Mindestens 1.500 zusätzlich Stellen erforderlich!

Für kleinere Lerngruppen und individuelle Förderung

Pressemitteilung 15. Juni 2021

Die GEW Hessen sieht aufgrund der monatelangen Einschränkungen beim Schulbetrieb erheblichen politischen Handlungsbedarf, dem sich die Landesregierung und die Schulträger nun stellen müssen. Maike Wiedwald, Vorsitzende der GEW Hessen, äußerte sich dazu wie folgt: „Die rückläufigen Infektionszahlen in den vergangenen Wochen haben inzwischen in ganz Hessen eine Wiederaufnahme des Unterrichts in voller Klassenstärke erlaubt. Das ist aus pädagogischen und sozialen Gründen eine sehr erfreuliche Entwicklung, denn für viele Kinder und Jugendliche waren die langen Schulschließungen mit großen Härten verbunden. Jetzt kommt es darauf an, sie bestmöglich zu unterstützen.“

Die Landesregierung hat zwar bereits unter dem Motto „Löwenstark – der BildungsKICK“ erste Ideen für ein Landesförderprogramm präsentiert, es mangelt allerdings noch an konkreten Zusagen an die Schulen, auf deren Grundlage diese das kommende Schuljahr planen können. Maike Wiedwald stellte in diesem Zusammenhang klar, dass die beste Förderung im Klassenkontext stattfindet: „Was die Schülerinnen und Schüler, die in den vergangenen Monaten mehr oder weniger den Anschluss verloren haben, nun am dringendsten brauchen, sind gute Lernbedingungen im Unterricht. Wir benötigen daher in der Schule Rahmenbedingungen, die eine optimale individuelle Unterstützung ermöglichen. Das kann durch die Zuweisung von zusätzlichen Förderstunden gelingen, die beispielsweise eine Doppelbesetzung oder die Aufteilung von Klassen in kleinere Lerngruppen ermöglichen. Dafür sollten landesweit mindestens 1.500 Vollzeitstellen bereitgestellt werden. Private Nachhilfe, die beim Kultusminister so beliebten Feriencamps und weitere Angebote von Externen können allenfalls eine Ergänzung darstellen.“

Trotz des bestehenden Lehrkräftemangels, insbesondere im Grundschullehramt, könnten die benötigten zusätzlichen Stellen grundsätzlich mit ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen besetzt werden. Auf der so genannten Rangliste warten nach wie vor rund 1.900 Lehrkräfte auf ein Einstellungsangebot des Landes. Davon entfallen rund 400 auf das Haupt- und Realschullehramt und 1.500 auf das Gymnasiallehramt. Darüber hinaus wurde vielen sozialpädagogischen Fachkräften im Rahmen der neu geschaffenen UBUS-Stellen bislang lediglich eine Beschäftigung auf Teilzeitbasis angeboten, sodass eine Aufstockung möglich wäre.

Die Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien hat sich nach Einschätzung von Birgit Koch, ebenfalls Vorsitzende der GEW Hessen, trotz der aufgelegten Programme bislang nicht wesentlich verbessert. Es wurden zwar inzwischen digitale Endgeräte für einen Teil der Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte angeschafft. Diese können aber vielerorts nicht eingesetzt werden, weil die Schulträger bislang das benötigte Personal für die System-Administration nicht eingestellt haben. „Bundesweit wurde mit einer Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt eine halbe Milliarde Euro für die Administration bereitgestellt. Sieben Monate nach Inkrafttreten ist in Hessen noch kein Cent an die Schulträger geflossen. Ohne die benötigten IT-Fachkräfte kann ein effektiver Einsatz der angeschafften Hardware aber nicht gelingen.“, so Birgit Koch.

Darüber hinaus sind das Land und die Schulträger gefordert, weitere Anstrengungen für einen besseren Gesundheitsschutz in den Schulen zu unternehmen. Die Belüftungsmöglichkeiten müssen nach wie vor in vielen Klassenräumen deutlich verbessert werden, auch durch die Anschaffung von Luftfilteranlagen. „Jetzt kommt es darauf an, dass Land und Schulträger mit Hochdruck Vorkehrungen für das kommende Schuljahr treffen!“, appellierte Birgit Koch abschließend an die Verantwortlichen.