Wechselmodell für den Unterricht

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir werden immer wieder gefragt, wie Unterricht im Wechselmodell konkret aussieht und welche inhaltlichen Fragestellungen und organisatorischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen. Bisher zeigen alle Rückmeldungen, dass Lehrkräfte sehr häufig Mehrarbeit im Wechselmodell leisten müssen – und sich trotzdem für dessen Einführung engagieren. Für die Lehrkräfte müssen aber dringend Entlastungsmöglichkeiten geschaffen werden. Curriculare Vorgaben und deren aktuelle Umsetzung müssen diskutiert werden. Das Einführung des Wechselmodells bietet die Chance, in kleinen Lerngruppen zu unterrichten. Diese Möglichkeit wird von vielen Lehrkräften stark begrüßt. Trotzdem muss sehr gut überlegt werden, wie gerade eine Unterstützung von schwächeren Schülerinnen und Schülern im Wechselmodell gut funktionieren kann. 

„In den letzten Monaten gibt es kaum Abstimmungen und Absprachen zwischen den Schulen! Jede Schule entwickelt ihr eigenes Konzept, ein „Voneinanderlernen“ (best practice) gibt es nicht. Stattdessen sollen die Schulen all das aus dem Boden stampfen, was die Kultusbürokratie seit Jahrzehnten verschlafen hat.“ So lautet zumindest das Resümee von Ulrich Vormwald, Schulleiter der Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach.

Dieser „Nichtkommunikation und Nichtbeachtung“ wollen wir ein „Voneinanderlernen und einen demokratischen Dialog“ entgegensetzen. Deswegen bitten wir euch, Praxisberichte zu schreiben und uns diese zuzuschicken. Diese sollten möglichst unterschiedliche Aspekte berücksichtigen (Organisation, Auswirkungen auf den Schulbetrieb, Veränderung im Schulleben, technische Defizite, Mehrarbeit, Entlastungsmöglichkeiten für Lehrkräfte und Schulleitungen, Angebote für lernschwache/ lernstarke Schülerinnen und Schüler etc.). Bitte schickt sie an dkahlenberg@gew-hessen.de. Wir werden die Berichte auf unserer Homepage kontinuierlich veröffentlichen

 

Der Unterricht findet in zwei Blöcken statt: A: 8.00 bis 10.30 Uhr; B: 11.00 bis 13.30 Uhr.

Alle Kinder kommen an vier Tagen pro Woche in zwei Schichten zur Schule; jeder Jahrgang hat einen Homeschooling-Tag.

An diesem Tag findet für eine Doppelstunde digitaler Unterricht über BigBlueButton statt.

Die Klassenlehrkräfte unterrichten ihre Kinder in der Schule, BBB–Unterricht erteilen die Lehrkräfte, die nicht im Präsenzunterricht eingesetzt sind.

Die Lehrkräfte, die nicht im Präsenzunterricht eingesetzt sind, übernehmen Kinder aus der Notbetreuung (Hausaufgaben, Einzel- und Gruppenförderung).

Obwohl wir eine Grundschule ohne Hausaufgaben sind, geben wir nun wieder Hausaufgaben auf, um die reduzierten Präsenzzeiten durch häusliche Studienzeiten zu kompensieren.

Vorteile dieses Wechselmodells sind:

  • täglicher Schulbesuch
  • Fachunterricht durch die Klassenlehrkräfte
  • Nebenfächer zum großen Teil digital
  • kleinere Lerngruppen
  • durch einen Tag im Homeschooling frei werdende Räume für die Notbetreuung
  • dadurch ein Raum für Vorlaufkurskinder
  • Elternakzeptanz (Absprache mit dem Schulelternbeirat)

Martina Dewald (Schulleiterin)

„Der Unterricht im Wechselmodell funktioniert wesentlich besser als im vollen Lockdown, weil wir die Schüler*innen jedes zweite Mal sehen und sie im persönlichen Kontakt unterstützen und Leistungen einfordern können.“, so die Einschätzung von Friedhelm Ernst, Lehrer und Personalratsvorsitzender an der Beruflichen Schule Groß Gerau, die seit dem 9. November im sogenannten Wechselmodell arbeitet. Dies bedeutet, dass circa 50% des Unterrichts in Präsenz stattfinden, die andere Hälfte in Form von Distanzunterricht oder vorsichtiger formuliert als Distanzlernen.

Bis zu dem drei Tage vor den hessischen Weihnachtsferien beginnenden Lockdown hielt das Land Hessen am Regelunterricht fest, ermöglichte Schulen aber für die Dauer der Pandemie im Rahmen des Programms „digitalgestützter Distanzunterricht“ ab der Klasse acht 25 % und in den Teilzeitklassen der Berufsschulen 50 % Digitalunterricht zu erteilen. Dies erfordert das Einverständnis aller betroffenen Schüler*innen bzw. deren Erziehungsberechtigter sowie eine aufwändige Antragsprozedur. Die Teilung von Lerngruppen ist dabei nicht vorgesehen. Nur wenige Schulen entschieden sich für dieses Programm, weil der mögliche Nutzen im Verhältnis zum Aufwand als zu gering eingeschätzt wurde. Z.B. entschied sich das Kollegium der Konrad-Adenauer-Schule im Main-Taunus-Kreis nach anfänglichem Interesse gegen den digitalgestützten Distanzunterricht. Eine Umfrage im Kollegium ergab jedoch Anfang Dezember, dass Wechselunterricht mit geteilten Klassen von der Mehrheit der Lehrkräfte befürwortet wird.

