Bessere statt schlechterer Arbeitsbedingungen sind Voraussetzung für Lehrkräftegewinnung und gute Qualität in der Bildung!

Vorschläge zur Gewinnung von Lehrkräften und Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit der Kampagne „Zeit für mehr Zeit"

Die GEW Hessen hat sich heute entschieden gegen die von der wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK) ins Spiel gebrachten Vorschläge zur Beseitigung des Lehrkräftemangels gewandt – unter anderem waren größere Klassen und Einschränkungen von Teilzeitbeschäftigung angeregt worden.


Die meisten der vorgeschlagenen Maßnahmen würden nach Einschätzung des hessischen GEW-Vorsitzenden Thilo Hartmann kontraproduktiv wirken. Er wies auf die in diesem Zusammenhang widersprüchliche Kommunikation des hessischen Kultusministeriums hin: „Noch am Dienstag ließ sich das Kultusministerium mit der Aussage zitieren, es gäbe keinen Lehrkräftemangel in Hessen und erntete damit an den Schulen verständnisloses Kopfschütteln. Am Freitag hatte Kultusminister Lorz dann in einer ersten Reaktion auf die KMK-Vorschläge Denkverbote nicht ausgeschlossen, um dem anscheinend nun doch existierenden Mangel an ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen in den Griff zu bekommen, insbesondere durch die Einschränkung von Teilzeitarbeit.


Für die GEW Hessen sei ist klar, so Hartmann, dass dies das völlig falsche Signal sei: „Die Lehrkräfte in Hessen arbeiten seit langer Zeit an ihrer Belastungsgrenze. Bereits vor der Corona-Pandemie lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit nahe der 48-Stunden-Grenze. Die Herausforderungen der letzten Jahre haben das Ausmaß der Belastung weiter vergrößert. Noch höhere Belastungen machen den Beruf der Lehrkraft noch unattraktiver und gehen zu Lasten der Bildungsqualität“, warnt der GEW-Landesvorsitzende Thilo Hartmann. Aus Sicht der GEW sollten stattdessen Spielräume zur Weiterqualifizierung der bereits an Schulen unterrichtenden Vertretungslehrkräfte und umfangreiche Quereinstiegsmaßnahmen in den Blick genommen werden. Zudem gelte es, Hürden bei der Anerkennung ausländischer Lehramtsabschlüsse zügig abzubauen.

 

Als besonders problematisch bewertet die GEW die Idee der Einschränkung von Teilzeitmöglichkeiten, die für jungen Familien zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zwingend notwendig seien. Ohne diese Option würden viele Lehrkräfte deutlich länger in Elternzeit verbleiben, bis die Betreuung kleiner Kinder gewährleistet sei. Außerdem arbeiteten viele Lehrerinnen und Lehrer nicht mit vollem Deputat, da ihre Belastungen so groß seien, dass ein qualitativ guter Unterricht und die Erhaltung der eigenen Gesundheit als nicht mehr vereinbar angesehen werden. „Nehmen wir diesen Lehrkräften die Möglichkeit zur Reduzierung, wird sich die ohnehin erschreckend große Zahl an erkrankten Lehrkräften weiter erhöhen. Und auch für junge Studieninteressierte wird so ein fatales Signal ausgesendet. Und dies, trotz zum Teil deutlich einbrechender Studierendenzahlen bei den Studiengängen der Lehrämter von Haupt-, Real-, Förder- und Berufsschule.“


Hartmann kündigte an, die KMK-Vorschläge in den anstehenden Aktionskonferenzen der GEW-Vertrauensleuten der hessischen Schulen zum Thema zu machen: „Wir erwarten eine deutliche öffentliche Distanzierung des Kultusministers von jeglicher Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und einen Masterplan, der die Situation in den Schulen endlich verbessert und nicht weiter verschlechtert.“
 

Die GEW Hessen wird im Rahmen einer Kampagne unter dem Titel „Zeit für mehr Zeit – Zeit für gute Bildung“ anhand von eigenen Vorschlägen zeigen, wie die Verbesserung der Arbeits- und Lernbedingungen langfristig guten Unterricht sicherstellen kann.

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