Missstände im Umgang mit Minderjährigen bei der Bundeswehr

Zum aktuellen Bericht des Wehrbeauftragten

Pressemitteilung des Bündisses "Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!“

Zahl der Minderjährigen in der Bundeswehr wieder gestiegen

Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels kritisiert in seinem neuen Bericht den erneuten Anstieg von minderjährigen Soldaten bei der Bundeswehr. Im Jahr 2019 traten 1.706 Minderjährige ihren Dienst bei der Bundeswehr an. 2018 waren es noch 1.679 17-Jährige. Die Kampagne "Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr!" fordert den sofortigen Stopp der Rekrutierung Minderjähriger durch die Bundeswehr und die Anerkennung des internationalen 18-Jahre-Standards, der von über 150 Ländern weltweit eingehalten wird. Dies fordert auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes und die Kinderkommission des Deutschen Bundestages. In der Kampagne "Unter 18 nie!" haben sich zehn Organisationen aus den Bereichen Kinderrechte, Kirche, Gewerkschaften und Friedensbewegung zusammengeschlossen.

Der Bericht dokumentiert zudem Missstände im Umgang mit Minderjährigen bei der Bundeswehr und verweist auf zahlreiche Fälle von verbaler und physischer Gewalt. Unter anderem wird beschrieben, dass ein Oberstleutnant einen 17-jährigen Rekruten mit in ein Bordell genommen hat. „Die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle, die auf strafbare sexuelle Übergriffe hinweisen, steigt laut Bericht des Wehrbeauftragten seit fünf Jahren kontinuierlich an und hat sich seit 2015 vervierfacht. Sie verdeutlicht den mangelnden Jugendschutz bei der Bundeswehr. Zudem verschweigt die Bundeswehr, wie viele minderjährige Soldatinnen und Soldaten betroffen sind“, kritisiert Sarah Gräber, Sprecherin der Kampagne „Unter 18 nie!“.

Es muss davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist. Die Kampagne fordert deshalb mehr Transparenz bei Vorfällen dieser Art und eine Informationspflicht, ob Minderjährige betroffen sind. Dies soll auch für andere jugendgefährdende Bereiche gelten wie Unfälle bei militärischen Übungen, Mobbing, demütigende Aufnahmerituale, Traumatisierung und psychische Krankheiten, Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Selbstmorde und rechtsextreme Propaganda. Die Bundeswehr beziehungsweise das Verteidigungsministerium veröffentlichen bisher keine expliziten Zahlen oder Berichte über Vorfälle, die minderjährige Soldatinnen und Soldaten betreffen.