Formen von Wechselunterricht

Wechselunterricht kann auf unterschiedliche Weise organisiert werden. Dabei werden Lerngruppen mit mehr als 15 Personen in A- und B-Gruppen aufgeteilt. Kleine Gruppen z.B. im BZB müssen nicht geteilt werden, sondern erhalten wie bisher jeden Tag Präsenzunterricht. Bei der Aufteilung der Klassen sollte erfahrungsgemäß auf Wünsche und Freundschaften Rücksicht genommen werden. Dies fördert angesichts vieler Unsicherheiten der Lernenden, die sich unter den besonderen Bedingungen auf Prüfungen vorbereiten müssen, eine entspannte Atmosphäre und ist außerdem zur Vermeidung von Infektionen sinnvoll, weil befreundete Schüler*innen sich auch privat treffen. 

Möglich ist ein wochenweiser oder z.B. im Blockunterricht sogar zweiwöchiger Wechsel der A- und B-Gruppen bei gleichbleibendem Stundenplan oder auch ein tageweiser Wechsel. Je länger die Intervalle sind, umso mehr können, eine geringe Anzahl beruflicher und privater Kontakte vorausgesetzt, Ansteckungen vermieden werden. Kurze Intervalle z.B. beim täglichen Wechsel erhalten jedoch einen regelmäßigen Kontakt zwischen Lehrpersonen und Lernenden und verlangen den Schüler*innen weniger Selbstständigkeit ab. In der Stauffenbergschule Frankfurt wurde ein anderer Weg gewählt. Dort ist jeweils die Hälfte der Klassen im vollständigen Klassenverband anwesend. Jede Klasse wird auf zwei durch eine Tür verbundene Räume verteilt (FR vom 03.12.2020). Der Wechselunterricht ermöglicht in jedem Fall, dass im Klassenraum mehr Abstand gehalten werden kann, die Räume aufgrund der geringeren Personenzahl leichter zu belüften sind, die Schulgebäude und die Verkehrsmittel auf dem Schulweg weniger voll sind und so Infektionsrisiken reduziert werden.

Lernen zu Hause oder im Betrieb

Für das Lernen zu Hause gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Friedhelm Ernst berichtet, dass an der beruflichen Schule Groß-Gerau Flexibilität besteht. Manche Lehrkräfte geben ihren Schüler*innen schriftliche Aufgabenpakete mit, andere Lehrkräfte haben sich für die Übertragung ihres Unterrichts im Livestream entschieden. Im Nachmittagsunterricht hält sich in manchen Klassen die B-Gruppe in einem eigenen Raum im Schulgebäude auf und verfolgt dort auf der Leinwand die im Nebenraum gefilmte Tafel. Lehrmaterialien werden digital über eine Lernplattform, in Groß-Gerau Microsoft Teams, zur Verfügung gestellt. Wenn Unterricht gefilmt werden soll, sind Einverständniserklärungen aller Schüler*innen bzw. der Erziehungsberechtigten Voraussetzung sowie die Erklärung, dass der Unterricht nicht aufgezeichnet wird. Das Hessische Kultusministeriumhält eine Einverständniserklärung seitens der Lehrkräfte nicht für erforderlich, diese könnten zum Unterricht per Livestream angewiesen werden. Die GEW hält solche das Persönlichkeitsrecht der Lehrkraft missachtende Anweisungen für rechtswidrig und geht juristisch dagegen vor.

Für Friedhelm Ernst als EDV-Lehrer ist der Einsatz der schulischen Lernplattform seit langem selbstverständlich. Auszubildende sowie Schüler*innen des Beruflichen Gymnasiums und der Fachoberschule erwerben dabei Kompetenzen, die sie in der Ausbildung und im Studium brauchen werden. In seinem zweiten Fach, im Physikunterricht hat er z.B. ein Experiment mit der Handykamera gefilmt und das Video hochgeladen. So kann das Experiment zur genaueren Auswertung wiederholt beobachtet und zur Wiederholung und Prüfungsvorbereitung erneut genutzt werden.

Ihm ist wichtig, dass die Lehrkräfte selbst über die Arbeitsweise entscheiden, die für ihren Unterricht passend ist. Der Schulpersonalrat achtet darauf, dass an der Groß-Gerauer Berufsschule keine Lehrkraft unter Druck gerät, sich gegen ihren Willen im Unterricht zu filmen.

Christoph Krekel, Abteilungsleiter für die technischen Ausbildungsberufe und die Fachoberschule an der Beruflichen Schule Groß-Gerau, hat dafür gesorgt, dass die Auszubildenden im Wechselunterricht keine Lernzeit verlieren und z.B. die angehenden KFZ-Mechatroniker*innen während der Reifenwechselsaison nicht von den Betrieben vereinnahmt werden, sondern zu Hause und in manchen Fällen sogar im Betrieb für die Berufsschule lernen können. Er nennt ein positives Beispiel aus einem Elektrobetrieb, der einem Auszubildenden ermöglicht hat, im Büro des Betriebes den PC zum Lernen zu benutzen. Die Anwesenheit im Betrieb gibt diesem Schüler Struktur. Er wird an den Berufsschultagen nicht zur Arbeit herangezogen, sondern erhält von seinem Ausbilder Unterstützung beim Lernen.

Manchmal sind individuelle Lösungen gefragt. Wenn in einer geteilten Lerngruppe weniger als 15 Lernende sind, nehmen in Groß-Gerau Schüler*innen, die besonderer Unterstützung bedürfen oder denen zu Hause die technische Ausstattung fehlt, am Präsenzunterricht der A- und B-Gruppe teil. Sie erledigen im Unterricht der B-Gruppe die häuslichen Aufgaben mit Unterstützung der Lehrkraft oder wiederholen  Lerninhalte. Besonders für lernschwache Schüler*innen ist der Distanzunterricht oft eine große Hürde.

