkraft der Kommunen grundsätzlich bereit, hier von Landesseite zu unterstützen. Denn die pädagogische Weiterentwicklung von Schule kann nur gelingen, wenn auch die räumlichen Strukturen darauf abgestimmt sind. Insbesondere im Zuge der Ganztagsschulentwicklung darf Schule nicht mehr nur als reine Lernstätte, sondern muss stärker als sozialer Lebensraum begriffen werden, an dem Schüler*innen teilweise acht Stunden oder länger am Tag verbringen. Wir wollen deswegen mit den Schulträgern ein Innovationsprogramm für modernen Schulbau entwickeln, das die Individualisierung von Lern- Lehrsettings, rhythmisierten Ganztag, Digitalisierung und Inklusion in Schulgebäuden und auf dem Schulhof mitdenkt, nachhaltiges Bauen fördert, Belüftungskonzepte implementiert, Bewegungsmöglichkeiten schafft und die klassischen Flur-Klassenraum-Schulen ersetzt. Bereits in der Vergangenheit hat das Land mit den beiden kommunalen Investitionsprogrammen (KIP I und KIP II) den Kommunen Mittel bereitgestellt, um z.B. Bau- und Sanierungsmaßnahmen an Schulen durchführen zu können. Die Laufzeit dieser beiden Programme haben wir während der Pandemie verlängert, um sicherzustellen, dass sich etwaige pandemiebedingte Verzögerungen bei der Umsetzung der geplanten Maßnahmen nicht negativ auswirken. Hinzu kamen Investitionsmittel von Bund und Ländern für die digitale Ausstattung und für Infrastruktur für den Ganztag. Darüber hinaus haben wir im Zuge der Corona-Pandemie ein 75-Mio.-Euro-Programm zur Umsetzung von Hygienemaßnahmen in Kitas und Schulen auf den Weg gebracht, bspw. zur Anschaffung von Luftreinigungsgeräten.

Wir Freie Demokraten halten den Investitionsstau an hessischen Schulen für problematisch und kritisieren, dass das versprochene KIP-III-Programm in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr kommen wird. Die Sanierung und Modernisierung von Schulgebäuden sollte auch zukünftig mit Landesmitteln unterstützt werden. Priorität hat für uns dabei auch die Einrichtung moderner Lehr- und Lernräumlichkeiten wie Einzel- und Gruppenarbeitsräume oder Maker Spaces.

In Hessen besteht ein jahrzehntelanger Investitionsstau. Viele Schulgebäude oder Gebäudeteile sind marode. Immer wieder kommt es zu Schulschließungen. Das Land zieht sich aus der Verantwortung und verweist auf die zuständigen Städte und Kommunen bzw. Schulträger. Die GEW Hessen geht von einem Bedarf von vier bis fünf Milliarden Euro aus. Eine umfassende Bedarfsanalyse muss hier konkret Klarheit erfassen. Die Linke Hessen fordert ein umfassendes Schulgebäudesanierungsprogramm auf Landesebene. Nach dem Vorbild aus NRW hat die Linksfraktion 2022 einen entsprechenden Gesetzentwurf in den hessischen Landtag eingebracht, der den Kommunen die Finanzierung der Sanierungen ermöglichen würde. Dieser wurde nicht nur von Schwarzgrün abgelehnt, es wurde entgegen jeglicher Absprache und Praxis sogar eine Anhörung verweigert.


9. In Deutschland besteht ein starker Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft. Die Corona-Krise hat die Bildungsungleichheit verschärft. Was sollte das Land in den nächsten Jahren tun, um dem entgegenzuwirken?

