Angehende Lehrkräfte sind stark überlastet

Neue Zahlen der GEW Hessen vorgestellt | Pressemitteilung

Frankfurt: Die Belastungen für angehende Lehrkräfte in Hessen erreichen zunehmend ein alarmierendes Ausmaß. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage der GEW Hessen, die die Herausforderungen und Belastungen für Referendar:innen im Lehramtsbereich untersucht hat. Die Ergebnisse verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen in der Ausbildung zu verbessern und konkrete Maßnahmen zur Entlastung zu ergreifen.

Die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte ist seit Jahren von zunehmenden Anforderungen geprägt. Neben den hohen fachlichen Anforderungen und der intensiven praktischen Ausbildung sind viele angehende Lehrkräfte durch die häufigen Vertretungsstunden, die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts und den Ausbildungsbedingungen überfordert.

Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, forderte die Landesregierung auf, die im Raum stehenden Kürzungen zurückzunehmen: „Die Landesregierung plant, den Vorbereitungsdienst von bisher 21 auf 18 Monate zu verkürzen. Gleichzeitig sollen die Ausbildungsbestandteile und die Ausbildungsstunden der angehenden Lehrkräfte mindestens auf dem gleichen Niveau bleiben. Zudem soll die Zahl der zu betreuenden Nachwuchslehrkräfte für die Ausbilder:innen erhöht werden. Setzt das Kultusministerium diese Sparmaßnahmen in der Lehrkräfteausbildung um, führt das zu Einschnitten in der Ausbildungsqualität und zu einer steigenden Arbeitsbelastung für Ausbilder:innen und Auszubildende. Gleichzeitig sehen wir durch die Erhebung, dass Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst häufig eingesetzt werden, um Engpässe im Stundenplan aufzufangen. Das darf nicht sein.“

 

Marisa Freibott, Sprecherin der Jungen GEW, war von den Antworten schockiert: „Über 90 Prozent der Teilnehmenden haben angegeben, dass sie körperlich und emotional erschöpft sind. Gleichzeitig klagen 82 Prozent darüber, dass sich der Vorbereitungsdienst negativ auf die mentale Gesundheit auswirkt. Alleine diese beiden Werte zeigen deutlich: Die meisten Lehrkräfte in Ausbildung sind sehr stark belastet.“ Beachtenswert sei gleichzeitig, dass die Unterstützung von Ausbilder:innen, Mentor:innen und Schulleitungen von den meisten Lehrkräften im Vorbereitungsdienst als gut empfunden wird. „Die extreme Belastung kommt vor allem durch die zu haltenden Vertretungsstunden und praktischen Anforderungen des Vorbereitungsdienstes“.

Susanne Nissen, Mentorin für angehende Lehrkräfte und Mitglied des Hauptpersonalrats, ging auf die Herausforderungen der Ausbilder:innen ein: „Eine fundierte Ausbildung braucht Zeit, gute Betreuung und verlässliche Rahmenbedingungen – nicht weniger davon. Denn: Bereits die letzte Novellierung des Hessischen Lehrkräftebildungsgesetzes führte zu einer massiven Arbeitsverdichtung durch zusätzliche Aufgabenvielfalt für angehende Lehrkräfte und deren Ausbilder:innen. Es gibt schlichtweg keinen weiteren Spielraum für zusätzliche Verschärfungen! Die Qualität der Ausbildung im Vorbereitungsdienst ist außerdem eine fundamentale Voraussetzung, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Statt Sparmaßnahmen braucht Hessen endlich eine verlässliche Stärkung der Lehrkräftebildung, die den wachsenden Herausforderungen im Schulalltag gerecht wird.

Erhebung:
Die Umfrage begann am 1. Mai und endete am 12. Juli 2025. 1.240 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) haben die Umfrage beantwortet. Die unvollständigen Umfragen wurden nicht in die Bewertung aufgenommen. Danach ergibt sich eine Stichprobengröße von 1.009. Damit wurde knapp ein Drittel der in Hessen auszubildenden Lehrkräfte befragt.

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