Bedingungen für gelungenen Distanzunterricht

Organisatorische und rechtliche Voraussetzungen, Kompetenzen der Lehrenden sowie technische Voraussetzungen müssen gegeben sein. Die berufliche Schule Groß-Gerau hat vom Schulträger mittlerweile 200 Leihgeräte für Schüler*innen erhalten, so dass alle, die über kein eigenes Gerät verfügen, versorgt werden konnten. Die Geräte wurden der Schule jedoch ohne Software geliefert. Die Schule konnte eine studentische Hilfskraft einstellen, die die Leihgeräte einrichtete. Die berufliche Schule, an der Fachleute für EDV und Technik lehren, ist gegenüber anderen Schulen im Vorteil. Christoph Krekel weist jedoch darauf hin, dass die Arbeitszeit von Lehrkräften mit einzelnen Stunden aus dem Schuldeputat für den technischen Support nicht ausreicht. An einer großen Schule müssten ein bis zwei Techniker*innen fest angestellt werden, um professionellen Support zu gewährleisten.

Verknüpfung Distanz- mit Präsenzunterricht

Distanzunterricht kann auf unterschiedliche Weise mit Präsenzunterricht verknüpft werden. Auf die Darbietung neuer Inhalte durch Lernvideos oder Informationstexte kann eine Präsenzphase folgen, in der offene Fragen geklärt werden und mit Unterstützung der Lehrkraft Gelerntes geübt, wiederholt und angewendet wird. Oder umgekehrt kann im Präsenzunterricht Erlerntes im anschließenden Distanzunterricht geübt und wiederholt werden. Mit Hilfe von Videokonferenzen sind Gruppenarbeitsphasen im kooperativen Lernen möglich. Die Verknüpfung der unterschiedlichen Lernphasen ist eine der Hauptaufgaben beim Übergang zum Wechselunterricht. Vorhandene Unterrichtsmaterialien und -konzepte können nicht eins zu eins übernommen werden. Dies bedeutet besonders zu Anfang erhebliche Mehrarbeit für die Lehrenden.

Von der Werner-Heisenbergschule Rüsselsheim berichtet Martin Jöckel, dass Schülerinnen und Schüler sich im Distanzunterricht häufig überlastet fühlen und dass sie sich eine einheitliche Arbeitsstruktur seitens der Lehrkräfte wünschen. Lehrkräfte sehen sich durch das Wechselmodell zeitlich und organisatorisch mehr gefordert als im normalen Unterricht oder in einem reinen Distanzmodell.

Bisherige Rückmeldungen zum Wechselunterricht zeigen, dass sowohl Lehrkräfte als auch Schüler*innen Präsenzunterricht den Vorzug geben und dass Wechselunterricht keinesfalls die partielle Abschaffung des Lehrberufes, sondern im Gegenteil Mehrarbeit bedeutet. Während der Pandemie ist der Wechselunterricht eine Notlösung. Eine der positiven Erfahrungen ist die Arbeit in kleinen Lerngruppen, in denen intensivere Kommunikation sowie individuelle Unterstützung besser möglich sind. Langfristig sollten die gewonnenen Erfahrungen ausgewertet werden und zur Bereicherung und Weiterentwicklung des Unterrichts sowohl methodisch als auch im Hinblick auf digitale Kompetenzen als Unterrichtsinhalt beitragen.

Katja Pohl
Konrad-Adenauer-Schule Kriftel

1. Wer hat an eurer Schule den Wechselbetrieb festgelegt?
Der Wechselunterricht wurde ab der Jahrgangsstufe 7 in der Allgemeinverfügung des Kreises Groß-Gerau am 5.11.20 festgelegt.

2. Seit wann arbeitet eure Schule im Wechselbetrieb?
Seit Montag, den 9.11.20.

3. Wie sieht eure Unterrichtsstruktur im Wechselbetrieb aus (A- und B- Wochen, täglicher Wechsel)
Wir haben die Schülerinnen und Schüler in A- und B- Gruppen eingeteilt, die täglich wechselnd kommen. Bei der Einteilung sind wir nicht streng nach dem Alphabet vorgegangen, sondern die Klassenlehrer*innen haben auch danach geschaut, dass in den Kursen (Wir sind eine IGS und haben ab der Klasse 8 in Mathe, Deutsch, Englisch eine A,B,C- Verkursung und in den naturwissenschaftlichen Fächern ab Jahrgangsstufe 9 eine E,G- Verkursung) auch ungefähr eine Halbierung eintritt. Mit diesem Modell ist unserer Meinung nach sicher gestellt, dass die Stundentafel vollständig abgebildet wird ohne die Regelmäßigkeit von Schule zu verlieren.

4. Welche Rückmeldungen habt ihr von Schülerinnen und Schülern und Eltern zum Wechselmodell
Die Schülerinnen und Schüler kommen sehr gut mit dem Modell zurecht. Die Taktung kennen sie von der Zeit vor den Sommerferien. Einige Schülerinnen und Schüler bemängelten, dass einige wenige Lehrer nicht in A- und B- Gruppen den gleichen Unterricht machen, sondern ihren Unterricht fortlaufend gestalten, sodass man immer das zuhause aufholen muss, was die andere Gruppe im Unterricht besprochen hat. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer halten aber nahezu die gleichen Stunden in beiden Gruppen. Das sind oft Erklärungen, Nachbereitung des Zuhause erarbeiteten oder auch die Vorbereitung des Stoffes für den nächsten Tag. Einigen Schülerinnen und Schülern fehlen naturgemäß die Treffen mit Freunden, die in der anderen Gruppe sind und die man somit nicht mehr sieht. Die Eltern begrüßen in großer Mehrheit den zusätzlichen Infektionsschutz und berichten, dass ihre Kinder zuhause doch gut arbeiten. Die Eltern und Schülerinnen und Schüler berichten auch von entlasteten Bussen auf dem Schulweg. 

