Beteuerungen des Kultusministers zur Personalversorgung wenig glaubhaft

GEW Hessen sieht dem neuen Schuljahr besorgt entgegen

2. September 2022 Pressemitteilung

Frankfurt/M (GEW): Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht dem Beginn des Unterrichts nach dem Ende der hessischen Sommerferien mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits ist nach den Schulschließungen unter dem Vorzeichen der Corona-Pandemie erfreulich, dass der Unterricht zunächst ohne größere Einschränkungen wiederaufgenommen werden kann. Andererseits zeichnet sich jedoch bereits jetzt ab, dass das beginnende Schuljahr erneut von enormen Herausforderungen geprägt sein wird.
 

Heike Ackermann, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, wies aus diesem Anlass auf den sich verschärfenden Lehrkräftemangel hin: „Es fehlen nach wie vor Lehrkräfte an Grundschulen, Förderschulen und berufsbildenden Schulen. Hinzu kommen zahlreiche Mangelfächer an allen weiterführenden Schulen, besonders im MINT-Bereich sowie in den musischen Fächern.“ Bezüglich der Grundschulen habe Hessen inzwischen einen erheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Bundesländern, da es an einer geringeren Besoldung in diesem Lehramt festhalte.
 

Darüber hinaus erinnerte Heike Ackermann an den zusätzlichen Bedarf an Lehrkräften sowie Erzieherinnen und Erziehern, der wegen dem ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder entstehen wird: „Wir erwarten, dass zur Umsetzung des Rechtsanspruchs rund 1.000 zusätzliche Grundschullehrkräfte benötigt werden. Wo sollen diese herkommen, wenn schon jetzt jede zehnte Unterrichtsstunde in Hessen von einer Vertretungskraft ohne Lehramtsausbildung gehalten werden muss?“ Die Beteuerungen von Kultusminister Lorz, der anlässlich des Schuljahresbeginns betonte, dass „hinter jeder Stelle im Haushalt auch Menschen“ stünden, halte die GEW für wenig glaubhaft.
 

Neben dem Personalmangel bestehen auch weitere Probleme fort. Thilo Hartmann betonte in diesem Zusammenhang den schlechten baulichen Zustand vieler Schulen: „Nachdem Schülerinnen und Schüler und das Personal in den vergangenen beiden Wintern aufgrund der Corona-Lüftungsregelungen und der fehlenden Luftfilteranlagen frieren mussten, droht nun ein dritter Winter mit kalten Füßen. Obwohl die Priorität der Bildung immer wieder proklamiert wird, scheint sie von vielen Verantwortlichen in der aktuellen Energiekrise am Ende doch hintenangestellt zu werden.“
 

So hat der Hessische Städtetag angekündigt, dass die Raumtemperatur in den Klassenräumen flächendeckend abgesenkt werden soll. „Wären alle Schulgebäude in den vergangenen Jahren – wie von uns gefordert – auch energetisch modernisiert worden, dann würden sich solche Maßnahmen jetzt erübrigen“, so Thilo Hartmann. „Ein politischer Wille zu ernsthaften Einsparungen beispielsweise im Verkehrssektor ist hingegen noch immer nicht zu erkennen. Wir fordern Vorfahrt für Bildung, nicht nur in Sonntagsreden.“