Wie bereits dargelegt, liegt unserer christdemokratischen Bildungspolitik das christliche Menschenbild zugrunde. Jeder Mensch ist einzigartig. Seine Würde ist unantastbar. Deshalb steht für uns als Volkspartei im besten Sinne die Förderung des Individuums im Zentrum – unabhängig von sozialer Herkunft. Neben der Erziehung legt eine gute Bildung den Grundstein für das weitere Leben. Lebenslanges Lernen das Leitmotiv unserer hessischen Bildungspolitik. Wir haben in Hessen Bildung in den Mittelpunkt gestellt und die Bildungsinvestitionen stetig gesteigert. Im Jahr 2024 überschreitet der Bildungsetat mit 5,1 Milliarden Euro erstmals die Marke von fünf Milliarden Euro. In Hessen unterrichten rund 64.000 Lehrkräfte – so viele wie nie zuvor. Die unterschiedlichen Veranlagungen von Kindern und Jugendlichen verpflichten zu einer ideologiefreien, differenzierten und verlässlichen Bildungspolitik. Auf dem Fundament einer stabilen und vielfältigen Schullandschaft setzen wir den eingeschlagenen Modernisierungskurs an unseren Schulen fort. Individuelle Förderung sowie Leistungs- und Aufstiegsgerechtigkeit gehören für uns zusammen. Wir werben für beste Schulen und die besten Lehrkräfte an Schulen mit besonderen Herausforderungen, damit gerade auch die Bildungschancen von Menschen in benachteiligten Quartieren gefördert werden. Schulen mit besonderen Herausforderungen erhalten vom Land besondere Unterstützung. Daher werden wir den Schulen mit einem überdurchschnittlichen Anteil von Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen oder sozial benachteiligten Elternhäusern zusätzliche Mittel für die individuelle Förderung der Kinder bereitstellen. Ihnen weisen wir aus dem datenbasierten Sozialindex mehr personelle und finanzielle Ressourcen für ihre Arbeit zu. Hierfür werden über die 105%ige Lehrerversorgung hinaus weitere rund 650 Stellen zur Verfügung gestellt. Ein wichtiger Beitrag für die Verbesserung der Bildungschancen in benachteiligten Quartieren, bei denen häufig auch der Anteil von Kindern mit nicht-deutscher Herkunftssprache überdurchschnittlich hoch ist, ist zudem unser umfassendes Konzept zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch von Klein auf. Das Erlernen der deutschen Sprache ist der Schlüssel für einen späteren Bildungserfolg. Um jedem Kind gerechte Startchancen in unser Bildungssystem zu bieten und den Eingang in die Schule zu erleichtern, müssen bestimmte Fähigkeiten – insbesondere die deutsche Sprache – beherrscht werden. Um diese gleichen Chancen für alle Kinder sicherzustellen, wird im letzten Jahr vor der Einschulung der Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung obligatorisch. Kindern mit besonderem Förderbedarf werden in verpflichtenden Vorlaufkursen die nötigen Grundlagen vor dem Start in die Grundschule vermittelt. Insbesondere muss die Teilnahme an Sprachscreenings (KISS3) flächendeckend und verpflichtend stattfinden und die Sprachförderung in Kitas weiter ausgebaut werden. Zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch werden wir zudem eine zusätzliche Deutschstunde in den Jahrgangsstufen 1 und 2 einführen. Die Corona-bedingten Einschränkungen hatten Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler hinsichtlich ihres Lernfortschritts, insbesondere bei Schülerinnen und Schülern aus Familien mit besonderen sozialen Herausforderungen. Wir als CDU Hessen haben frühzeitig darauf reagiert: Mit unserem Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“ haben wir Kinder und Jugendliche beim Aufholen nach Corona seit dem Schuljahr 2021/22 unterstützt. Hierfür wurden insgesamt rund 150 Mio. € zur Verfügung gestellt. Vielfältige Maßnahmen mit unterschiedlichsten Kooperationspartnerinnen und -partnern tragen zu einem breit gefächerten Angebot an schulischen und außerschulischen Aufholmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler bei. Mit den Löwenstark-Mitteln haben die Schulen ein in das Schulprogramm eingebettetes Angebot entwickelt, wobei die Kinder und Jugendlichen mit ihren individuellen Bedarfen und Bedürfnissen im Zentrum stehen. Die Ampel-Regierung im Bund wird ihre Zuwendungen zum Aufholprogramm nach Corona mit Ende des laufenden Schuljahres beenden. Wir als CDU-Hessen sehen aber weiterhin den Bedarf der Schülerinnen und Schüler auch in Bezug auf mehr Bildungsgerechtigkeit. Daher werden wir das Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“ auch noch im Schuljahr 2023/2024 mit Landesmitteln weiter fortführen. Eine Verstetigung der Programme und entstandenen Strukturen ab dem Schuljahr 2024/25 werden wir mit dem Ziel für mehr Bildungsgerechtigkeit prüfen.