5. Welche Rückmeldungen geben die Lehrkräfte zum Wechselmodell an eurer Schule?
Die Kolleginnen und Kollegen berichten von einer deutlichen Verbesserung der Situation. Die Unterrichtssituation fühlt sich deutlich sicherer an mit Abstand, Lüften und Maskenpflicht. In den kleineren Lerngruppen ist der Unterricht intensiver und schneller, die Schülerinnen und Schüler sind disziplinierter. Sie berichten auch davon, dass sie einige normalerweise stillere Schülerinnen und Schüler erst richtig kennen lernen würden und diese in den kleineren Gruppen auch anders auftreten würden. Die ganze Schule fühlt sich auch in den Pausen sicherer an, da die Flure und Treppenaufgänge durch das Fehlen ca. eines Drittels der Schülerinnen und Schüler (wir haben die Jahrgänge 5-10 an der Schule, davon 5 und 6 immer noch in voller Stärke) spürbar freier sind und insgesamt mehr Platz pro Schülerinnen und Schüler auch auf dem Schulgelände da ist.

Sorgen macht, dass durch das Wechselmodell nicht das gesamte Curriculum abgedeckt werden kann und unklar ist, inwieweit das Land bei den zentralen Prüfungen darauf Rücksicht nimmt. Auch die mangelnde Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler, die auf die Oberstufe wechseln wollen, bereitet Sorge.

Die Kolleginnen und Kollegen sind unzufrieden, dass das Schulportal dieses Schuljahr eingeführt wurde. Leider wurden noch keine Zugänge für die Schülerinnen und Schüler eingerichtet, sodass das Bereitstellen von Arbeitsmaterialien digital kaum möglich ist und meist in Papierform (Arbeitsblätter, Buch, Arbeitshefte) geschehen muss.

Martin Einsiedel

An unserer Schule wurde der Wechselbetrieb ab 9. November vom Schulleiter angeordnet, nach der Bekanntgabe der Allgemeinverfügung des Gesundheitsamts für den Kreis Groß-Gerau vom 5. November, die den Übergang in den Wechselunterricht, leider nur ab der Jahrgangsstufe 7, vorsieht. Diese Entscheidung wurde von den Beteiligten wohlwollend begrüßt. Konferenzbeschlüsse dazu sind noch nicht vorhanden

Jede Klasse/Lerngruppe mit mehr als 15 Schülern wurde in zwei Gruppen A und B aufgeteilt. Die A-Gruppe wurde in der ersten Woche laut Stundenplan Montag, Mittwoch und Freitag in der Schule unterrichtet, in der zweiten Woche Dienstag und Donnerstag, die B-Gruppe umgekehrt, u.s.w.. Der Vorteil davon im Vergleich zum wöchentlichen Wechseln ist, dass die Schüler*innen jeden zweiten Tag in der Schule sind und nicht eine ganze Woche zu Hause bleiben müssen, die sozialen Kontakte zu Gleichaltrigen und Lehrkräften sind regelmäßiger. Mit dem wöchentlichen Wechseln hatten wir weniger gute Erfahrungen vor den Sommerferien gemacht, weil die Zeiten ohne Unterrichtstage in der Schule zu groß waren.

Mit dieser Verfahrensweise haben wir bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Gruppen sind kleiner, also das Einhalten der Distanz von 1,5m zueinander ist weniger problematisch. Da keine Schüler*in mehr direkt am Fenster sitzt, ist es möglich, alle 20 Minuten durchzulüften, vor allem in den kleineren Klassenräumen, ohne dass die ganze Klasse aufstehen und den Klassenraum verlassen muss, weil der Platz nicht ausreicht, um die Fenster zu öffnen ohne jemand zu verletzen. In der ganzen Schule hat sich die Atmosphäre etwas entspannt, das Gedränge vor der Toilette in den Pausen und in der Schlange vor der Cafeteria ist weniger geworden. Man fühlt sich sicherer.

Wir erleben jetzt tagtäglich, wie vorteilhaft das Einrichten von kleinen Lerngruppen im Vergleich zum Alltag mit normalen Klassengrößen ist. Der Unterschied ist dann besonders spürbar, wenn man wieder in den Jahrgängen 5 und 6 unterrichtet, wo keine Abstände eingehalten werden können und das Auffordern zum Hochziehen der Masken, die unter die Nase rutschen, zur Routine geworden ist. Kleinere Lerngruppen -  das fordern wir zurecht. Die Lernbedingungen sind einfach besser. Dies bestätigen Schüler*innen der älteren Jahrgänge: Man kann sich besser konzentrieren, man lernt besser und mehr, auch zu Hause, auf einmal macht Lernen Spaß.

Für die Distanztage werden entsprechend des Stundenplans Aufgaben von den Fachlehrer*innen entweder am Vortag den Schüler*innen mitgegeben bzw. im Schulportal bereitgestellt. Dies ist sehr schwierig und mit einer erheblichen Mehrarbeit für uns Lehrkräfte verbunden. Das Jonglieren zwischen A und B-Gruppe, E- und G-Kurs und vor allem das Bereitstellen der Aufgaben im Schulportal ist eine echte Herausforderung. Die meisten sind in diesen stressigen Zeiten am Ende ihrer Kräfte, körperlich und psychisch. Das Schulportal funktioniert nur gut, wenn sich wenige Benutzer einloggen. Zu Unterrichtszeiten ist es regelmäßig überlastet. Bei einem Defekt dauert es lange, bis es repariert wird, der Schulträger hat dafür kein oder zu wenig Personal. Schüler*innen kommen regelmäßig in den Unterricht ohne die Aufgaben gemacht zu haben, weil sie sie nicht runterladen konnten, weil nur die Anhänge erscheinen und nicht die Aufgabestellungen und vieles mehr.

