Die GEW Hessen bewertet die heute von Kultusminister Armin Schwarz vorgestellten Maßnahmen zur Deutschförderung an Grundschulen als „gut gemeint“, aber unzureichend. „Wir benötigen zielgerichtete Förderangebote und zusätzlichen Unterricht, der nicht auf Kosten des bestehenden Angebots geht“, fordert Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen. Die zusätzliche Deutschstunde in der 1. und 2. Klasse wird jedoch zunächst nur an einigen wenigen Schulen eingeführt. Bei der Auswahl der Schulen herrscht nach Einschätzung der GEW „Beliebigkeit“. Für die weitere Deutschstunde in der 3. und 4. Klasse wird wiederum die vorhandene Unterrichtszeit lediglich umverteilt: Der Englischunterricht wird um eine Stunde gekürzt.
Thilo Hartmann erinnert in diesem Zusammenhang an das bundesweite Startchancenprogramm. Dieses soll ab dem kommenden Schuljahr Schulen unterstützen, an denen viele Schüler:innen aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen kommen: „Jedes vierte Kind in Hessen wächst in Armut auf. Insbesondere die Grundschulen mit besonders vielen Kindern in prekären Lebenslagen benötigen zusätzliche Ressourcen. Das gilt auch für den Deutschunterricht. Gute Sprachkenntnisse sind das A und O für den weiteren Bildungsweg.“
Die GEW fordert die Verteilung der zusätzlichen Mittel anhand eines schulscharfen Sozialindexes. Hierzu muss die Landesregierung schnellstmöglich ein Konzept entwickeln. Zur Gegenfinanzierung der Bundesmittel für das Startchancenprogramm muss die Landesregierung zusätzliches eigenes Geld in die Hand nehmen. „Die Bundesmittel aus dem Startchancenprogramm helfen uns weiter. Aber sie alleine reichen nicht aus, um gezielt die Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, die am meisten Hilfe benötigen“, lautet die Einschätzung von Thilo Hartmann.
Für den Deutschunterricht und den Sozialindex sind mehr Lehrkräfte unerlässlich. Aufgrund des Mangels muss derzeit viel Unterricht an Grundschulen durch Vertretungskräfte ohne Lehramtsqualifikation abgedeckt werden. Deswegen ist es dringend erforderlich, dass das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen rasch die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen gegen den Mangel umsetzt. Dazu gehört ein Qualifizierungs- und Entfristungsangebot für langjährige Vertretungskräfte.