Auch die OECD bescheinigt in ihren Berichten immer wieder, dass die soziale Herkunft in Deutschland und in Hessen noch immer in stärkerem Maß über den Bildungserfolg entscheidet als in vielen anderen Ländern. Das wollen wir in Hessen angehen und ändern. Bildung muss kostenfrei und die sozialen Herkunftseffekte ausgeglichen werden. Bildungserfolg darf nicht vom Einkommen der Eltern oder überhaupt von äußeren Rahmenbedingungen abhängen. Kinder sollen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sozialem und kulturellem Hintergrund oder Behinderung, diskriminierungsfreie gleiche Bildungschancen und damit gute Startchancen für Leben und Zukunft haben. Gleiche Bildungschancen für alle Menschen erreichen wir, indem Chancen nicht vom Wohnort abhängen. Um lange Schulwege zu vermeiden, können im Grundschulbereich altersgemischte Klassen und im weiterführenden Bereich gemeinsame Sekundarschulen dazu beitragen, möglichst wohnort- und betriebsnah alle Kinder und Jugendlichen zu fördern. In den Berufsschulen wollen wir erreichen, dass Erwachsene Zugang zu allen Bildungsangeboten erhalten. Wir wollen gleiche Lehr- und Lernbedingungen in ganz Hessen. Auf der Basis eines schulscharfen Sozialindexes werden wir Klassengrößen reduzieren und Schulen in besonders herausfordernden Lagen viel stärker unterstützen, damit sie kompensatorisch arbeiten können. Zudem werden wir die Vertretungsreserven aufstocken, damit Unterricht künftig durch qualifizierte Kräfte vertreten wird. Wir wollen den Klassenteiler für Intensivklassen wieder auf zwölf Schüler:innen senken, um gerade zu Beginn der Bildungsbiographie in Hessen beste Chancen und schnelles Lernen zu garantieren und um es Lehrkräften zu ermöglichen, Schüler:innen optimal zu unterstützen. Außerdem werden wir die Lernmittelfreiheit auf den digitalen Bereich ausweiten, Lernenden und Lehrenden die notwendigen Geräte und Plattformen zur Verfügung kostenfrei stellen.

Wir GRÜNEN wollen ein chancengerechtes Bildungssystem, das alle Kinder und Jugendlichen unabhängig ihres Hintergrunds in ihrer Individualität fördert, sodass sie ihre Persönlichkeit und Talente frei entfalten können. Aus diesem Grund haben wir GRÜNEN seit Eintritt in die Landesregierung im Jahr 2014 der Bildungspolitik in Hessen eine neue Richtung gegeben. Mit dem Landesprogramm „Die besten Schulen an den Orten mit den größten Herausforderungen“ stellen wir die Chancengerechtigkeit in den Mittelpunkt unserer Bildungspolitik und nehmen bspw. mit der sozialindizierten Lehrkräftezuweisung (s.o.) und dem Ausbau multiprofessioneller Teams gezielt die Schulen und Schüler*innen in den Blick, die besonderen Unterstützungsbedarf haben. Insbesondere die Arbeit in multiprofessionellen Teams bietet unserer Ansicht nach riesige Chancen, die unterschiedlichen Begabungen und Potenziale der Schüler*innen individueller zu fördern sowie soziale, psychologische und gesundheitliche Präventionsarbeit an Schulen zu leisten. Auf diese Weise entwickeln sich Schulen zunehmend von reinen Lernstätten zu sozialen Lebensräumen, die eine ganzheitliche Förderung ermöglichen. Gleichzeitig entsteht mit der Übernahme zusätzlicher Aufgaben durch weiteres Fachpersonal mehr Raum für die pädagogischen Kerntätigkeiten der Lehrkräfte und entlastet diese von nicht-pädagogischen Aufgaben. Auf GRÜNE Initiative wurden deswegen seit 2017 erstmals Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte („UBUS“) zur Verfügung gestellt, um die Schulsozialarbeit an unseren Schulen landesseitig zu unterstützen – inzwischen stehen hierfür über 1.100 Stellen zur Verfügung. Dabei kommen diese Ressourcen insbesondere Grundschulen, die im Bereich der inklusiven Beschulung besonders gefordert sind oder eine hohe Schülerzahl aufweisen und allen weiterführenden Schulen mit dem Bildungsgang Haupt- und Realschule zugute. Diese Schulen bekommen spätestens zum Schuljahresstart 2023/2024 mindestens eine sozialpädagogische Fachkraft zugewiesen. Auch die Stellen im Bereich der Schulpsychologie und der Schulgesundheitspflege haben wir gesteigert bzw. erstmals geschaffen. Gleichwohl sind wir uns bewusst, dass die Pandemie neue Herausforderungen geschaffen und bestehende Ungleichheiten verschärft hat. Deswegen wollen wir unsere Anstrengungen im Bereich der sozialindizierten Lehrkräftezuweisung (vgl. Antwort 3.5) und der Unterstützung durch multiprofessionelle Teams (insbesondere sozialpädagogische Fachkräfte) verstärken sowie die Chancen der Ganztagsschulentwicklung (vgl. Antwort 3.6 und 3.7) sowie der Digitalisierung und datengestützten Qualitätsentwicklung von Schule für mehr individuelle Förderung nutzen. Bei UBUS wollen wir einen weiteren Schwerpunkt auf die Abschlussklassen der Schulen mit Haupt- und Realschulbildungsgang setzen, um den Übergang in den Beruf zu unterstützen. Das Aufholprogramm nach Corona wollen wir auch über das kommende Schuljahr hinweg fortführen und stärker auf Schulen und Schüler*innen mit den größten Herausforderungen konzentrieren. Mit einem „Chancenbudget Hessen“ wollen wir allen Schulen die Möglichkeit geben, unterrichtsergänzende sowie ganzheitliche Förderangebote bspw. im Bereich der kulturellen oder sportlichen Bildung zu machen (vgl. Antwort 3.6). Vor dem Hintergrund der jüngsten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends und auf Grundlage der Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK wollen wir die Lesekompetenz durch die Einführung verbindlicher Lesezeiten (Lautlesetrainings) in der Grundschule stärken. Dabei verstehen wir Lesen als eine Querschnittskompetenz, die nicht allein im Deutschunterricht, sondern auch in Mathematik, Sachkunde, Religion/Ethik etc. stärker gefördert werden kann und soll. Eine Stärkung von Grundkompetenzen im Bereich Lesen, Schreiben und Rechnen soll deshalb nicht zulasten der Vermittlung weiterer Kulturtechniken, bspw. im Bereich der musisch-künstlerischen oder sportlichen Bildung gehen. Darüber hinaus erkennen wir Mehrsprachigkeit als gewinnbringende Fähigkeit in unserer vielfältigen Gesellschaft und globalisierten Welt an. Es zeigt sich außerdem, dass sich das sichere Beherrschen der Muttersprache auch positiv auf den Erwerb der Bildungssprache Deutsch auswirkt. Deswegen wollen wir auch mehrsprachige Kompetenzen zusätzlich zur Bildungssprache Deutsch zukünftig noch gezielter fördern, bspw. durch Projekte zur mehrsprachigen Leseförderung in Kitas und Grundschulen. Den in Ziel- und Umsetzung nicht mehr zeitgemäßen Herkunftssprachlichen Unterricht wollen wir reformieren. Die Auswahl der Sprachen wollen wir hierbei stärker am Kriterium der Zahl der Sprecher*innen in Hessen und Deutschland orientieren und prüfen, wie die Anstrengungen der Schüler*innen in diesem Bereich besser berücksichtigt und honoriert werden können. Als GRÜNE möchten wir zudem die Beschulung zugewanderter und geflüchteter Kinder und Jugendlicher weiter verbessern. Neben der Absenkung der Klassengrößen in Intensivkursen und – klassen (s. Frage 3.5) wollen wir diese auch stärker an allen Schulformen und Schulstandorten etablieren, sodass eine einseitige Konzentration an Grund- und Gesamtschulen vermieden wird. Auch soll eine erleichterte Aufnahme in die gymnasiale Oberstufe mit begleitender sprachlicher Förderung bis zum Abitur für Lernende mit geringen Deutschkenntnissen möglich gemacht werden, damit jede*r Schüler*in je nach Neigung und Talent den bestmöglichen Bildungsabschluss erreichen kann. Modelle der (Teil-)Integration in Regelklassen mit aufgestocktem Personalschlüssel wollen wir stärker unterstützen.