Schüler*innen mit Förderbedarf und lernzieldifferenzierter Beschulung kommen täglich in die Schule und gehören gleichzeitig den beiden Gruppen A und B an, so das Schulamt. Dies bereitet erhebliche Probleme. Die Gruppen sind dadurch größer. Die betroffenen Schüler*innen müssen immer zweimal am gleichen Unterricht teilnehmen. (Sie aus dem Unterricht zu nehmen und in kleinen Gruppen fördern ist laut SSA nicht zulässig.). Die Schüler*innen empfinden dies als Stigmatisierung. Eine Idee wäre, sie in die A und B Gruppen zuzuordnen und an den „Homeshooling-Tagen“ einzeln zu fördern, was vom BFZ organisiert würde. Dafür sind wir im GPR beim Staatlichen Schulamt GG/MTK im Gespräch mit dem Schulamt.

Insgesamt begrüßen die meisten Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern die Einführung des Wechselmodells als eine sehr gute Entscheidung und als einen großen Fortschritt in Corona-Zeiten im Vergleich zum Unterricht in voller Klassengröße. Diesen erachten sie als unverantwortlich und unterstützen die Forderung der GEW, den Wechselunterricht auch für die Jahrgänge 5 und 6 einzuführen. Für die Umsetzung bleibt noch viel zu tun.

Nathalie Thoumas

1.     Wer hat an eurer Schule den Wechselbetrieb festgelegt?

Die Idee kam aus unserem Krisenteam, bestehend aus der Schulleitung, der Stellvertretung, dem Personalrat und unseren Teamkoordinator*innen. Im Folgenden haben wir den Entwurf auf der Gesamtkonferenz und im Schulelternbeirat vorgestellt und Anregungen eingearbeitet. Die Kinder konnten ihre Ideen im Morgenkreis einbringen. In der zweiten Dezemberwoche befasste sich die Schulkonferenz mit dem Entwurf. Auf deren Anregung hin wurde dann eine Befragung der Eltern in die Wege geleitet, um n der konkreten Umsetzung die Bedarfe und Wünsche der Eltern berücksichtigen zu können.

2.     Seit wann arbeitet eure Schule im Wechselbetrieb?

Wir planen den Wechselbetrieb nach dem Ende der Weihnachtsferien zu starten.

3.     Wie sieht eure Unterrichtsstruktur im Wechselbetrieb aus (A- und B- Wochen, täglicher Wechsel, Rhythmus für SuS im Distanzunterricht etc.)?

Unsere jahrgangshomogenen Klassen sollen in zwei Gruppen geteilt werden, die dann jeweils entweder am Montag, Mittwoch und Freitag oder am Dienstag und Donnerstag Unterricht haben. In der Woche darauf wird gewechselt. Alle Fächer werden entsprechend des Stundenplans erteilt. In den jahrgangsübergreifenden Lerngelegenheiten sind feste gemischte Gruppen eines Lernhauses von Jahrgang 5-8 zusammen.

Die Fachbüros (unsere individualisierte Lerngelegenheit in Deutsch/Mathe/Englisch)1 sollen nach Hause verlegt werden, so dass die Schule immer um 10 Uhr mit dem Morgenkreis beginnt. Die Kinder, die an diesem Tag zuhause lernen, können sich (vorausgesetzt, es gibt genügend Webcams und alle Computer sind von der Stadt freigeschaltet) dazu schalten, so dass auch der Lerntag zuhause spätestens um 10 Uhr beginnt. In der Fachbürozeit betreuen wir die Schülerinnen und Schüler digital und sind erreichbar. In der Lernplattform Moodle sind Lernangebote und Materialien eingestellt, die auch mit nach Hause genommen werden können.

4.     Welche Rückmeldungen habt ihr von Schülerinnen und Schülern und Eltern zum Wechselmodell?

Die Rückmeldungen der Eltern sind positiv. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Infektionszahlen sind viele froh über ein verstärktes Sicherheitskonzept durch verkleinerte Gruppen. Für die Kinder ist es besonders wichtig, mit ihren Freund*innen gemeinsam die Schule besuchen zu dürfen. Gerade diesen Aspekt des sozialen Miteinanders möchten wir deshalb auch in unserem Wechselmodell berücksichtigen. 

5.     Welche Rückmeldungen geben die Lehrkräfte zum Wechselmodell an eurer Schule?

Der Impuls für den Wechsel zu einem Hybridmodell kam unter anderem aus dem Kollegium. Wir haben aktuell viele erkrankte Lehrkräfte, von denen viel mehr als zuvor für eine ganze Woche ausfallen. Dies betrifft in den letzten Wochen jeweils ein Drittel unseres Kollegiums. Das regelmäßige Lüften und ständige Maskentragen führt zu einer sehr anstrengenden Lern- und Arbeitssituation für alle in der Schule.

Deshalb empfinden Lehrkräfte wie Schüler*innen die aktuelle Situation des "Regelbetriebs" als sehr belastend und wünschen sich diesen Wechsel dringend.

Mareike Klauenflügel

 

(1) Was sind Fachbüros? Diese Erläuterung findet auf der Homepage der IGS Kalbach-Riedberg: „Wenn du dich fragst, was ein Fachbüro ist, lies weiter: Im Fachbüro geht man in eine andere Klasse und macht Deutsch, Mathe oder Englisch. Man schreibt dann in das Logbuch, was man machen will. Und wenn das Fachbüro zu Ende ist, schreibt man in das Logbuch, was man gemacht hat. Das Fachbüro ist sehr toll: Am Anfang wirst du es ein bisschen kompliziert finden mit der Einteilung und wo das alles ist, aber nach zwei Wochen gewöhnst du dich daran. Die Klassen sind nicht zu groß und nicht zu klein. Die Lehrer machen auch oft Witze und der Unterricht macht meistens immer Spaß. Wenn du Probleme hast, gibt es immer einen, der dir hilft.

 

Wer hat an eurer Schule den Wechselbetrieb festgelegt?

Der Kreis über eine Allgemeinverfügung.

Seit wann arbeitet eure Schule im Wechselbetrieb?

Seit dem 09.November

Wie sieht eure Unterrichtsstruktur im Wechselbetrieb aus (A- und B- Wochen, täglicher Wechsel, Rhythmus für SuS im Distanzunterricht etc.)?

Je nach Schulform täglicher oder wöchentlicher Wechsel, geteilte Klassen bei denen beide Klassenhälften anwesend sind und gleichzeitig von einem Lehrer betreut werden. Wenn Klassen kleiner als 15 Sus sind dann wird nicht geteilt. Einzelne Klassen sind auch mit mehr SuS in großen Räumen.

Welche Rückmeldungen habt ihr von Schülerinnen und Schülern und Eltern zum Wechselmodell?

Überlastung der Schüler aus Gründen der Leistungsüberprüfung, Schwierigkeiten in der Organisation und im Selbstmanagement, Fehlende Medienkompetenz bei den SuS führt zu Arbeitszeitverlust und zu Lücken im Wissenszuwachs, fehlende Medienkompetenz bei den LulL führt  zu sehr unterschiedlichen Arbeitsstrukturen- es gibt keine gemeinsame Struktur- die SuS müssen sich dauernd umstellen. Die meisten SuS sehen prinzipiell die Notwendigkeit des Wechselmodells, sind aber prinzipiell eher für den Vollunterricht.

Welche Rückmeldungen geben die Lehrkräfte zum Wechselmodell an eurer Schule?

Die meisten Kollegen geben an, dass sie das Wechselmodell zeitlich und organisatorisch deutlich mehr fordert als das Präsenz- oder Distanzmodell. Man muss zwei Lerngruppen gleichzeitig gerecht werden. Dabei sehen die Lehrkräfte aber im Wechselmodell eine sinnvolle Maßnahme unter Pandemiebedingungen. Die sie von der Aufsicht über große Gruppen entlastet. Die technischen Möglichkeiten hängen sehr stark von privatem Equipment ab, bis auf Plattformen wird den Lehrern kein oder wenig Equipment zur Verfügung gestellt.

Martin Jöckel
 

Ergänzung:

Wichtig war der Pädagogische Tag, bei dem richtigerweise Unterricht ausfiel und sich die Kolleg*innen auf den Wechselunterricht vorbereiten konnten. Das gab es an vielen Schulen nicht, sondern die Kolleg*innen mussten sich zusätzlich zum Unterricht das Wechselmodell vorbereiten.

Ralf Becker

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Aktuell gibt es in Bezug auf Corona und Schule ein ganz großes Thema in der öffentlichen Diskussion. Die Erfahrungen belegen mehr und mehr, dass – entgegen der öffentlichen Verlautbarungen der Kultusminister – das Coronavirus in Schulen offenbar doch günstige Bedingungen für eine weitere Verbreitung findet und das Virus dort, wie kürzlich erst vom hessischen Kultusminister Lorz im Interview mit Claus Kleber im heute-Journal behauptet, nicht nur von außen hineingetragen wird.

Das Wechsel- oder Hybridmodell, bei dem Klassen und Lerngruppen geteilt werden, in denen Mindestabstände von 1,5m im Klassenraum nicht eingehalten werden können, und abwechselnd im Distanz- und Präsenzunterricht beschult werden, scheint ein wirksames Mittel zu sein, um ein Infektionsrisiko in den Schulen zu senken. Doch die Kultusminister und Ministerpräsidenten wehren sich dagegen und geloben, weiter für eine Öffnung der Schulen für alle zu „kämpfen“. Doch warum eigentlich? Aus deren Sicht gibt es viele Gründe gegen ein Wechselmodell – doch was denken die, die unmittelbar betroffen sind, nämlich die Schülerinnen und Schüler (zur leichteren Lesbarkeit im weiteren Verlauf mit SuS abgekürzt)? Um das herauszufinden, startete die Clemens-Brentano-Europaschule am Standort Allendorf/Lumda eine Befragung ihrer SuS der Jahrgangsstufen 5 bis 10, von denen sich die Jahrgänge 7 bis 10 seit inzwischen drei Wochen im Wechselunterricht befinden. Die Jahrgangsstufen 5 und 6, die weiter im Klassenverband unterrichtet werden, konnten von ihren Erfahrungen mit den Corona-Bestimmungen berichten (Lüften, Maskenpflicht, Freizeitverhalten). Die Antworten mögen die Verantwortlichen in der Politik überraschen, doch offensichtlich funktioniert das Hybridmodell in der Praxis besser als sein Ruf. Das Echo der SuS aller Schulzweige der Klassen 5 bis 10 jedenfalls, die alle freiwillig an der Umfrage teilnehmen konnten, war riesig. Nicht alle Antworten waren positiv, aber in jedem Falle aufschlussreich und ein – auch für die Lehrkräfte – interessantes Feedback darüber, wie ihre Arbeit bei ihrer Zielgruppe ankommt.