Für uns Freie Demokraten ist der enge Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland nicht hinnehmbar. Es sollten daher unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um diesen Zusammenhang zu verringern und mehr Chancengerechtigkeit zu schaffen. Wir Freie Demokraten wollen hierfür,

· die frühkindliche Bildung durch mehr voll ausgebildete Fachkräfte und bessere Förderung beispielsweise im Bereich der Sprache und der digitalen Bildung priorisieren;

· eine datengestützte Schulentwicklung mit dem Schwerpunkt eines Abbaus von Diskriminierungen und Ungleichheiten umsetzen;

· eine umfassende Fachkräftestrategie für Lehrkräfte und weiteres Personal an Schulen auflegen; · die ökonomische und finanzielle Bildung an Schulen stärken;

· die Aufnahme von Türkisch und Griechisch in den Fremdsprachenkatalog prüfen, um damit auch eine Kultur der Wertschätzung gegenüber den vielfältigen Hintergründen von Schülerinnen und Schüler zu etablieren;

· die sonderpädagogische Förderung gerade nach der Sekundarstufe I ausbauen und dabei die (regionalen) Beratungs- und Förderzentren konsequent miteinbeziehen;

· die Berufsorientierung für die Auswahl eines passgenauen Bildungswegs für alle

LINKE: Neben der Schaffung eines anderen (und oben schon beschriebenen) Schulsystems und einer anderen Schulstruktur muss sowohl die Schulsozialarbeit ausgebaut werden als auch mittelfristig an jeder Schule eine schulpsychologische Stelle angegliedert werden.

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