Die Fragen waren aufgeteilt in drei große Blöcke: zum Distanzunterricht, zum Präsenzunterricht und Allgemeine Fragen. Zum Tagesablauf im Distanzunterricht befragt, antwortete die Mehrheit der Lernenden, zu ähnlichen Zeiten wie im Präsenzunterricht zu arbeiten. Viele SuS gaben an, zwischen 6h30 und 8h aufzustehen und mit der Bearbeitung der ihnen über das Internetportal „IServ“ der Schule von den Lehrkräften gestellten Aufgaben zu beginnen. Eine oft erwähnte Begründung war, den gewohnten Tagesrhythmus nicht durcheinander bringen zu wollen, aber auch am Nachmittag mit der Arbeit fertig sein zu wollen. Einzelne SuS, vor allem der höheren Jahrgangsstufen, gaben an, lieber länger zu schlafen und sich die Arbeit über den Tag zu verteilen. Mehrheitlich waren die SuS mit der Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern zufrieden. Per Mail oder via IServ Messenger könne man sich bei Fragen an die Lehrer wenden und müsse nicht bis zum nächsten Tag warten. Grund zur Kritik gab es nur in Einzelfällen, bei denen zu wenige Aufgaben eingestellt worden seien, Aufgaben erst nachmittags eingestellt wurden oder für einzelne Fächer noch keine Gruppenchats angelegt wurden. Die meisten SuS erledigen die Distanzaufgaben eigenständig, können sich aber bei Fragen an wenigstens ein Elternteil wenden, wenn auch manchmal erst nach der Arbeit. Mit den Rückmeldungen der Lehrkräfte auf die eingereichten Aufgaben zeigten sich die Lernenden mehrheitlich zufrieden.

Interessant waren in Bezug auf den Präsenzunterricht die oft gleichlautenden Antworten, dass dieser in den halbierten Gruppen als viel effizienter und angenehmer wahrgenommen wird, als der Unterricht im Klassenverband. Stellvertretend schreibt eine Schülerin der zehnten Gymnasialklasse, dass sie ihre mündliche Mitarbeit stark verbessern konnte. Ein anderer Schüler der selben Klasse nannte als großen Vorteil die durch ruhigere Lernatmosphäre verbesserte Konzentrationsmöglichkeit. Offenbar scheint es einen generellen Wunsch der SuS nach kleineren Lerngruppen zu geben. Sicher auch ein Ansatzpunkt für die Politik, Unterricht künftig durch kleinere Klassen besser zu machen.

Zur Praxis des Lüftens befragt, fielen die Antworten erstaunlich nüchtern und pragmatisch aus. Generell scheint das Stoßlüften alle 20 Minuten zu funktionieren, freiwillige SuS als „Zeitwächter“ oder „Lüftungsbeauftragte“ sorgen dafür, dass regelmäßig gelüftet wird. Dass es im Klassenraum kalt wird, kompensieren die SuS durch wärmere Kleidung, mitgebrachte Decken oder sie ziehen einfach ihre Jacke an.

An das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes haben sich die SuS scheinbar schnell gewöhnt. Eine Schülerin meint, dass sie sogar manchmal vergisst, sie abzusetzen, wenn sie sie nicht mehr tragen muss. Eine andere antwortet, die Maske ist inzwischen fast so wichtig geworden wie das Handy, „da man ohne nicht mehr weit kommt“. Ein Schüler der 9. Klasse wünscht sich, dass man draußen in der Pause die Maske auch mal absetzen darf, wenn der Abstand eingehalten wird.

In der Frage, ob lieber Distanz- oder im Präsenzunterricht, sind die SuS unentschieden. Manche bevorzugen den Distanzunterricht, z.B. wegen der freien Zeiteinteilung, andere schätzen am Präsenzunterricht die Möglichkeit, leichter nachzufragen.

Allgemein stellen die SuS fest, dass im Klassenraum und auf dem Schulhof Abstände eingehalten werden können, auch wenn ein paar SuS einräumen, es manchmal in den Pausen zu vergessen. Kritisiert wird aber mehrfach, dass ein Abstandhalten auf dem Schulweg im Schulbus oft nicht möglich ist. Ein Schüler gibt an, dass man im Bus „einfach keinen Abstand halten kann“.

Kontakt zu Freunden halten die SuS im Distanzunterricht über WhatsApp, Instagram, Facebook, Snapchat oder Skype. Manche schreiben, dass sie das klassische Telefonieren wieder für sich entdeckt haben.

Da Vereinssport wegfällt, halten sich viele anderweitig fit. Ein Schüler der siebten Hauptschulklasse berichtet, dass er jetzt mit seinem besten Freund viel Tischtennis spielt – man kann sich bewegen und dabei Abstand halten. Ein Alterskamerad bekommt nun online Kampfsportunterricht, andere joggen, fahren Fahrrad oder machen Workouts, z.B. nach Youtube-Videos. Es wird gelesen, gemalt, aber auch gezockt … Eine Schülerin der 7. Klasse schaut sich die Filme zu ihren Lieblingsbüchern an. Viele verbringen jetzt mehr Zeit mit ihrer Familie oder mit dem Haustier.

In ihrer Ansicht, ob das aktuelle Unterrichtsmodell helfen wird, die Corona-Zahlen zu senken, zeigt sich bei den SuS ein geteiltes Bild. Es gibt SuS, die der Meinung sind, dass die Zahlen sinken werden, wenn „alle mit anpacken“, andere glauben nicht daran, dass das Konzept viel ändern wird. Ein Schüler der 9. Klasse merkt kritisch an, dass es ihm wichtig ist, dass sich auch die Erwachsenen an die Regeln halten. Ein Schüler der Klasse 7c ermutigt uns alle mitzumachen: „Mit Abstand, einem offenen Fenster und einer Maske kann jeder von uns einen Teil dazu beitragen.“

So weit die Rückmeldungen aus Schülersicht. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass das, was sich mehrheitlich positiv anhört, auf das Engagement der Schulen zurückzuführen ist, die sich in der Pandemie von der Politik oft im Stich gelassen fühlen. Verantwortung wird von oben nach unten weitergereicht und bleiben oft an den Schulleitungen hängen. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen durch viel Einsatz und Mehrarbeit versuchen, aus der schwierigen Situation im Sinne der Kinder das Beste herauszuholen und niemanden zurückzulassen. Für viele bedeutet das Wechselmodell eine Verdoppelung der Arbeitszeit, weil neben dem Präsenzunterricht die jeweils andere Gruppe im Distanzunterricht mitversorgt und pädagogisch betreut werden muss. Vieles läuft gut, aber manches liegt auch noch im Argen, wie z.B. die Digitalisierung und die technische Ausstattung von Schulen, Lehrern und Schülern. Es bleibt zu hoffen, dass die Probleme und Missstände an Schulen, die durch Corona offensichtlich wurden, in der Post-Pandemiezeit nicht wieder im Alltagsgeschäft untergehen, sondern angepackt werden, damit Bildung in Deutschland zukunftsfähig wird und den Stellenwert erhält, der ihr zusteht.

Jens Hausner

Das beschriebene Rotationsmodell wurde an der Heinrich-Schütz-Schule im Anschluss an den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bis zum Ende des Schuljahrs angewendet und war nach Rückmeldung aller Beteiligten ein gelungener Weg, mit der Situation umzugehen.

Unsere Schulkonferenz hat im Oktober beantragt, zu diesem Modell zurückzukehren. Bisher wurde uns dies nicht erlaubt.

In unserem Modell wird jede Klasse in zwei Lerngruppen (A und B) geteilt. Gruppe A hat in den ungeraden Kalenderwochen täglich von der ersten bis zur dritten Stunde Präsenzunterricht. Von der vierten bis zur sechsten Stunde erhält Gruppe B Präsenzunterricht. Eine Durchmischung der Schüler der beiden Gruppen wird durch die Gruppenwechselphase weitgehend verhindert. Der Klassenstundenplan (Stundentafel) sowie die Länge der einzelnen Stunden bleiben unverändert, lediglich das Zeitraster verschiebt sich leicht. Es erfolgt keine Kürzung der durch die Lehrerinnen und Lehrer erteilten Stundenmenge, d.h. die von den einzelnen Lehrkräften zu haltende Wochenstundenzahl bleibt unangetastet.

Der tägliche Präsenzunterricht wird durch die häusliche Studienzeit ergänzt. Hierfür erhalten die Schülerinnen und Schüler auf den Präsenzunterricht abgestimmte Aufgaben/Materialien/Lernangebote (auch digital – über das SCHULPORTAL). Durch die Angebote über das Schulportal entsteht ein gewisser Mehraufwand für die Lehrkräfte, dieser ist aber deutlich geringer als bei hybriden Unterrichtsformen. Im Kern kann das Modell auch rein analog funktionieren, die Aufgaben werden dann im Unterricht entsprechend vor- und nachbereitet.

Aufgrund der Erfahrungen vom Ende des letzten Schuljahrs sprechen die folgenden Punkte auch in der aktuellen Situation für dieses Modell:

Täglicher Schulbesuch:
Alle Schülerinnen und Schüler nehmen täglich am Präsenzunterricht teil!
Struktur und Alltagsroutine bleibt für alle Beteiligten erhalten.

Unveränderter Stundenplan für Schüler und Lehrer:
Alle Fächer werden weiter laut Stundentafel unterrichtet;
Lehrpersonal unterrichtet weiter im Rahmen des regulären Stundenumfangs.

Bildungsgerechtigkeit:
Sozial schwächere Schülerinnen und Schüler werden weniger benachteiligt (z.B. bei mangelhafter technischer Ausstattung zu Hause). Oft ist gerade für diese Kinder der tägliche, persönliche Kontakt zur Lehrkraft besonders wichtig.

Kleinere Lerngruppen:
Klassenteilungen verringern die Gefahr von Infektionen mit dem Covid-19-Virus bzw. Kontakten mit Infizierten und somit das Risiko von durch die Gesundheitsämter verordneten Quarantänemaßnahmen. Abstände können besser eingehalten werden. Durchmischung im Schulalltag wird verringert.

Große Akzeptanz:
Eltern akzeptieren das Modell, da u.a. die Betreuungssituation weniger problematisch ist. Schülerinnen und Schüler schätzen die kleineren Lerngruppen im Präsenzunterricht.

Positive Effekte in anderen Bereichen:
Entlastung des Öffentlichen Personennahverkehrs und somit zumindest zeitweise eine Minderung der Infektionsgefahr in Bussen und Straßenbahnen.

Durch das Rotationsmodell wurde schnell und flexibel, ohne große Verzögerung und zeitraubende Eingriffe in schulorganisatorische Abläufe auf das extrem dynamische Infektionsgeschehen reagiert – und so die gesundheitliche und gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen, gleichzeitig einen täglichen Schulbesuch der Kinder vor Ort zu gewährleisten.

Erläuterung des durchgeführten Modells
Brief des Personalrates an das HKM - Schulamt

Martin Gertenbach

 

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